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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr. Die Räume standen leer, und es waren nicht mal alle Türen geschlossen worden. Man war dabei, die Buden zu renovieren. Auf dem Flur lagen Trümmer, alte Holzbalken und Säcke mit Sand. Die letzte Treppe war sehr eng. Sie führte auf eine alte Bohlentür zu, die nicht geschlossen war. Auf halber Strecke spürte Golenkow den Wind, der in sein Gesicht fuhr. Er rechnete damit, bald das Freie zu erreichen, und behielt recht, denn jenseits der Tür lag ein Speicher, umhüllt von der Kälte der Nacht, denn vom Dach war nichts mehr zu sehen. Da stand nur noch das Gebälk, die Pfannen waren verschwunden, aber das neue Gerüst hatte man schon aufgesetzt. Das Holz roch noch frisch. Auf dem Boden lagen Späne. In einer Ecke sah es aus wie in einer Werkstatt. Golenkow leuchtete sie ab. Er sah eine Säge und weitere Balken, er sah eine Kiste mit langen Nägeln und dicke Arbeitsschuhe. Nur den Killer entdeckte er nicht. Bis zum Abgemauerten waren es nur wenige Schritte. Golenkow blieb davor stehen und schaute in die Tiefe.
    Es war nicht die Straßenseite, in die er hineinblickte. Er schaute zur anderen Seite hin, wo es einen Hinterhof gab und er auch die Dächer anderer Häuser wie dunkle, kleine Plateaus liegen sah, denn nicht alle hatten eine spitze Form.
    Auf einem der Flachdächer bewegte sich jemand. Er lief nicht mal schnell und hatte Golenkow den Rücken zugewandt. Das mußte Onopko sein, es gab keine andere Möglichkeit, denn Wladimir erkannte ihn an seiner kompakten Gestalt.
    Er war schon ziemlich weit entfernt, doch nicht zu weit, und der Russe riskierte es. Was Onopko konnte, das würde er auch schaffen. Das Flachdach, mit einem Sprung würde er es erreichen.
    Der Blick über die Gegend hinweg interessierte ihn nicht. Er wollte dem anderen auf den Fersen bleiben. Er schob sich zwischen zwei Dachbalken hindurch auf den Rand des Abgemauerten, schaute noch einmal nach – und sprang.
    Etwas hart, aber durchaus sicher prallte er auf. Wladimir war nur kurz in die Knie gegangen, kam wieder hoch und konzentrierte sich auf den weglaufenden Killer.
    Er nahm die Verfolgung mit raschen Schritten auf. Onopko hatte langst ein anderes Dach erreicht, das etwas höher lag als das, auf dem sich Wladimir bewegte. Und er lief auf ein weiteres Dach zu, das ihm wie ein dunkler, schräg laufender Teppich entgegenstarrte. Es war ein normales Schrägdach, er würde seine Schwierigkeiten bekommen, wenn er dort hochkletterte.
    Das gab Wladimir Hoffnung. Geduckt eilte er weiter. Hin und wieder erwischte ihn der Rauch, der aus zahlreichen Schornsteinöffnungen quoll und so etwas wie einen stinkenden Nebel bildete, wenn der Wind ihn in die entsprechende Richtung wehte.
    Ein paarmal wischte Golenkow über seine Augen. Er ärgerte sich, daß der Rauch die Sicht beeinträchtigte. Zum Glück nicht sehr lange. Bei freier Sicht entdeckte er den Killer wieder – und blieb vor Überraschung stehen.
    Der Lächler hatte es tatsächlich geschafft, das schräge Dach zu erreichen. Er war gesprungen, hatte sich an der Dachrinne festgehalten und sich dann in die Höhe geschwungen, die Rinne dabei als Reckstange benutzend.
    Jetzt befand er sich auf der Schräge. Auf allen vieren näherte er sich dem First, wobei er durch die Lücke zwischen zwei kleinen, vorstehenden Gauben huschen mußte.
    So dachte Wladimir und irrte sich.
    Vor der linken Gaube stoppte Onopko. Mit einer Handbewegung gelang es ihm, das Fenster aufzudrücken und sich durch die Öffnung zu schieben.
    Wenig später war er verschwunden!
    Wladimir Golenkow stand da, hielt seine Waffe fest und kam sich vor wie jemand, der an der Nase herumgeführt worden war. Es hatte keinen Sinn mehr, den Killer zu verfolgen. Er war zu weit von ihm entfernt, zudem bot das andere Haus zahlreiche Fluchtwege und auch Möglichkeiten, sich ungesehen abzusetzen.
    Vorbei. Er hatte verloren.
    »Scheiße!« flüsterte Golenkow und sprach damit aus, was er in diesem Moment dachte.
    ***
    Nicht einmal acht Minuten später hatte er wieder die Straße vor dem Haus des Toten erreicht. Talin war auf den Gehsteig gezerrt worden.
    Noch immer umstanden ihn einige Menschen, unter ihnen befanden sich auch junge Frauen, die aussahen, als würden sie dem ältesten Gewerbe der Welt im nahen Gorki Park nachgehen. Sie waren zu dünn angezogen, froren und flüsterten miteinander, wobei die Atemwolken vor ihren Lippen niemals abrissen.
    Golenkow trafen kalte Blicke, als er sich bückte. Im Schein seiner Lampe schaute er sich den Toten

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