Der Lambertimord
ich nicht regeln, ohne daß Christa etwas merkt.«
»Hast du was mit dem Tod der Kleinen zu tun?« Vander schien interessiert, zumindest war der spöttische Zug aus seinem Gesicht verschwunden.
»Spinnst du? Das glaubst du doch nicht wirklich.«
Vander wirkte geschäftig. »Wer erpreßt dich? Kennst du ihn?«
»Ich weiß nicht. Ich kenne nur ein Foto, auf dem ist Heike mit einem Typ zu sehen. Er heißt Michael oder so ähnlich. Heike hat ihn mal erwähnt. Sie kennt ihn wohl über einen gemeinsamen Bekannten. Er ist einer dieser Skinheads. So einer mit schwarzen Stiefeln und Bomberjacke, und ständig besoffen. Klaus, ich habe Angst.«
Böskes sah gequält aus. Nichts in seiner Haltung erinnerte mehr an den harten Geschäftsmann, der für jeden Auftrag in den Verhandlungen bis an die Grenze des Erträglichen ging, oder der lässig bei Kreuels die Gäste aushielt.
»Nun beruhige dich erst mal. Du hast wirklich nichts mit ihrem Tod zu tun?« Vander trank einen Schluck.
»Natürlich nicht. Ich hab sie, ähm, nur gebumst, mehr nicht. Das mußt du mir glauben!«
Böskes sah sich im Lokal um. Er hatte Angst, daß man ihre Unterhaltung belauschen könnte. Im Hintergrund sah er Alfons Veuskens mit seiner Frau an einem Tisch sitzen. Veuskens hob sein Bierglas und nickte ihm freundlich zu. Böskes lächelte gequält zurück.
»Was hat der Typ sonst noch gesagt? Wann will er das Geld haben? Wie soll das Geld übergeben werden?« Vander hatte sich die Brille aufgesetzt. Er war jetzt ganz Geschäftsmann.
»Das weiß ich nicht. Er hat nur das Geld verlangt und mit den Fotos gedroht. Ich bin fertig, wenn das rauskommt.«
Vander nahm die Brille wieder ab. »Dann wird er sich wieder melden. Du kannst jetzt nur abwarten. Wir werden das Ding schon schaukeln. Laß dich ja nicht verrückt machen. Das kriegen wir schon hin.« Vander betonte das »wir«.
»Wie soll ich an das Geld kommen? Klaus, ich habe noch jede Menge Rechnungen ausstehen. Und ich kann nicht einfach zur Sparkasse gehen und sagen: Guten Tag, ich brauche 100.000 Euro, ich werde erpreßt. Bitte packen sie mir das Geld in kleinen Scheinen in diese Tüte. Mal ganz abgesehen davon, daß Christa auch noch da ist.«
»Laß Christa aus dem Spiel. Ich denke, du bist mit ihr durch?«
Böskes spielte mit der Papierkrause an seinem Bierglas und schwieg.
Vander übernahm jetzt ganz die Initiative. »Du wartest, bis er sich wieder meldet. Dann machst du einen Termin für die Übergabe aus. Sagst ihm, daß du das Geld nur so gerade eben zusammenbekommen hast, und daß du auf keinen Fall mehr bekommen wirst.«
»Aber ich kann das Geld überhaupt nicht zusammenkratzen, verstehst du. Ich bin blank.« Böskes Stimme klang jetzt weinerlich.
»Das muß der Typ nicht wissen. Laß ihn in dem Glauben, daß er mit seiner Erpressung Erfolg hat. Er wird trotzdem kein Geld sehen. Ich werde das schon regeln. Verlaß dich ganz auf mich.«
»Was hast du vor?« fragte Böskes ängstlich und zugleich hoffnungsvoll. Er saß mittlerweile völlig in sich zusammengesunken am Tisch. Dieter Böskes war heilfroh, daß sein Freund ihm helfen wollte. Darauf hatte er gehofft.
»Laß’ mich nur machen. Wir werden beide bei der Übergabe sein. Den Tag wird der Skinhead sein Leben lang nicht mehr vergessen«, meinte Vander jovial und vielsagend.
Böskes war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um genau nachzufragen, was die Bemerkung bedeutete. Er wollte es auch nicht wissen. Es reichte ihm vorläufig, daß sein Freund ihm helfen wollte.
»Ich bin so froh, daß du mir helfen willst. Alleine würde ich das nicht schaffen. Das werde ich dir nie vergessen, Klaus.« Böskes legte als dankbare Geste die Hand auf Vanders Unterarm.
»Das brauchst du auch nicht«, erwiderte Klaus Vander und schüttelte die Hand seines Freundes ab. »Ach, was ist eigentlich mit den Tuffsteinen, die ihr noch braucht? Der Preis ist in den letzten Wochen mächtig gestiegen. Ich habe mir außerdem den Turm angesehen. Mit den bestellten Steinen werdet ihr nicht auskommen. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Böskes hatte verstanden. Eine Hand wäscht die andere. Das galt auch für Vanders Freunde, offenbar sogar besonders für Vanders Freunde.
Vander trank sein Glas leer. »Wollen wir was bestellen? Ich habe Hunger. Der Rehrücken soll prima sein.«
Böskes fühlte sich zu müde und ausgelaugt, um zu widersprechen. Auch wenn er keinen Hunger hatte, ließ er sich ebenfalls eine Portion Rehrücken mit Rotkohl und
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