Der Lächler
verschiedene Methoden, einen Menschen umzubringen. Sie brauchten nicht unbedingt leise vorzugehen.
Gut war es, sehr gut…
Er lachte leise.
Vielleicht versuchten sie es auch mit Messern. Lautloses Töten gefiel ihm am besten. Er benutzte dazu seine Hände oder auch eine lange Messerklinge.
Wie dem auch sei, der Killer hatte sich innerlich auf alles gefaßt gemacht.
Sie waren da!
Obwohl sie sich bemühten, leise zu sein, hörte er sie doch. Das Wasser hatten sie längst verlassen, der Steg lag auch hinter ihnen, nun befanden sie sich an der Tür.
Er hörte sie nicht atmen, aber sie flüsterten miteinander, und sie bewegten sich auch, was er an den Geräuschen unter ihren Füßen hörte, denn hin und wieder knarrte eine Holzbohle, was in der herrschenden Stille besonders auffiel.
Lautlos war die Tür nicht zu öffnen. Das würden sie wissen. Also würden sie in die Hütte wie die Berserker hineinstürmen müssen, und Onopko lächelte, als er daran dachte.
Das Messer hatte er längst aus der weichen Lederscheide gezogen. Er hielt es in der rechten Hand, deren Arm nahe an seinem Körper lag. Die Klinge zeigte schräg in die Höhe und wirkte in der Dunkelheit wie ein tödlicher Gruß…
***
»Du?« fragten wir wie aus einem Mund.
Wladimir nickte und kam näher. Er schälte sich aus dem Hintergrund hervor, als wäre ein Geist dabei, allmählich die menschliche Gestalt anzunehmen. »Ja, ich…«
»Sollen wir uns jetzt freuen?« fragte Suko. »Oder was sollen wir überhaupt tun?«
Wladimir war stehengeblieben und schaute sich um. »Ich finde, wir sollten uns für ein Zimmer entscheiden. Hier auf dem Flur ist es wenig gemütlich.«
»Gut«, sagte ich, »gehen wir in meines…«
Ich schloß auf, noch immer überrascht und auch leicht ärgerlich, denn ich fühlte mich überfahren oder als Ziel eines Komplotts, das sich einige Personen ausgedacht hatten.
Den Schlüssel mußte ich zweimal drehen, dann war die Tür offen, und wir betraten ein geräumiges Zimmer mit alten Möbeln, das einfach nicht zu dem normalen Hotelstandard passen wollte.
Als ich das Licht eingeschaltet hatte, ging Wladimir zum Fenster und zog die Vorhänge zu. So konnte uns von draußen her niemand sehen, wir waren unter uns.
Suko hatte die Tür geschlossen. Er ging auf Wladimir zu und schlug ihm auf die Schulter. »Daß wir dich hier sehen, ist wirklich eine Überraschung. Ich denke, du hast uns einiges zu berichten.«
»Eigentlich nicht viel.«
»Fange trotzdem an.«
Ich hatte mich auf einen Stuhl gesetzt und die Beine ausgestreckt.
Wladimir nahm auf der Bettkante Platz. Suko lehnte mit dem Rücken an der Wand, nicht weit vom Fenster entfernt.
»Wißt ihr…«, er räusperte sich, »ich möchte mich erst einmal bei euch entschuldigen für diese Überraschung, aber sie ist nicht mir eingefallen.«
»Sondern?«
Er schaute Suko an, der ihn auch gefragt hatte. »Das ging über meinen Kopf hinweg, und ich denke, daß auch euer Vorgesetzter, Sir James, mitgespielt hat.«
Ich lachte nur.
Wladimir zeigte daraufhin ein gequältes Grinsen. »Wißt ihr, ich bin ja selbst nicht froh darüber, aber gewisse Dinge lassen sich eben nicht vermeiden. Ich mußte den Mund halten, denn es gab Restriktionen von ganz oben.«
»Wer?«
»John – ich weiß es nicht. Da haben die Chefs der Geheimdienste miteinander gekungelt. Jedenfalls lief alles über unseren Köpfen hinweg. Es sollten so wenig Leute wie möglich etwas erfahren, auch ich bin erst sehr spät eingeweiht worden, aber das ist vergessen. Wichtig war eben nur, daß nichts an die Öffentlichkeit gelangte, und bisher haben wir es schaffen können.« Er zündete sich eine Zigarette an und stellte einen Ascher auf seine Knie. »Es ist auch ein Problem, wenn ich ehrlich sein soll. Es gibt nicht nur chemische, atomare oder biologische Altlasten, es gibt auch andere, nämlich die der UdSSR, und die sind nicht leicht zu beseitigen, das kann ich euch sagen. Wir tun uns schwer damit, auch mit der Geheimhaltung, denn zu viele der alten Spezies sitzen noch in besonderen Positionen und unterstützen teilweise sogar die Russen-Mafia. Wie sie es geschafft haben, weiß ich nicht. Wir müssen es einfach als Tatsache hinnehmen.«
»Wie auch Onopko«, sagte Suko.
Wladimir nickte uns beiden zu. »Wie auch er. Ich will mal sagen, daß Onopko eine besondere Altlast für den neuen Staat ist. Okay, auch wir haben einen Geheimdienst, einen neuen, meinetwegen, aber der Lächler ist noch ein Relikt aus der anderen
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