Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
herrschte eine konzentrierte Atmosphäre.
Pär Jensen dachte darüber nach, warum Traber immer so seltsame Namen hatten. Seagull, Möwe, klang wenig glamourös. Und Speed Limit? Wie kann man einem Pferd einen Namen geben, der das Gegenteil von dem ausdrückt, was sich sein Besitzer erhofft? Er beschloss, auf Möwe zu setzen.
Die alten Frauen in der Ecke hatten immer noch nicht entschieden, wie sie ihre Rente verwetten wollten. Manchmal war Fortuna ihnen gnädig, meist jedoch nicht. In den Monaten, in denen es gut lief, konnten sie sich auch mal was gönnen, wie sie sich ausdrückten, in den anderen mussten sie sehen, wie sie durchkamen, und das schafften sie immer. Sie hatten schon lange mit dem Rauchen aufgehört, und solange das Geld für das Katzenfutter reichte, gab es keinen Grund zur Klage.
Als die Tür aufgerissen wurde und vier Männer hereinstürmten, waren die beiden Damen davon überzeugt, es handle sich um einen Raubüberfall, und ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Aber etwas an dieser Annahme schien nicht zu stimmen. Die Männer sahen zwar bedrohlich aus und sprachen leise, konzentriert und mit sehr viel Nachdruck, aber sie waren nicht maskiert.
Pär Jensen hatte kaum etwas mitbekommen und wollte gerade bei Jasmin an der Kasse zahlen, da legte ihm einer der vier Männer eine Hand auf die Schulter.
»Pär Jensen?«
Er drehte sich erstaunt um.
»Ja …«
»Wir sind von der Polizei. Würden Sie uns bitte begleiten.«
»Was soll denn das …«
»Immer mit der Ruhe. Kommen Sie einfach mit.«
Die Hand an seiner Schulter packte fester zu.
Jasmin wollte gerade etwas sagen, als der harte Blick eines der Neuankömmlinge sie traf. Sie besann sich eines Besseren und verschwand durch einen Vorhang hinter der Kasse.
Die anderen drei, die gerade das Wettbüro betreten hatten, hielten sich im Hintergrund, waren aber äußerst wachsam und einsatzbereit. Alle Übrigen im Raum versuchten sich so klein wie möglich, wenn nicht gar unsichtbar zu machen.
Pär Jensen wusste, dass es kein Entkommen gab. Sein Körper entspannte sich, als wäre er besiegt worden.
»Ich komme mit. Immer mit der Ruhe. Darf ich erst noch meinen Tippschein abgeben?«
Er durfte nicht.
Anschließend konnte sich eigentlich niemand im Wettbüro entsinnen, wie lange der Einsatz gedauert hatte oder was überhaupt geschehen war. Wenige Minuten später grübelten sie schon wieder darüber nach, welche Pferde wohl das Rennen machen würden.
Während Pär Jensen zum Verhör abgeholt wurde, griff die Polizei sechs weitere Verdächtige auf. Vier in der Hauptstadt, einen auf einem Bauernhof im Süden des Landes und den sechsten im Untersuchungsgefängnis der Stadt.
Zwei Mitglieder der Örnarna hatte die Polizei nicht ausfindig machen können.
Die sieben Personen wurden ins Präsidium gefahren und in Zimmer in verschiedenen Stockwerken gebracht. Adrian Stolt wäre es am liebsten gewesen, wenn man sie alle in der dritten Etage hätte warten lassen können, aber dort hatte es nicht genügend freie Zimmer gegeben. Allen sieben wurde mitgeteilt, sie seien gemäß eines Beschlusses der Staatsanwaltschaft zum Verhör abgeholt worden, aber bislang bestehe noch nicht der Verdacht einer Straftat. Einstweilen handle es sich allein um eine Befragung. Alle hatten protestiert, und einige hatten erwogen, einen Anwalt zu bestellen, was ihnen nicht abgeschlagen worden wäre. Ob sie etwas zu verbergen hätten? Aus irgendeinem Grund wollte dann doch keiner der Aufgegriffenen auf einen Anwalt warten. Die Verhöre dauerten ein paar Stunden, und alle gaben eine DNA-Probe ab. Freiwillig natürlich.
»Was geschieht, wenn ich mich weigere?«, wollte Pär Jensen wissen.
Der Beamte lächelte.
»Es steht Ihnen frei, uns Steine in den Weg zu legen.«
Vier Stunden, nachdem man Jensen schmählich daran gehindert hatte, seinen Tippschein abzugeben, war er wieder auf freiem Fuß. Ich bin mir sicher, dass das blöde Pferd gewonnen hat, dachte er, als er sich nach Hause begab. Die Lust auf Pferdewetten war ihm vergangen.
Auch die anderen wurden nach und nach freigelassen, außer Peter Malmsten, den die Ermittler aus der U-Haft geholt hatten, in der er auf seinen Prozess wartete. Da er bereits seit über einem Monat wegen schwerer Wirtschaftsvergehen in Haft saß, hatte er für die Zeit der Morde ein wasserdichtes Alibi, aber die Ermittler wollten nichts dem Zufall überlassen. Für Peter Malmsten war die Vernehmung eine angenehme Unterbrechung des sterbenslangweiligen
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