Der Lambertimord
identisch aussehender L durch. »Wissen Sie, Herr van den Hövel, das mag ja alles sein. Trotzdem: Wir haben die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Wir konnten nicht eine persönliche Aufzeichnung finden. Keinen Brief, keine Postkarte, nicht mal einen Einkaufszettel.«
»Dann wird es wohl auch keine Aufzeichnungen geben.«
Oder jemand hat die Wohnung schon vor uns besucht und »aufgeräumt«, dachte Frank. Statt dessen sagte er: »Wir treffen uns trotzdem noch einmal. Dann können Sie die Blumen gießen. Vielleicht fällt uns dann gemeinsam ja noch was ein.«
Frank beendete das Gespräch. Nachdenklich sah er auf die Kritzeleien. Wie mochte es Lisa gehen? Nur mit Mühe konnte er den Impuls unterdrücken, ihre Nummer zu wählen. Was mochte wohl über sie beide in Lisas Tagebuch stehen? Er würde sie zu gerne danach fragen. Ach, Lisa, meine Lisa, dachte Frank verträumt.
XVIII.
Wenig später stand Ecki vor ihm und wedelte mit einem Stück Papier. »Stell dir vor, ich habe endlich die Buchungsbestätigung für das Konzert von De Randfichte nächstes Jahr im April in Grefrath. Ich hab schon nicht mehr dran geglaubt. Schrievers werden sich freuen. Wir gehen zusammen hin.« Listig sah er Frank an. »Willst du nicht mitkommen? Kannst ja Lisa mal fragen. Vielleicht hat sie ja Lust. Ich mach noch einen Aushang, vielleicht wollen ja noch mehr mit. Das ist das einzige Randfichten-Konzert in NRW.«
»Na, Gott sei Dank, und es wird hoffentlich schnell zu Ende sein. Die kennt ja doch keiner. Wie heißt das Stück? Ja lebt denn der alte Holzmichl noch? Ich kann nur wünschen, daß das nicht zum Motto unserer Dienststelle wird.« Frank schüttelte sich.
»Mann, du hast aber auch gar keine Ahnung. Beim Holzmichl geht es um einen kränkelnden alten Mann und um dessen spätere plötzliche Genesung, jedem Randfichte-Fan bekannt und einfach Kult. So, damit du’s nur weißt.«
»Bitte verschone mich mit weiteren Einzelheiten. Hast du sonst nichts Wichtiges? Dann könntest du endlich mal deinen Schreibtisch aufräumen. Das Chaos ist einfach nicht mehr zu ertragen. Und wenn du schon dabei bist, könntest du die Teilchenreste von der Fensterbank kratzen. Ist ja eklig.«
»Ist ja schon gut, Chef. Nur keine Panik. Könntest ruhig ein bißchen netter zu mir sein. Schließlich ist bald Weihnachten.«
»Genau. Und ich will den Mörder von Heike van den Hövel noch vor Heiligabend haben. Damit ihr Vater wenigstens über die Feiertage ein bißchen zur Ruhe kommt. Der Mann ist ja völlig am Boden. Hast du gesehen, wie blaß und grau er geworden ist? Und abgenommen hat er bestimmt auch schon. Ist ja auch kein Wunder. Erst stirbt die Frau und dann seine geliebte Tochter, sein einziges Kind. Seine Träume von einer glücklichen Zukunft, von einer florierenden Firma in den Händen seiner Tochter: einfach zerplatzt. Zerstört in Sekunden durch eine kranke Seele. Ecki, wir müssen den Mörder von Heike finden. Bevor er möglicherweise wieder tötet. Vielleicht führt er uns auch zu den anderen Frauen. Wer weiß, vielleicht hält er sie irgendwo gefangen.«
»Ich weiß nicht, das klingt mir alles zu vage und zu konstruiert. Laß uns mal auf dem Teppich bleiben und die Fakten sortieren. Was haben wir bis jetzt?«
Ecki zählte die Fakten an den Fingern seiner rechten Hand ab. »Wir haben eine Tote, keine Verdächtigen, uns fehlt das endgültige Ergebnis der Obduktion, ebenso wie die Tatwaffe, wir haben noch keine Aufschlüsselung der Handy-Kontakte, Freunde scheint Heike auch nicht gehabt zu haben. Habe ich etwas vergessen?«
Frank schüttelte nur müde den Kopf.
»Gut, dann haben wir eine Menge vager Vermutungen: mehrere vermißte Frauen, einen Täterkreis, der sich möglicherweise auf die Provinz Limburg und das Ruhrgebiet erstreckt, angeblich Polen, die nicht ganz sauber sind. Und auch das sind nur Gerüchte. Ist nicht wirklich viel.«
»Wem sagst du das.«
Das Telefon klingelte.
»Borsch?« Frank horchte in die Leitung. Mit einer Hand bedeutete er Ecki, sich dazuzuschalten. »Was? Ach so. Ja. Nein, haben wir noch nicht. Ja, werden wir tun. Nein, Sie können sich ganz auf uns verlassen. Natürlich. Wir wissen, daß die Presse ungeduldig ist. Aber das ist nicht unser Problem. Nein, die Journalisten sind mir egal. Ihnen nicht, ja, ich verstehe.« Frank verdrehte die Augen. »Wir werden alles tun, um den Mörder noch vor Weihnachten dem Haftrichter vorzuführen. Darüber habe ich gerade mit Herrn Eckers gesprochen. Ja, Sie können sich
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