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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Über Jahre hatte er kontinuierlich ohne viel Aufhebens Hektar für Hektar gekauft. Hier mal einen ganzen Morgen, da mal einen halben. Angeblich, um seinen Obsthof zu erweitern. In Wirklichkeit, das hatte er ihm bei einer ihrer ausgedehnten Weintouren an die Mosel gestanden, in Wirklichkeit spekulierte er auf lange Sicht auf Bauland.
    An jenem heißen Sommertag in Düsseldorf war er gerade von einem Gespräch mit der Commerzbank gekommen, als er Heike vor dem Geschäft hatte stehen sehen. Er wußte es noch wie am ersten Tag, das blonde Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Das seidig fließende Top mit den schmalen Spaghetti-Trägern hatte den Blick frei gegeben auf ihre schmalen, braungebrannten Schultern. Böskes hatte sehen können, daß sich die Warzen ihrer festen Brüste hart gegen den Stoff abgezeichnet hatten, so als würde Heike frieren. Passend zum weißen Shirt hatte sie einen knappen schwarzen Rock getragen, außerdem hatte sie Sandalen mit schmalen Riemchen an ihren Füßen.
    Er beobachtete sie eine Weile. Eine hübsche junge Frau, wie sie da so gedankenverloren und in sich selbst ruhend ins Schaufenster sieht, hatte er gedacht. Daß ich das noch nicht früher gemerkt habe. Böskes hatte sich von diesem Bild unwiderstehlich angezogen gefühlt und die Tochter seines Freundes dann angesprochen. Heike war überrascht gewesen, ihn in Düsseldorf zu treffen. Sie hatten zunächst ein paar Scherze über die Flaniermeile Kö, die hohen Preise und die hochnäsigen Düsseldorfer gemacht. Dann hatte Böskes sie zu einem Cappuccino und einem Glas Sekt eingeladen.
    Es war ein netter Nachmittag geworden. Sie hatten viel gelacht. Böskes hatte sich wieder jung gefühlt. Seine Sorgen über die drohenden Finanzierungsprobleme seiner Firma, über die Auftragsflaute in der Baubranche, waren allein durch die Gegenwart von Heike völlig in den Hintergrund gerückt. Er hatte damals völlig die Zeit vergessen. Erst am frühen Abend waren sie, jeder für sich, Richtung Nettetal aufgebrochen. Zum Abschied hatte er ihr die Hand geküßt. Sie hatte ihre Hand lachend weggezogen und gescherzt, er solle ihr lieber ein paar Tipps für die Renovierung ihrer Wohnung geben. Sie wolle die Wand zwischen Küche und Eßecke wegbrechen lassen, um einen größeren Raum zu bekommen. Kein Problem, hatte er damals großzügig gesagt. Zur Not breche ich sie selbst weg. Zwei Tage später hatte er abends vor ihrer Tür gestanden, mit einer Flasche Weißwein in der Hand. So hatte es angefangen, damals vor drei Jahren.
    Böskes bog auf den großen Parkplatz des Landgasthofes an der B 7. Die Sonne stand tief hinter den lichten Ästen der kahlen Bäume und blendete ihn. Die wenigen Autos verloren sich auf der weiten trostlosen Fläche. Dieter Böskes war froh, daß es gefroren hatte, auf dem unbefestigten Parkplatz hätte er sich sonst mit Sicherheit seine Schuhe versaut. Er haßte nichts mehr als matschige Bausstellen und Parkplätze.
    Vander war schon da; sein schwarzer Volvo stand nahe am Eingang. Klaus Vander handelte mit Natursteinen und war nach all den langen Jahren ihrer Zusammenarbeit längst nicht mehr nur ein enger Geschäftspartner. Vander war der Einzige, mit dem er über sich und sein Leben reden konnte. Sie sprachen beide dieselbe Sprache, das hatten sie sich bei zahlreichen gemeinsamen Sauftouren immer wieder bestätigt. Böskes bewunderte die leichtlebige Art seines Freundes Vander, der bei Frauen offenbar gut ankam. Der Baustoffhändler kam kaum an einem Rock vorbei, ohne druntergucken zu wollen, dachte Böskes beim Einparken schmunzelnd. Das hatte Vander allerdings vor zehn Jahren die Scheidung eingebrockt. Seither, so schien es, hatte er sämtliche Hemmungen verloren. Es gab kaum einen Empfang, auf dem er nicht mit einer neuen Frau als Begleiterin auftauchte. Mit dem einen Unterschied, daß die Frauen immer jünger wurden. Zur Zeit war Vander allerdings solo. Ein Zustand, der sicher nicht lange anhalten würde, wie Böskes seinen Freund kannte.
    »Bleib sitzen«, sagte Böskes, als er im Lokal an Vanders Tisch trat.
    Der großzügige Gastraum war mit dunklem Holz getäfelt und seit vielen Jahren nicht mehr renoviert worden. Immer, wenn Böskes bei Peuten über die Schwelle trat und seinen Mantel abgelegt hatte, meinte er, in eine längst vergessene Welt einzutauchen. Das Ambiente des alten Gasthofs war vornehm, gediegen, aber etwas angestaubt. An den Wänden hingen Jagdszenen und Geweihe. Ein deutliches Zeichen dafür, daß das

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