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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Frau selber entbinden. Uebrigens werd' ich Ihnen da eine unserer neuen Industrien, eine Ziegelei, zeigen. Der Weg ist schön, wollen Sie galoppieren?«
    »Wird Ihr Tier mir folgen?« fragte Genestas, seinem Pferde »Hott, Neptun!« zurufend.
    In einem Nu wurde der Offizier hundert Schritte weit fortgetragen und verschwand in einer Staubwolke; trotz der Schnelligkeit seines Pferdes aber hörte er den Arzt immer an seiner Seite. Benassis sagte ein Wort zu seinem Pferde und überholte den Major, der ihn erst bei der Ziegelei in dem Augenblicke einholte, wo der Arzt sein Pferd ruhig an dem Pfosten eines Reisigzauns anband.
    »Daß Sie der Teufel hole!« rief Genestas, indem, er das Pferd ansah, das weder schwitzte noch schnaufte. »Was haben Sie denn da für ein Tier?«
    »Ach!« antwortete lachend der Arzt, »Sie haben's für einen alten Klepper gehalten. Für den Moment würde uns die Geschichte dieses schönen Tieres zuviel Zeit fortnehmen; möge es Ihnen genügen, zu wissen, daß Rustan ein veritabler, vom Atlas gekommener Berber ist. Ein Berberroß wiegt einen Araber auf. Meines erklimmt die Berge im schnellen Galopp, ohne daß sein Fell feucht wird, und trabt sicheren Fußes Abgründe entlang. Es ist übrigens ein auf hübsche Weise gewonnenes Geschenk. Ein Vater glaubte mir so das Leben seiner Tochter zu bezahlen, einer der reichsten Erbinnen Europas, die ich sterbend auf dem Wege nach Savoyen angetroffen habe. Wenn ich Ihnen sagen wollte, wie ich die junge Person geheilt habe, würden Sie mich für einen Quacksalber halten ... Ei, ei, ich höre Pferdeschellen und Wagenlärm auf dem Pfade: wir wollen schauen, ob es zufällig Vigneau selber ist, und sehen Sie sich den Mann gut an!«
    Bald bemerkte der Offizier vier schwere Pferde, aufgeschirrt wie jene, welche die wohlhabendsten Bauern der Brie besitzen. Die wollenen Quasten, die Schellen, das Lederzeug waren von einer gewissen großartigen Sauberkeit. Auf dem großen blauangestrichenen Karren befand sich ein großer, pausbäckiger, sonnenverbrannter Bursche, der vor sich hinpfiff und seine Peitsche wie ein Gewehr schulterte.
    »Nein, es ist nur der Karrenführer,« sagte Benassis. »Bewundern Sie ein wenig, wie der industrielle Wohlstand des Herrn sich in allem, selbst in der Ausrüstung dieses Wagenführers widerspiegelt! Ist das nicht das Anzeichen einer auf dem flachen Lande ziemlich seltenen kommerziellen Intelligenz?«
    »Ja, ja, all das scheint mit vieler Sorgfalt gearbeitet,« erwiderte der Offizier.
    »Nun, Vigneau besitzt zwei ähnliche Fahrzeuge. Außerdem hat er das kleine Reitpferd, auf dem er seinen Geschäften nachgeht; denn sein Handel dehnt sich jetzt sehr weit aus; und vier Jahre vorher besaß dieser Mann nichts! Ich irre mich, er hatte Schulden ... Doch gehen wir hinein.«
    »Madame Vigneau muß wohl zu Hause sein, Junge?« fragte Benassis den Karrenführer.
    »Sie ist im Garten, Herr; ich sah sie eben dort über die Hecke weg; ich will sie von Ihrer Ankunft benachrichtigen.«
    Genestas folgte Benassis, der ihn ein weites, durch Hecken abgeschlossenes Gelände durchqueren ließ. In einer Ecke waren die für die Ziegel- und Fliesenherstellung nötigen weißen Erden und der Ton aufgeschichtet, auf der anderen Seite lagen Reisig- und Holzbündel in Haufen für den Ofen. Weiter fort, auf einem mit Gittern umgebenen freien Platze zerkleinerten mehrere Arbeiter weiße Steine oder formten die Erden zu Backsteinen. Dem Eingang gegenüber unter den hohen Ulmen fand die Fabrikation von runden und viereckigen Ziegeln statt; auf einem großen Platz im Grünen, der durch die Dächer der Trockenschuppen abgeschlossen wurde, in deren Nähe man den Ofen mit seiner weiten Oeffnung, seinen langen Schaufeln, seinem hohlen und schwarzen Gange sah. Es befand sich dort, parallel mit diesen Gebäuden, ein Bauwerk von ziemlich elendem Aussehen, das der Familie als Wohnung diente, und wo die Remisen, die Pferde-, Kuhställe und die Scheune untergebracht waren. Geflügel und Schweine trieben sich auf dem großen Areal herum. Die Sauberkeit, die in diesen verschiedenen Gebäuden herrschte, und ihr guter Ausbesserungszustand bezeugten die Wachsamkeit des Herrn.
    »Vigneaus Vorbesitzer«, sagte Benassis, »war ein Unglücksmensch, ein Nichtstuer, der nur den Trunk liebte. Früher Arbeiter, verstand er seinen Ofen zu heizen und seine Löhne zu bezahlen, das war alles; im übrigen besaß er weder Tätigkeitsdrang noch kaufmännischen Geist. Wenn die Käufer nicht zu ihm kamen

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