Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
jemand ab.
»Ich hätte gerne mit einem Beamten namens Holtz gesprochen.«
»Einen Augenblick … der ist leider schon weg. Sie können ihn morgen wieder erreichen.«
»Es ist wichtig. Ich habe einige Informationen.«
»Zu welchem Fall?«
»Das sage ich Holtz.«
»Ich verbinde Sie mit der Hinweisgruppe.«
»Warten Sie …«
Aber die Telefonistin hatte ihn bereits weiterverbunden.
Pär Jensen legte auf.
Er fühlte sich, nachdem er seinen Entschluss gefasst hatte, unerklärlich gestresst.
Ulf Holtz stand in der dunklen Diele und versuchte, in die Wohnung zu blicken. An Haken an der Wand hingen Jacken. Er hatte das Gefühl, dass geputzt und aufgeräumt war, obwohl er das Zimmer hinter der Diele noch nicht sehen konnte.
Holtz hatte sich überlegt, ob es wirklich ratsam war, jemanden zu Hause aufzusuchen, der möglicherweise in ein schweres Gewaltverbrechen verwickelt war. Der Mann hatte sich jedoch nicht abwimmeln lassen. Er hatte ihm etwas Wichtiges erzählen wollen.
»Woher haben Sie meine Telefonnummer?«
»Von der Auskunft. So viele Holtz gibt es nicht. Ich habe es auf gut Glück versucht und hatte beim zweiten Mal Erfolg. Treten Sie ein«, sagte der Mann.
Holtz erkannte ihn wieder, er war einer derjenigen, die im Laufe des Tages vernommen worden waren.
Er zog seine Jacke nicht aus, da er nicht lange bleiben wollte.
Der Wohnraum war klein, und die zusammengewürfelten Möbel wirkten unmodern. Alles war jedoch wie vermutet sehr sauber. Holtz meinte den schwachen Duft von Schmierseife wahrzunehmen. Ihm fiel auf, dass im Fenster immer noch ein Weihnachtsstern hing, obwohl Weihnachten schon lange vorüber war. Er war schon drauf und dran, eine Bemerkung zu machen, ließ es dann aber bleiben.
Unbehagen. Plötzlich hatte Holtz das Gefühl, dass er hier nichts zu suchen hatte. Niemand wusste, wo er war.
»Setzen Sie sich bitte«, sagte der Mann und holte ein Glas Wasser.
Er stellte es vor Holtz, der immer noch stand, auf den Tisch. Er hatte Holtz nicht gefragt, ob er etwas zu trinken wolle.
»Ich habe leider nur Mineralwasser im Haus. Wollen Sie nicht Platz nehmen?«, fragte Pär Jensen freundlich.
»Vielleicht ist mein Besuch doch keine so gute Idee. Wir unterhalten uns stattdessen auf der Wache. Ich kann Sie morgen früh abholen lassen, natürlich von Kollegen in Zivil.«
Holtz verhaspelte sich beinahe.
»Sie wollten Näheres über die Liste wissen«, meinte Jensen, ohne auf Holtz’ Vorschlag einzugehen.
»Die Liste?«, fragte Holtz.
»Ich versichere Ihnen, dass ich nichts über die Morde weiß, aber ich kann Ihnen etwas über diese Liste der Graffititypen erzählen.«
Holtz setzte sich auf die Stuhlkante.
Er sah sich im Zimmer um. Es wirkte sowohl möbliert als auch unmöbliert. Als wären die Möbel einfach ohne weiteres Nachdenken dort abgestellt worden. Pflanzen gab es keine, überhaupt war alles recht leblos. Und dann hing auch noch ein Weihnachtsstern im Fenster.
»Wissen Sie, wie das ist, vollkommen alleine zu sein? Oder zumindest fast?«, fragte Pär Jensen.
»Wie meinen Sie das?«
»Alles ging in die Brüche, als diese Liste bekannt wurde. Verstehen Sie?«
Jensen schien mehr mit sich selbst als mit Holtz zu sprechen.
»Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Sie sich darüber mit jemand anderem unterhalten sollten.«
»Es gibt oder gab über sechshundert aktive Graffitimaler hier in der Stadt. Wir hatten die meisten im Auge. Alle waren zufrieden, außer diese Schmierer natürlich«, fuhr Jensen fort. »Jetzt sitze ich hier, und die treiben immer noch ihr Unwesen. Verstehen Sie? Sie sind da draußen, und ich bin hier.«
Er klang nicht verbittert, sondern einfach nur müde.
Ich bleibe ein paar Minuten, dann kann er mir sein Herz ausschütten, dachte Holtz.
Holtz’ Glas war schon längst leer, und er hatte sich inzwischen entspannt. Erst hatte er einfach nur zugehört, ohne sich die Einzelheiten zu merken, aber nach einiger Zeit zog ihn der Bericht in seinen Bann. Pär Jensen kam ihm jetzt gar nicht mehr so seltsam vor. Er sprach langsam und wählte seine Worte sorgfältig. Das Bild einer zusammengeschweißten Gruppe, die ihren Auftrag mit heiligem Ernst betrieb, trat aus seiner Erzählung hervor. Im ersten Jahr hatten sie recht planlos U-Bahnhöfe überwacht, und die Schmierer schienen immer die Nase vorn gehabt zu haben. Nach und nach hatten sie dann ihre Taktik verändert, ihre Uniformen abgelegt und nur noch zivil getragen. Langsam ergaben ihre Aufzeichnungen über die Tags
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