Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
habe was Türkisches gekauft, kalt, Meze. Ist das okay?«
»Natürlich. Solange es keine gefüllten Weinblätter sind.«
»Meine Güte, bist du heikel«, sagte Holtz lächelnd.
Sie setzten sich in ein winziges Pausenzimmer mit zwei Stühlen und einem Tisch. Holtz zog zwei kleine grüne Flaschen eines teuren französischen Mineralwassers aus der Tüte, gab Mrowka eine und reichte ihm dann auch eine Schachtel mit fünf verschiedenen Meze.
Zehn Minuten lang aßen sie schweigend. Dann konnte Holtz nicht länger an sich halten.
»Hast du die Liste gefunden?«
Jerzy Mrowka nickte.
»Ich glaube es zumindest. Deine schriftliche Beschreibung war schließlich etwas vage.« Er lächelte schief. »Aber ich habe zwei Tabellen gefunden, eine lange und eine kurze, und vieles andere natürlich. Zu den Tabellen gehörten Fotos. Um ehrlich zu sein, war das nicht sonderlich schwer, obwohl die Daten fragmentiert waren. Sie befanden sich nur eine Ebene unter dem Papierkorb.«
Aus einer Brusttasche zog er einen USB-Stick mit einem Schlüsselring an einem Ende. An dem Stick hing eine gelbe Haftnotiz.
»Hier. Ich habe keine Kopie für mich gemacht. Die Informationen im Computer sind weiterhin gelöscht. Es existieren keine Ausdrucke und auch keinerlei Informationen in unserem System mehr. Diese Listen sagen mir natürlich überhaupt nichts, und ich weiß nichts, bevor du mir nicht sagst, dass ich was weiß. Okay?«
»Natürlich. Vielen, vielen Dank«, sagte Holtz und steckte den Stick in die Hosentasche. Er klemmte den Laptop unter den Arm und verließ Mrowka, der noch einen Moment sitzen blieb, die Reste aufaß, dann aufräumte, hinausging und hinter sich abschloss.
Der Drucker warf die letzte Seite aus. Holtz nahm den Stapel und packte ihn in den Karton, in dem vorher das weiße Papier gelegen hatte. Der USB-Stick steckte noch hinten in dem Computer und blinkte ab und zu grün, als wollte er an seine Existenz erinnern.
Die frühe Morgensonne hatte die Luft noch nicht erwärmt, als Holtz die schwarzen Wanderstiefel anzog, die er in einem Trekkingladen erstanden hatte. Er wusste nicht recht, warum er sie gekauft hatte, denn er war eigentlich kein Outdoor-Mensch, aber er hatte ihnen nicht widerstehen können.
Sie hatten einen hohen Schaft und waren garantiert wasserdicht.
Und teuer.
Die Schuhe gefielen ihm ganz einfach, und er hatte sich eingeredet, dass er sie auch bei der Arbeit tragen konnte. Bislang hatte er sie jedoch nur wenige Male angezogen. Er streifte sich einen dicken Pullover mit hohem Kragen über und ging mit dem Karton unter dem Arm in den Garten.
Der Stick mit der Datei hatte ihm den ganzen Abend über in der Tasche gebrannt, aber er hatte dann beschlossen, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen und die Sache ausgeruht anzugehen. Er wusste auch noch gar nicht, ob er überhaupt das richtige Dokument in Händen hielt. Aber als der Drucker am frühen Morgen die erste Seite ausgeworfen hatte, hatte er das deutliche Gefühl gehabt, auf der richtigen Spur zu sein. Es konnte jedoch auch sein, dass diese Informationen nicht das Geringste mit den Morden zu tun hatten, aber bei den Listen mit Namen, Personenkennziffer und Verweisen auf Fotos war er hellwach geworden.
Die Gartenmöbel, die er gerade erst eingepinselt hatte, dufteten noch nach Leinöl. Sie waren aus einem hellen, harten Holz. Linda hatte sie misstrauisch untersucht, sich dann aber mit seiner Zusicherung abgefunden, dass es sich nicht um Tropenholz handle. Der Regenwald würde noch etwas länger existieren.
Den bis zum Rand mit dem Ausdruck gefüllten Karton stellte er auf den stabilen Tisch. Ein paar Minuten später, nachdem er sich eine Tasse dampfenden Tee mit Walderdbeeraroma sowie einen leeren Karton geholt hatte, konnte er endlich beginnen.
Er saß auf dem hölzernen Gartensessel, den Karton mit dem Ausdruck zwischen den Beinen, überflog ein Blatt nach dem anderen und legte es dann in den Karton, der auf der Erde stand. Nach ein paar Stunden hatte er fast alles durchgesehen, Namen, Personenkennziffern, Adressen, Merkmale, Tags, Aktenzeichen und welcher Crew die jeweiligen Personen angehörten. Es gab ein paar wenige Fotos, aber überwiegend handelte es sich um gesichtslose Graffitimaler, die Revue passierten.
Keine Spur von Peter Konstantino, Benny Rosvall oder Jenny Svensson. Als er alle Blätter überprüft hatte, lehnte sich Ulf Holtz zurück und schloss die Augen.
Es klingelte. Ein metallischer, dumpfer Ton. Er erhob sich und ging quer
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