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Der lächelnde Henker

Der lächelnde Henker

Titel: Der lächelnde Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesprochen. Ich schaute auf Janes Rücken und wußte wirklich nicht, was ich sagen sollte. Sie rannte nicht weg, lief auch nicht schnell, sondern schlenderte davon. In einer provozierenden Haltung, für mich jedenfalls provozierend. Die nasse Kutte klebte an ihrem Körper, dampfte, und diese grauen Schwaden vermischten sich wieder mit dem uns umgebenden Nebel.
    Die schwarze Gestalt wurde schwächer, der Nebel legte sich stärker zwischen uns. Ich mußte ein paar Schritte vorlaufen, um sie besser erkennen zu können, und es gelang mir ebenfalls, meine innere Sperre zu überwinden.
    Ich schrie sie an. »Bleib stehen, Jane Collins, sonst jage ich dir die Kugel in den Rücken!«
    Ihre nächste Reaktion überraschte mich, denn Jane blieb tatsächlich stehen. Allerdings drehte sie den Kopf, schaute mich über die Schulter an und grinste verbissen. »Würdest du mir wirklich eine Kugel in den Rücken schießen, Sinclair?«
    »Ja, ich tu's!« knirschte ich und umklammerte meine Waffe so hart, als wäre sie der letzte Rettungsanker.
    Da öffnete sie den Mund und lachte. »Nein, Sinclair, nein. Ich kenne dich. Jahrelang haben wir zusammengearbeitet. Das ist nun vergessen. Ich bin eine andere geworden, du aber bist der gleiche geblieben, John Sinclair. Du hast dich nicht verändert, bist noch immer so ein Tölpel, der Skrupel kennt. Du wirst auch nicht auf mich schießen, denn du schießt niemanden in den Rücken, es sei denn, irgendein Umstand zwingt dich dazu. Aber den sehe ich nicht.«
    »Dafür ich!«
    Sie hob die Schultern. Irgendwie kam mir die Geste verächtlich vor, angewidert, dann drehte sie den Kopf, schaute wieder nach vorn und ging.
    Was sollte ich tun?
    Ich zitterte innerlich, meine Nerven standen auf dem Prüfstand. Verdammt, sie hatte ja recht. Ich schoß keinem in den Rücken, wenn ich nicht dadurch eine unschuldige Person aus den Klauen eines Dämons befreien könnte.
    Das lag hier nicht vor.
    Und sie ging weiter. Abermals mußte ich ihr folgen, um sie besser sehen zu können. Sie hatten schon fast die ersten Bäume erreicht, und ich sah schräg links von mir die Umrisse des Bentley aus der grauen Suppe erscheinen. Da feuerte ich.
    Fahl war die Flamme vor der Mündung. Als sie zusammenfiel, hatte ich das Ziel schon erwischt.
    Es war der weiche Grasboden dicht neben Jane Collins, und die jetzige Hexe zuckte tatsächlich zurück.
    »Die nächste Kugel tötet dich!« drohte ich mit fester Stimme. Diesmal schien sie mir zu glauben, denn sie blieb freiwillig stehen. Ein Erfolg.
    Ich atmete auf und lief die wenigen Schritte auf sie zu. Hatte ich gesiegt? Gab Jane auf?
    Ich freute mich. Plötzlich befand sich mein Inneres wieder in Aufruhr. Ich dachte schon daran, Jane Collins hinter Gittern zu sehen. Es schmerzte zwar, aber es war nicht so schlimm, wie das, was sonst vor ihr lag. Ein Leben als Hexe!
    Ich machte die Rechnung ohne den Wirt. Durch meinen angeblichen Sieg hatte ich ein wenig den Blick für die Realitäten verloren und dachte auch nicht mehr daran, daß Jane von einer Seite Hilfe bekommen konnte, die sehr mächtig war.
    Wikka war da!
    Schon einmal hatte ich ihr magisches Feuer erlebt, als sie mir Jane Collins aus den Fingern riß. Damals hatten wir uns in einem Krankenwagen befunden. [4]
    Auf einmal zischten zwischen uns die grünroten Flammen hoch, bildeten eine so gewaltige Wand, daß sie in ihrer Höhe die Kronen der Bäume erreichte.
    Ich warf mich zurück.
    Vielleicht hätten mich die Flammen erwischt, aber ich trug mein Kreuz bei mir, und es aktivierte sofort seine Kraft, so daß ich nicht einmal Hitze spürte.
    Nach drei Schritten fing ich mich wieder, riß das Kreuz höher, reckte meinen Arm in die Luft und wollte durch die verdammte Flammen wand stürmen.
    Ich hörte nur das Lachen, sah neben Jane Collins plötzlich Wikka sehr deutlich stehen und erkannte auch die beiden Schlangen, die aus ihrer Stirn ragten.
    »Niemand sperrt eine Dienerin von mir ein, John Sinclair! Niemand! Auch du nicht!«
    Während Wikka die Worte sprach, drehte Jane sich abermals um, lachte, und verdammt, Freunde, sie lachte mich aus.
    Das Gelächter hallte noch als Echo durch den Nebel, als die beiden längst nicht mehr zu sehen waren.
    Eine Verfolgung hatte keinen Sinn. Wikka beherrschte die magische Kraft des Satans.
    Sie kam und verschwand wie ein böses Omen…
    ***
    Suko fand mich am Ufer sitzend. Ich fror nicht, ich zitterte nicht, ich hockte nur da, hielt das Beil in der rechten Hand und starrte ins Leer. Daß Suko

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