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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen.«
    Über den beiden Tassen lag der Dampf des heißen Getränks wie dünner Nebel. Jane hatte auch die Porzellandose mit dem Würfelzucker nicht vergessen. Ich klaubte mit der Zange zwei Stückchen hervor und ließ sie in die Tasse fallen. Dann rührte ich um. Während ich das tat, sprach Jane mich an, dabei hatte sie die Lippen zu einem Lächeln verzogen.
    »Um noch einmal auf die Blondinenwitze zurückzukommen, John, weißt du überhaupt, weshalb sie erzählt werden?«
    Ich schaute hoch. »Nein.«
    »Das will ich dir gern sagen. Damit einfältige Männer wie du sie auch begreifen. Nur deshalb sind sie so blöd.«
    »Danke, danke. Jetzt habe ich begriffen.«
    Jane lächelte weiter und hob ihre Tasse an. »Darauf sollten wir den ersten Schluck nehmen.«
    Das taten wir. Ich gab wieder mal nicht acht und zuckte zusammen, als das heiße Getränk meine Lippen berührte.
    »Du bist nichts mehr gewöhnt, wie?«
    »Kann sein.«
    »Wie kocht Glenda ihn denn?« wurde ich gefragt. »Etwa kalt?«
    »Natürlich kocht sie ihn so, daß man ihn trinken kann. Es ist auch kein Espresso, der muß heiß getrunken werden.« Ich nahm den zweiten Schluck, und jetzt klappte es besser.
    Wenig später hatten wir die Tassen geleert, griffen zu unseren mit edlem Cognac gefüllten Gläsern, prosteten uns zu, und wir beide spürten wohl, daß sich die Atmosphäre verändert hatte. Sie knisterte zwischen uns, es lag etwas in der Luft, und es passierte auch etwas, das allerdings mehr zu einer Sitcom-Serie gepaßt hätte, denn plötzlich meldete sich das Telefon.
    »Wer kann das sein?« fragte Jane entäuscht und trotzdem neugierig.
    »Du brauchst nur den Arm auszustrecken und den Hörer zu nehmen, dann weißt du es.«
    »Lady Sarah?«
    »Heb ab.«
    »Ich habe keinen Bock.«
    »Soll ich?«
    Jane stöhnte auf. »Nein, nein, ich werde es tun. Was sollen denn die Leute denken?«
    Das war mir egal, aber Jane dachte da wohl anders. So ganz ernst konnte ich sie auch nicht nehmen, und sie meldete sich mit einer Stimme, die klang, als wäre sie dabei, einen Erotikfilm zu synchronisieren. »Ja bitte, wir möchten eigentlich nicht gestört werden…«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht, schaute durch die Lücken der gespreizten Finger und bekam mit, wie Jane Collins sich veränderte.
    Sie setzte sich steif hin, runzelte die Stirn und sprach mit normaler Stimme weiter.
    »Natürlich ist er hier. Wenn Suko das gesagt hat, dann stimmt es auch. Einen Moment bitte.« Sie nahm den Hörer vom Ohr weg und reichte ihn mir.
    »Wer ist es denn?« flüsterte ich.
    »Ein Ferngespräch aus Moskau.«
    Ich bekam große Augen. »Wladimir Golenkow?«
    »Ja.«
    Sekunden später preßte ich den Hörer gegen mein Ohr und vernahm die Stimme meines russischen Freundes. »Da bin ich aber froh, daß ich dich erwische.«
    »So? Ich nicht!«
    »Habe ich euch gestört?«
    »Kann man sagen.«
    Er lachte. »Ja, die Stimme der netten Jane klang so, als hättet ihr beide gerade…«
    »Haben wir nicht, Towaritsch. Rufst du tatsächlich aus Moskau an?« Ich kam wieder zur Sache.
    »Ja.«
    »Ärger?«
    »Liegt in der Luft. Hast du Papier und etwas zu schreiben in der Nähe?«
    »Habe ich«, sagte ich und holte mit einem Griff eine Zeitung von der Anrichte. »Wenn es zuviel wird, besorge ich mir einen Block. Sag es lieber vorher.«
    »Nein, du mußt dir nur einige Namen notieren, denke ich. Den Rest wirst du behalten können.«
    »Gut. Um was geht es?«
    »Um sechs Leichen und einen mörderischen Killer, der Onopko heißt und der Lächler genannt wird. Ihm ist das Gehirn eines Dämons eingepflanzt worden.«
    Ich war sprachlos. »Bitte…?«
    »Soll ich es wiederholen, John?«
    »Nein, nein, nicht mehr. Ich habe mich nur vergewissern wollen, ob es auch stimmt.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Gut, ich höre.«
    In den folgenden Minuten war ich froh, schon gegessen zu haben, denn was mir der gute Wladimir Golenkow berichtete, war dazu angetan, meinen Appetit zu stoppen. Seine Erlebnisse, zusammen mit den Taten dieses dämonischen Killers sorgten für ein Zusammenkrampfen meiner Magenmuskeln, und ich hatte auch Mühe, meine Kehle freizuräuspern.
    Nach einigen Minuten intensiven Redens zog Wladimir Golenkow ein erstes Fazit. »Ich gehe beinahe mit hundertprozentiger Sicherheit davon aus, daß Onopko in England auftauchen wird.«
    »Du auch?«
    »Ja, ich komme rüber.«
    »Was macht dich denn so sicher?«
    »Seine Todesliste. Ich habe sie mir angesehen. Du hast etwas zu schreiben

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