Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
sehr wertvoll waren. Außerdem hast du etliche Freunde im Präsidium«, sagte er.
Das bezweifle ich, dachte Holtz.
»Aber nach dieser Geschichte mit dem Minister wollten dich viele loswerden, ich auch, ehrlich gesagt«, sagte Knut Sahlén.
»Aber ich hatte Recht, das weißt du, und das wissen alle anderen auch«, entgegnete Holtz und spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
»Kann sein, aber wenn du nicht im Alleingang agiert hättest, dann hätte alles vielleicht anders ausgesehen. Jetzt lässt es sich nicht mehr ändern. Ich denke Folgendes«, sagte Knut Sahlén.
Im Lokal wurde es langsam leer. Die Mittagsgäste hatten fertig gegessen und waren in ihre Büros im Viertel zurückgeeilt. Nur ein paar Weintrinker waren übrig. Holtz sah demonstrativ auf die Uhr.
»Bislang haben uns deine Erkenntnisse ein gutes Stück weitergebracht. Zumindest hat es den Anschein.«
Holtz nickte nur.
»Sollen wir nicht die Streitaxt begraben und uns gemeinsam auf die Aufklärung der Morde konzentrieren?«, sagte Sahlén, und Holtz hätte schwören können, dass etwas Flehendes in seine Augen trat.
»Klar, aber ich habe keine Streitaxt zu begraben«, erwiderte er unwirsch.
»Nenn es, wie du willst. Aber ich will, dass du dich von jetzt an direkt an die Ermittlungsverantwortlichen wendest, bevor du dich in eigene Abenteuer stürzt«, sagte Sahlén.
»Dachtest du da an irgendetwas Besonderes?«
»Ich glaube, du weißt genau, was ich meine. Den Ordner, den du mir heute vorbeigebracht hast.«
»Der ist das Ergebnis einer technischen Routineuntersuchung. Du weißt so gut wie ich, dass das Ermittlerteam Resultate benötigt und keine Theorien.«
»Jetzt wehen andere Winde«, meinte Knut Sahlén. »Die Zeit der Abkürzungen ist vorbei, und holistisches Denken und die Ebene sind gefragt.«
»Ebene?«
» Genau. Großflächige Zusammenarbeit. Dabei fällt mir etwas ein, du könntest mir vielleicht behilflich sein. Ich bräuchte einen Kontakt zum Militär. Eine Person, die überprüfen kann, ob wir vielleicht jemanden übersehen haben. Du weißt ja, wie die sich manchmal anstellen. Du hattest doch einen Draht dorthin, nicht wahr?«
»Schon, aber …«
»Wie gesagt, großflächige Zusammenarbeit.«
»Lernt ihr so was bei euren Führungsseminaren?«, fragte Holtz ironisch.
Knut Sahlén lächelte.
»Findest du, dass ich mich floskelhaft ausdrücke?«
Diese Frage kam so plötzlich, dass Holtz sie nicht ganz verstand.
»Bist du eigentlich schon mal meiner Frau Monika begegnet?«
»Ich weiß nicht, vielleicht, warum?«
»Sie findet, dass ich mich immer in Klischees ausdrücke.«
»Ich bin mir nicht mal sicher, was Klischees eigentlich sind«, meinte Holtz. Es war angezeigt, das Thema zu wechseln. Ihm behagte die Wendung des Gesprächs nicht.
»Das war vor ein paar Wochen. Wir saßen beim Abendessen, und ich habe erzählt, wie unfähig alle Kollegen seien und dass sich die Inkompetenz immer weiter ausbreite.«
Holtz wusste nicht, was er sagen sollte.
»Plötzlich steht sie auf und geht. Ich habe mich natürlich gefragt, was los ist, aber weitergegessen. Irgendein Gulasch mit Roter Bete, wenn ich mich recht entsinne.«
Holtz wurde jetzt doch neugierig.
»Nach ein paar Minuten ist sie wieder in der Küche aufgetaucht. Sie wirkte richtig sauer und knallte einen Stapel Taschenbücher auf den Küchentisch.«
»Taschenbücher?«
»Ja, Krimis.«
»Liest du so was?«
»Eigentlich nicht. Ich habe es ein paar Mal versucht, aber da stimmt ja überhaupt nichts. Das ärgerte mich dann nur. Egal. Sie hat jedenfalls gesagt, ich sei genau wie die Leute in diesen Büchern. Ich würde glauben, alles zu können, ich würde auf andere herabblicken und alle mit Ausnahme von mir selbst für Idioten halten. ›Außerdem schreist du die ganze Zeit. Du bist verdammt noch mal ein Abziehbild‹, hat sie gerufen, und dann ist sie gegangen. Begreifst du?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Holtz und verspürte das dringende Bedürfnis in lautes Gelächter auszubrechen.
»Erst wurde ich wütend. Aber abends habe ich dann angefangen zu lesen, widerwillig, das muss ich schon sagen. Es hat nicht lange gedauert, bis ich begriff, was sie meinte. Ein paar Wochen lang las ich, was bei uns zu Hause an solchen Büchern rumlag. Der Chef oder die Chefin ist darin immer ein Idiot. Auf unterschiedliche Weise natürlich, aber das ändert nichts an der Tatsache.«
Sahlén hielt einen langen Vortrag, der darauf hinauslief, dass er sich entschlossen hätte, ein
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