Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
durchs Haus.
»Hallo, was machst du?«
Pia Levin und Nahid Ghadjar traten ein und zogen ihre Jacken aus.
»Lasst die Sachen an, wir gehen in den Garten. Du kennst ja den Weg, ich setze Kaffee auf«, sagte er zu Levin.
Nahid Ghadjar zögerte ein paar Sekunden, behielt dann ebenfalls ihre Schuhe an und folgte Levin.
»Setzt euch«, rief Holtz in den Garten, ging in die Küche und füllte die achteckige Espressokanne aus Aluminium mit Kaffeepulver. Er ließ das Wasser so lange laufen, bis es richtig kalt war, und erhitzte gleichzeitig Milch in der Mikrowelle. Dann stellte er die mit eiskaltem Wasser gefüllte, ordentlich zugeschraubte Espressokanne auf den Gasherd, der mit einem Zischen anging.
Aus dem Schrank nahm er eine Tüte Biscotti.
Während er noch in der Küche beschäftigt war, fiel sein Blick auf den blinkenden Stick in seinem Computer. Schon faszinierend, was die für eine Speicherkapazität haben, dachte er.
Die Espressokanne zischte, und er stellte alles auf ein Tablett, das mit stilisierten Tulpen bemalt war.
Levin blätterte in den Papieren in dem Karton, als er in den Garten trat. Ghadjar war nirgends zu sehen.
»Ich durfte mir das doch ansehen, oder?«, fragte Levin. »Aber wo sind die ganzen Bilder, die eigentlich dazugehören?«
»Ich weiß nicht, auf dem UBS-Stick, den ich von Mrowka bekommen habe, war sonst nichts.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja. Wo ist denn Nahid?«
»Auf der Toilette. Sie kommt sicher gleich.«
Er hörte sie im Haus, fließendes Wasser, eine Tür, die geöffnet und wieder geschlossen wurde.
»Wirklich nett hier.« Nahid Ghadjar stand in der Tür zum Garten.
»Danke. Ich habe Kaffee gemacht.« Holtz erhob sich. »Nimm meinen Stuhl«, sagte er zu Nahid und setzte sich selbst auf einen wackligen Küchenstuhl. »Ein Geschenk von Linda.« Er deutete auf die Espressokanne. »Und der Kaffee ist fairtrade.«
Die Frauen lächelten.
Schweigend tranken sie einige Minuten lang Kaffee und kauten auf den Biscotti. Holtz nahm einen Schluck von seinem schon lange kalten Tee.
»Man hat uns gesagt, du würdest heute zu Hause arbeiten. Deswegen sind wir vorbeigekommen. Nahid muss sich doch anschauen, was Zu-Hause-Arbeiten bedeutet, oder?«, meinte Levin.
Ghadjar lächelte und wandte sich an Holtz.
»Was hat es mit diesen Papieren auf sich?«
Sie hatte ihn zwar nur wenige Male getroffen, konnte ihn aber bereits gut leiden.
Holtz überlegte eine Weile, wie er antworten sollte, wie viel er erzählen durfte.
»Ich verfolge eine Spur … Vielleicht kann man es auch folgendermaßen ausdrücken: Unsere Arbeit als Kriminaltechniker besteht darin, ohne vorgefasste Meinung Material und Tatorte zu untersuchen. Es ist nicht unsere Aufgabe, ein Motiv zu finden oder in den Kategorien schuldig-unschuldig zu denken, zumindest nicht anfänglich. Das technische Beweismaterial soll vollkommen objektiv sein wie alles andere Beweismaterial auch. Aber als Polizist, und wir sind fast alle Polizisten, ist es schwer, sich von einem Fall nicht berühren und mitreißen zu lassen.«
»Wie meinst du das?«, fragte Nahid Ghadjar.
»Mordermittlungen sind kompliziert und folgen einem strikten Schema. Alles geschieht nach ganz bestimmten Regeln, damit nichts übersehen wird, und das ist gut so. Aber manchmal bewegt sich eine Ermittlung in verschiedene Richtungen, die sich nicht beeinflussen lassen. Hinweise, vage Ahnungen, abwegige Ideen … das verstehst du sicher«, sagte er.
»Ja …«, erwiderte Ghadjar unsicher und sah Levin verstohlen an, die mit keiner Miene erkennen ließ, was sie dachte.
»Ich und natürlich auch Levin sind eigentlich keine Mordermittler und gehören nicht zum Ermittlerteam. Die forensische Abteilung unterstützt nur, und wir berichten normalerweise nur Erkenntnisse, die wir auch belegen können. Aber manchmal bleibt eine Menge übrig, und das behält man dann lieber für sich, weil sonst die Ermittlung vollkommen chaotisch wird«, sagte er.
»Du hast davon gesprochen, dass man berührt wird.«
»Diese Morde an jungen Menschen mitten im Leben nehmen einen mit. In solchen Situationen führt uns unsere Arbeit manchmal auf Abwege, nicht wahr?«, meinte er an Levin gewandt.
Diese war gerade damit beschäftigt, die letzten Krümel aus der Tüte zu klauben.
»Tja, um es mal so auszudrücken: Ulf lässt sich leicht mitreißen, ich bin da weniger gefühlvoll«, sagte sie, ohne die Miene zu verziehen.
Holtz sah sie einen Augenblick schweigend an. Er war sich unsicher, ob sie es
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