Der Lambertimord
Wort. »Hör auf zu nörgeln und mach dich an die Arbeit.«
»Nur keine Hetze, wir werden den Fall schon lösen.«
»Aber nicht erst nächstes Jahr. Uns wird die Zeit knapp. Noch was?«
»Du solltest mal einen Blick auf den Ausdruck mit den SMS-Nachrichten werfen. Heike van den Hövel scheint doch einen Lover gehabt zu haben. Die Texte sind eindeutig. Auf ihrem Handy sind in den Tagen vor ihrem Tod eine ganze Reihe von SMS angekommen. Liest sich zum Teil wie eine kitschige Liebesschnulze. Muß Liebe schön sein. Vielleicht ist der Unbekannte der Vater.« Ecki grinste Frank schon wieder eindeutig an.
Der ignorierte die Anspielung einfach. »Na, dann laß mich mal lesen. Hast du nichts zu tun?«
Ecki nahm sich seinen Kaffeebecher und verschwand Richtung Schneider. Der Aktenführer war gerade dabei, einige Zettel in die verschiedenen Kästen zu sortieren und sah nicht gerade erfreut aus, weil Ecki ihm offenbar ein Gespräch aufdrängen wollte. Er drückte ihm einen Zettel in die Hand, mit dem Ecki zu Franks Schreibtisch zurück kam.
»Wir sollen die Pathologie anrufen.«
»Warum?«
»Diesmal haben die Metzger ganze Arbeit geleistet. Sie haben den Schädel des Toten mit den Unterlagen vom Vertragszahnarzt verglichen. Wir brauchen Klaus Masuhr nicht lange zu suchen, der liegt nämlich im Kühlschrank in Duisburg. Die Zahnbilder stimmen überein. Ansonsten gab es im ausgebrannten Ford und auch im Umfeld keine verwertbaren DNA-Spuren.«
»Also, dann kümmerst du dich jetzt um die SMS-Meldungen. Find raus, wer der Absender ist. Und ich fahre jetzt zu den Kollegen vom Staatsschutz. Außerdem brauchen wir noch eine richterliche Anordnung, um uns die Wohnung von diesem Masuhr ansehen zu können. Los, an die Arbeit.«
»Jaja, ist ja schon gut – Chef.« Ecki nahm sich die Telefonlisten und die Zusammenstellung der SMS-Mitteilungen. »Dann brauche ich aber auch noch einen Kaffee. Sonst geht hier gar nichts.«
Frank war schon zur Tür hinaus. Eine gute halbe Stunde brauchte er vom Breyeller Rathaus ins Präsidium nach Mönchengladbach.
Von der Abfahrt Mönchengladbach-Nord ging es die Kaldenkirchener Straße hinunter Richtung Innenstadt. Vorbei an der aufgegebenen Bundeswehrkaserne, für die es offenbar immer noch keine neue Nutzung gab. Könnte man eigentlich als Polizeipräsidium nutzen, dachte Frank. Das alte Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße war so marode, daß jeder Euro, der für die Renovierung ausgegeben wurde, eigentlich rausgeworfenes Geld war. Eigentlich konnte er es sich nicht erklären, daß er es schon so lange in diesen trostlosen Gebäuden aushielt. Die tristen Büros förderten nicht gerade die Arbeitsmoral.
Kurz hinter dem Hauptfriedhof begann das »bessere« Wohnviertel der Stadt mit den Villen rund um den Bunten Garten. Von der Straße aus konnte Frank die Flutlichtmasten des Bökelbergstadions sehen. An der Kreuzung zur Hohenzollernstraße mußte er warten. Die Stadt lag ihm sozusagen zu Füßen. Weit unten am Fuß des von der Kaiser-Friedrich-Halle aus sanft abfallenden Hügels querte die Eisenbahn die Bismarckstraße. Die Stadt war zu dieser Tageszeit voll wie immer. Mönchengladbach. Auch in dieser Stadt fühlte er sich nicht richtig heimisch. Obwohl er dort auch schon rund 15 Jahre lebte. Zuvor hatte er mehrere Jahre in anderen Städten gewohnt und gearbeitet, je nachdem, wohin ihn seine Laufbahn gerade verschlagen hatte.
Auf seine ganz eigene Weise war das große Mönchengladbach genauso konservativ und provinziell wie das kleine Breyell. Oft hatte er das Gefühl, daß ihm die Stadt zu eng war, sie ihm den Platz zum Atmen nahm. Im Grunde eine spießige Stadt, die sich stets bemühte, dieses Image abzulegen – und doch nur ewiger Zweiter im Wettbewerb mit Düsseldorf blieb. Frank hatte nicht das Gefühl, daß in dieser Stadt wirklich etwas bewegt wurde. Alle wirklich ehrgeizigen Projekte wie Borussen-Stadion, Skihalle oder die Erweiterung des Museums Abteiberg wurden so lange zerredet, bis es zu spät war, die Investoren abwanderten oder das Geld für die Projekte nicht mehr da war.
Vom Bismarckplatz aus bog er rechts ab, um ein Stück der Eisenbahnlinie Richtung Rheydt zu folgen. Ein Stück hinter der Unterführung bog er hinter dem Möbelhaus links ab auf das Gelände der alten Polizeikaserne. Der langgestreckte Klinkerbau aus den dreißiger Jahren hatten sein nüchternes Erscheinungsbild über die Jahrzehnte behalten. Kalt und abweisend wirkten auch die Nebengebäude. Zweckbauten,
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