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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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ihrer Tante zurückbrachte. Geduld war nicht gerade Robs starke Seite. Und Teilen wohl auch nicht.
    Er holte tief Luft und versuchte, sich zu entspannen. Was war nur in ihn gefahren? Er hätte besser den Walzer einfordern sollen, den sie ihm am Nachmittag versprochen hatte, um dann zu gehen. Miss Lovejoy war nicht für ihn bestimmt. Zu süß. Zu unschuldig. Zu verführerisch.
    „Ah, Lord Glenross.“ Miss Lovejoy bot ihm ihre Hand in dem Moment, da Seymour sie losließ. „Sind Sie gekommen, um die Schuld einzutreiben?“
    „Welche Schuld?“, fragte Seymour mit zusammengekniffenen Augen.
    „Seine Lordschaft hat mich heute vor dem schlechten Wetter gerettet“, antwortete Miss Lovejoy an Robs Stelle. „Wir haben das Ende eines Schneeschauers in Twickfords Teestube abgewartet, bis die Pflicht Seine Lordschaft abrief. Er war so freundlich, für mich Tee zu ordern und mir Zeit zu lassen, mich aufzuwärmen.“
    Bei Seymours überraschter Miene fühlte Rob sich ein wenig schadenfroh. „Vorsicht, Miss Lovejoy. Wenn Sie so etwas sagen, könnten Sie meinen Ruf ruinieren. Sie könnten die Leute dazu bringen, mich für einen Gentleman zu halten.“
    Sie lachte. „In Zukunft werde ich vorsichtiger sein.“
    Die ersten Takte des nächsten Tanzes erklangen. „Wie das Schicksal so spielt, bin ich tatsächlich hier, um einzufordern, was mir zusteht. Einen Walzer, nicht wahr?“ Ohne weitere Umschweife führte Rob seine Partnerin auf die Tanzfläche und zog sie in seine Arme.
    „Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht“, begann Miss Lovejoy. „Als Sie heute Nachmittag so plötzlich aufbrachen, fürchtete ich, Sie durch irgendetwas verärgert zu haben.“
    Er lächelte ein wenig schief. Er konnte ihr schlecht offenbaren, dass er in Versuchung geraten war, sie zwischen Konfitüre und Kuchen auf den Tisch zu legen und zu vernaschen. Oder dass er sich vorgestellt hatte, derjenige zu sein, der ihr die Sahne von den Lippen leckte, als sie ‚himmlisch!‘ geseufzt hatte. Zumindest in dieser Hinsicht musste er Maeve zustimmen. Er war wie ein Tier.
    „Im Gegenteil, Miss Lovejoy. Mir hat nichts missfallen. Ich hatte nur – äh – etwas Dringendes zu erledigen.“
    Sein Blick fiel auf die Rosen an ihrem Ausschnitt. Zum Glück bemerkte Miss Lovejoy nichts davon, denn das Gemurmel vom Rande der Tanzfläche war plötzlich lauter geworden. „Ich frage mich, was da los ist“, sagte sie.
    Ethan Travis, ein Bekannter von Rob, drehte sich zu ihnen um. Mit einer Kopfbewegung winkte er sie zur Seite. Rob geleitete seine Partnerin von der Tanzfläche.
    „McHugh, hast du schon gehört? James Livingston wurde in einer Straße hinter dem Pultney Hotel tot aufgefunden. Ist das nicht das, in dem du wohnst?“, fragte Travis.
    „Jamie Livingston?“ Rob wurde ganz still. Sogenannte schockierende Nachrichten berührten ihn selten, aber diese war ungewöhnlich. Erst heute war er Livingston zufällig begegnet, nachdem er Twickfords verlassen hatte. Es war kein Geheimnis, dass er mit Livingston nicht auf allerbestem Fuße stand. Rob hatte ihn vor Jahren dabei erwischt, wie er Maeve in einen dunklen Garten zog, aber so ein Schicksal hatte er diesem Mann ganz und gar nicht gewünscht. „Hat man den Mörder gefasst?“
    „Nein. Er war schon Stunden tot, ehe er gefunden wurde. Der Bastard hat ihn erstochen, Rob.“
    Neben ihm holte jemand tief Luft, und das erinnerte ihn an die Anwesenheit von Miss Lovejoy. Er sah in ihr bleiches, entsetztes Gesicht. „Alles in Ordnung, Miss Lovejoy?“
    „Ja.“ Mit großen Augen nickte sie. „Bitte machen Sie sich keine Sorgen um mich.“
    Ein wenig zerstreut lächelte er sie an und wandte sich dann wieder an Ethan. „Gibt es irgendwelche Hinweise?“
    „Der Nachtwächter sagte, er hätte einen Knopf oder so etwas in der Hand gehalten. Mit einem Raben darauf. Jamie muss nach seinem Angreifer gefasst haben, als er zu Boden sank.“
    Ein Knopf? Eine dunkle Ahnung überkam Rob, aber er konnte nicht genauer benennen, an was ihn diese Mitteilung erinnerte.
    „Wie – wie schrecklich für Sie, auf diese Weise einen Freund zu verlieren“, stieß Miss Lovejoy hervor.
    Sie wirkte so verstört, dass Rob das Bedürfnis hatte, sie zu beruhigen. In seiner Sorge vergaß er Travis und führte sie zu einer Gruppe freier Stühle neben der Punschschüssel. Er sorgte dafür, dass sie sich hinsetzte, und reichte ihr dann eine Schale Punsch, der mit etwas Brandy verstärkt war.
    Neben ihrem Stuhl kniete er nieder.

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