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Der lächelnde Henker

Der lächelnde Henker

Titel: Der lächelnde Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gras war naß. Bald klebte es an seinen Schuhen und auch an den feucht gewordenen Hosenbeinen.
    Geisterhaft erschien aus dem Dunkelgrau ein hoher Baum. Wie das Wesen aus einem Fantasy-Film sah er aus. Ein großer, düsterer Ball, der leicht vibrierte.
    Dafür trug der Wind die Verantwortung, weil er durch die herabhängenden Zweige der Trauerweide strich.
    Suko passierte den Baum.
    Manchmal blieb er stehen, lauschte und rief selbst. Doch eine Antwort bekam er nicht.
    Je weiter er sich von der Burgruine entfernte, um so mehr änderte sich auch die Landschaft. Plötzlich war sie nicht mehr so frei. Sie besaß jetzt mehr Vegetation. Nicht nur Bäumen mußte der Inspektor ausweichen, auch Sträuchern und Büschen, die innerhalb des Nebels seltsam fremd auf ihn wirkten.
    Es waren Schatten, die sich kaum bewegten. Wenig später jedoch glaubte Suko einen Schatten zu sehen, der nicht stillstand, sondern links von ihm entlanghuschte.
    »Hallo, bleiben Sie…«
    Ein Schrei!
    An der Stimme erkannte Suko, daß er ein Mädchen vor sich hatte. Es lief weg, vielleicht hatte es ihn auch gesehen, aber der Chinese wollte die Kleine nicht entkommen lassen. Die Richtung hatte er sich ungefähr gemerkt, und er nahm augenblicklich die Verfolgung auf.
    »So bleiben Sie doch stehen, ich tue Ihnen nichts…«
    Jetzt hörte er schon die Schritte. Dann fiel das Gelände ein wenig ab. Durch die Feuchtigkeit war das Gras seifig geworden, es konnte zu einer Rutschbahn werden, und Suko sah den vor ihm laufenden Schatten, wie er sich bizarr veränderte.
    Dann war er verschwunden.
    Sekunden später hatte Suko ihn erreicht. Kaum stand er neben der Person, als er eine weitere Stimme hörte, die einen weiblichen Namen schrie, den Suko nicht kannte, weil er fremdländisch klang.
    »Anke, Anke, wo bist du?«
    Das Mädchen hockte auf dem Boden. Voller Angst starrte es den Chinesen an, der ihm wie ein Geist vorgekommen sein mußte. Abwehrend hatte Anke einen Arm vorgestreckt, die Lippen zitterten und formten leise Worte.
    »Bitte, bitte, töten Sie mich nicht. Ich habe Ihnen doch nichts getan, bitte…«
    Suko nickte. »Beruhigen Sie sich, Miß. Ich tue Ihnen nichts, wirklich nicht.«
    »Der Henker, er…«
    »Wo ist der Henker!«
    »Anke, endlich!« Aus dem Nebel erschien eine weitere Person. Suko drehte den Kopf und erkannte einen ebenfalls noch jungen Mann, kaum 20 Jahre alt. Er trug eine Brille und hatte rötliches Haar, das ihm in die Stirn hing. Auch sein Gesicht war von Angst gezeichnet.
    Suko war klar, daß auch er den schwarzen Henker gesehen haben mußte. Als der Junge den Chinesen sah, blieb er so heftig stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Seine Hände ballten sich, und Suko hob beruhigend den Arm. »Keine Angst«, sagte er, »ich bin von der Polizei.«
    »Was?«
    »Ja, Scotland Yard. Möchten Sie meinen Ausweis sehen?«
    Der Junge nickte und war beruhigt, als der Chinese ihm die Legitimation zeigte. »Und woher kommen Sie?« wollte Suko wissen.
    »Aus Germany.«
    Deshalb der etwas fremd klingende Name. »Gibt es noch mehr Freunde von Ihnen?«
    »Ja. Jürgen Fleischberger, Wolfgang Bischoff und Oliver Roos. Wir… wir sind dem Henker entkommen.«
    »Und zwei sind tot, nicht?«
    Der Junge nickte, preßte die Lippen zusammen und weinte wieder.
    »Wie seid ihr ihm entkommen?« erkundigte sich Suko. Das erzählte Anke Witte, die ebenfalls aufgestanden war und sich furchtsam umschaute. Suko hörte von einem Gang, der Folterkammer und deren Ausstieg.
    »Das war unsere einzige Chance«, erklärte Walter Lieh.
    »Und wo sind die anderen?«
    Walter hob die Schultern. »Wir haben gesagt, daß wir zusammenbleiben wollen, aber der Nebel…«
    »Dann müssen wir die anderen drei suchen«, sagte Suko schnell. »Um Himmels willen, wenn sie dem Henker in die Arme laufen, sind sie verloren. Bei diesem verdammten Nebel ist alles möglich. Der Henker kann neben euch stehen, und ihr seht ihn nicht.«
    Die beiden wurden noch blasser, schauten sich an und faßten sich wie zwei Kinder an den Händen.
    Walter sagte: »Der eine Tote war Ankes Freund…«
    Suko strich dem Mädchen über das Haar. »Ich weiß, es ist schrecklich, und ich kann Ihnen auch kaum Trost zusprechen, aber versuchen Sie, darüber hinwegzukommen.«
    Anke schüttelte den Kopf.
    Noch stand sie unter Streß, das wußte auch der Chinese. Der richtige Schock würde noch kommen, dessen war sich Suko sicher. Noch kam sie nicht zum Nachdenken, da sie weiterhin in großer Gefahr schwebte. Suko

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