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Der lächelnde Henker

Der lächelnde Henker

Titel: Der lächelnde Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die verfallene Burg.
    Hielt sich der Henker dort versteckt?
    Ich konzentrierte mich auf ihn. Vielleicht würde es mir gelingen, eine Aura des Bösen festzustellen. Mit einer Hand hielt ich dabei mein Kreuz umklammert, aber ich bekam durch das geweihte Kruzifix keinerlei Nachricht.
    Es wäre auch zu schön gewesen.
    »Hast du die Insel gesehen?« Suko sprach mich an und schlenderte langsam näher.
    »Mehr geahnt.«
    »Die Frage ist, wie kommen wir dort rüber? Ich habe keine Lust, durch das Wasser zu waten.«
    »Vielleicht finden wir ein Boot.«
    »Glaube ich nicht, aber wir können ja nachsehen.«
    Das taten wir auch. Etwa eine Viertelstunde suchten wir, knickten Schilfrohre um und fanden auch einen Steg, doch ein Boot war nicht zu sehen. Dafür entdeckten wir etwas anderes. Dicht am Steg Fußspuren, und das Schilf war frisch geknickt worden.
    Das hatte etwas zu bedeuten.
    »Hier war jemand vor kurzer Zeit«, erklärte Suko und deutete auf die helleren Stellen.
    Ich besah sie mir genauer und mußte meinem Partner recht geben. Wir fanden auch das durchtrennte Tau und zogen sofort die richtigen Schlüsse.
    Da hatte jemand die Leine eines Bootes gekappt.
    »Ob der geahnt hat, daß wir hier erscheinen?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Durchaus möglich. Fragt sich nur, wer es gewesen ist?«
    »Vielleicht der Henker.«
    Natürlich, daran hatte ich auch gedacht. Wie die Indianer machten wir uns weiterhin auf die Spurensucheund kamen sehr schnell zu der Überzeugung, daß es nicht nur eine Person gewesen war, die sich in Ufernähe aufgehalten hatte.
    Mehrere Fußspuren konnten wir ausmachen und auch unterscheiden, denn da hatten sich mindestens vier oder fünf Personen bewegt. Irgendwie gefiel mir das alles nicht.
    Suko hatte ähnliche Gedanken, die er auch aussprach. »Ich habe das Gefühl, daß einige Leutchen zur Insel rübergefahren sind, oder was meinst du?«
    »Richtig.«
    »Stell dir mal vor, John, der Henker lauert dort…«
    »Hör auf!« fuhr ich meinen Freund an, »daran darf ich gar nicht denken.«
    »Wir müssen rüber.«
    Das hieß: hinein ins kalte Wasser und bis zur Insel waten. Kein reines Vergnügen, wirklich nicht, aber uns blieb leider nichts anderes übrig. Wenig später hatten wir Glück. Fast gleichzeitig entdeckten wir den dunklen treibenden Gegenstand auf dem Wasser. Der Wind blies uns ins Gesicht, er bewegte auch die Wellen und mußte den Gegenstand von der Seemitte auf dieses Ufer hier zugetrieben haben.
    »Mann, John, ein Boot!«
    Ja, der Chinese hatte recht. Aber es lag verdammt tief im Wasser. Ein kleines Wunder, daß es noch nicht gekentert war.
    Da gab es nur eins. Wir mußten das Boot heranholen. Während ich mich umdrehte und von einem Baum einen langen Ast abbrach, war mein Freund bereits auf den Steg gelaufen.
    Er fluchte ein paarmal, ich hörte es platschen, und als ich zurückkehrte, sah ich Suko balancieren.
    »Was ist los?«
    Mein Freund drehte kurz den Kopf. »Die verdammten Bohlen halten mein Gewicht nicht aus.«
    »Du solltest eben weniger essen.«
    »Bei dir wären sie auch zusammengekracht, aber mit mir kannst du es ja machen.«
    Als Antwort warf ich ihm den Stock rüber, den mein Partner geschickt auffing.
    Er hatte sich auf das Ende des Bootsstegs zubewegt, stand dort so günstig wie möglich und streckte seinen Arm aus. Er hielt den Ast jetzt fest. Ich drückte ihm die Daumen, daß die Länge ausreichte. Suko strengte sich an, er ging in die Knie, berührte das Boot mit dem Ast und suchte nach einer Stelle, wo er ihn festhaken konnte. Das war gar nicht so einfach. Zudem war das Boot mit Wasser vollgelaufen, äußerst träge, schwer und unbeweglich. Der Chinese schaffte es dennoch. Er bekam den Kahn so nahe an sich heran, daß er mit der Hand zupacken konnte und das Boot schließlich in den Schilfgürtel zog.
    Ich war nicht auf den Steg gesprungen, sondern in den Schilfgürtel. Nasse Füße machten mir nichts aus, Hauptsache, ich konnte den Kahn heranziehen. Wir schafften es in gemeinsamer Arbeit, hievten ihn auch an Land, keuchten dabei, wurden naß und drehten ihn um. Das Wasser lief raus, wir hatten freie Sicht und zeigten die erste Enttäuschung.
    Man hatte den Kahn zerstört. Jemand mußte hineingehackt und so das Leck geschaffen haben.
    »Sieht frisch aus«, meinte Suko, »und könnte sogar von einer Axt stammen.«
    »Der Henker?«
    Suko schaute mich an und nickte. »Ja, mein Lieber, eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein.«
    »Warum?«
    »Keine

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