Der lächelnde Henker
Reichweite des Henkers, der nicht einmal zugeschlagen hatte und spürte plötzlich, wie die Wand seine Drehungen bremste.
Der Henker wandte sich um.
Das ging schnell, sehr geschmeidig und bewies dem jungen Mann, daß er einen harten Kämpfer vor sich hatte, der nicht gewillt war, aufzugeben.
Jürgen Fleischberger schnellte in die Höhe. Ein Schrei des Schmerzes löste sich aus seiner Kehle, als er mit dem Ohr an einen harten Gegenstand schlug, der an der Wand herabhing.
Es war eine Eisenlanze.
Das sah Jürgen, als er für einen winzigen Moment den Kopf drehte, und sofort durchzuckte ihn eine wahnwitzige Idee.
Jetzt endlich hatte er eine Waffe, auch wenn sie vielleicht einige hundert Jahre alt war. Kämpfen konnte er damit trotzdem noch. Mit dem alten verrosteten Haken riß er sie aus dem Gestein, sah die ebenfalls verrostete Spitze der Lanze und stellte fest, daß sie verdammt schwer war.
Mit beiden Händen mußte er sie festhalten, wobei er zur Seite sprang und bis hinter das verfaulte Streckrad auswich, so daß es zwischen ihn und den Henker geriet.
Auch der Unheimliche mit seiner Kapuze hatte sich bewegt. Nach wie vor hielt er das Beil in der rechten Hand, den Arm hatte er dabei kampfbereit angewinkelt, die Mörderaxt stand hochkant, und die Schneide zeigte in Jürgens Richtung.
Dann kam er vor.
Gnadenlos in seinem Trieb und Vernichtungswillen. Mit einem heftigen Tritt zerstörte er die morschen Reste des Streckrads, so daß es ineinanderfiel.
Vor Schreck sprang Jürgen Fleischberger zurück und prallte gegen das Gerät mit den eisernen Daumenschrauben. Er löste eine Hand vom Schaft der Lanze, packte das Hindernis und schleuderte es dem Henker entgegen, der zwar noch ausweichen wollte, aber nicht schnell genug war, so daß er am Bein getroffen wurde. Ein Laut der Wut oder des Schmerzes drang dumpf unter der Kapuze auf, und einen Lidschlag später erfolgte der erste direkte Angriff.
Die Axt war wie ein blitzender silberner Strahl, als sie für den Bruchteil einer Sekunden durch den Lichtschein einer schräg am Boden liegenden Taschenlampe glitt. Plötzlich sah Jürgen Fleischberger sie so groß wie nie vor seinem Gesicht auftauchen, er bekam fürchterliche Angst und riß in seiner Verzweiflung die Lanze hoch.
Als er das Klirren vernahm, da wurde seine Angst zerstört, und er sah wieder klarer.
Er spürte auch keinen Schmerz, sah kein Blut, denn er hatte die erste Attacke abgewehrt.
Das gab ihm neuen Mut. Dieser wurde angefacht wie eine Flamme, die einen Schuß Sauerstoff bekommt, und Jürgen Fleischberger rammte seine Lanze vor.
Der Henker wich aus.
Geschickt glitt er dabei zur Seite weg, war trotzdem zu langsam, die Lanze erwischte zwar nicht seinen Körper, dafür den Stoff der Kutte. Erst jetzt stellte Jürgen Fleischberger fest, daß sich an der Spitze seiner Waffe kleine Widerhaken befanden, die sich in den schwarzen Stoff festgekrallt hatten.
Er mußte heftig ziehen, um die Lanze wieder freizubekommen. Ein paar Stoffetzen flatterten dabei zu Boden, und kaum hatten sie die Erde berührt, als Jürgen Fleischberger zu einem gewaltigen Rundschlag mit seiner Lanze ausholte. Dabei drang ein wütender Schrei aus seiner Kehle, er wollte den Henker zerstören, und im nächsten Augenblick hieb der untere Teil des Lanzenschafts gegen die Schulter des Unheimlichen, der zurückgeschleudert wurde.
Diesmal krachte der schwarze Henker gegen die Wand. Da brüllte Jürgen auf.
Er sah sich bereits auf der Siegerstraße und hetzte wie ein Irrwisch auf den Henker zu.
Der jedoch hatte die Übersicht nicht verloren. Gedankenschnell riß er seinen rechten Arm hoch, schleuderte ihn nach vorn und warf gleichzeitig die schwere Axt auf den heranstürmenden Jürgen Fleischberger zu.
Sie hätte getroffen, wenn es im Leben nicht immer gewisse Zufälle geben würde, für die die Menschen die Begriffe Schicksal, Glück oder Schutzengel geprägt hatten.
All das traf bei Jürgen Fleischberger zu.
Im richtigen Augenblick stolperte er über das alte Kohlebecken, verlor das Gleichgewicht, konnte sich nicht mehr auf den Füßen halten und kippte nach rechts.
Die Axt war auf seine Körpermitte gezielt worden, so aber verfehlte sie ihn um Haaresbreite, drehte sich noch einmal um die eigene Achse, bevor sie klirrend vor die gegenüberliegende Wand prallte. Noch in der Luft liegend, schleuderte Jürgen Fleischberger seine Lanze. Einen Halbbogen beschrieb sie, für einen Moment sah es so aus, als wollte sie den schwarzen
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