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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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die so eine Tat ohne jedes Mittagessen ins Auge fassen würden, dann befand man sich bereits tief im Bereich des Unbedeutenden und näherte sich dem Phantastischen.
    Nach halb drei, aber näher an drei Uhr, mußte man anfangen, wachsam zu sein. Ernsthaft. Auch an guten Tagen. Auch wenn man keine Morddrohungen von seltsamen, riesigen Männern mit grünen Augen erhielt, mußte man nach der Mittagszeit wie ein Habicht auf die Leute aufpassen. Die wirklich gefährliche Zeit war die nach vier Uhr, wenn die Straßen sich mit marodierenden Verleger- und Agentenrudeln zu füllen begannen, die, durch Fettucine und Kir um den Verstand gebracht, nach Taxis bellten. Das waren die Zeiten, in denen das Innerste des Menschen auf die Probe gestellt wurde. Aber morgens um halb sieben? Vergessen Sie's. Und Dirk hatte es vergessen.
    Durch seinen Vorsatz gestärkt, trat Dirk aus dem Zeitungsladen in die beißende Luft der Straße hinaus und schritt davon.
    »Ach, ich hoffe doch, Sie werden die Zeitung bezahlen wollen, nicht wahr, Mr. Dirk, Sir?« sagte der Zeitungshändler, der freundlich hinter ihm hergetrottet kam.
    »Ach, Bates«, sagte Dirk hochnäsig. »Sie und Ihre Hoffnungen. Immer hoffen Sie dies und hoffen Sie jenes. Darf ich Ihnen zu mehr Gelassenheit raten? Ein Leben, das mit Hoffnungen überfrachtet ist, ist ein schweres Leben. Seine Früchte sind Sorgen und Enttäuschungen. Lernen Sie eins zu sein mit den Freuden des Augenblicks.«
    »Ich glaube, die da kostet zwanzig Pence, Sir«, sagte Bates seelenruhig.
    »Ich sage Ihnen, was ich tun werde, Bates, nur weil Sie's sind. Haben Sie denn was zu schreiben bei sich? Ein simpler Kugelschreiber würde genügen.«
    Bates zog einen aus einer Innentasche und gab ihn Dirk, der die Ecke von der Zeitung abriß, auf die der Preis gedruckt war, und seinen Namen darüber kritzelte. Er reichte den Papierschnipsel dem Zeitungshändler.
    »Soll ich den dann zu den anderen tun, Sir?«
    »Tun Sie ihn dorthin, wo er Ihnen die größte Freude bereitet, lieber Bates, ich möchte, daß Sie ihn an keinen geringeren Ort tun. Und nun, mein Lieber, leben Sie wohl.«
    »Ich hoffe, Sie werden mir auch meinen Kugelschreiber wiedergeben wollen, Mr. Dirk.«
    »Wenn die Zeiten für so eine Transaktion geeignet sind, mein lieber Bates«, sagte Dirk, »können Sie sich darauf verlassen. Im Augenblick erfordern ihn höhere Zwecke. Freude, Bates, große Freude. Bates, bitte lassen Sie ihn los.«
    Nach einem letzten lustlosen Ruck zuckte der kleine Mann die Schultern und trottete zurück zu seinem Laden.
    »Ich hoffe, ich sehe Sie dann später, Mr. Dirk«, rief er ohne jede Begeisterung über die Schulter zurück.
    Dirk schickte dem sich entfernenden Rücken des Mannes eine huldvolle Verbeugung hinterher, dann eilte er weiter, während er die Zeitung auf der Horoskopseite aufschlug.
    »Praktisch alles, wozu Sie sich heute entscheiden, wird verkehrt sein«, lautete es schonungslos.
    Stöhnend klappte Dirk die Zeitung zu. Auch nicht eine Sekunde lang gestattete er sich den Gedanken, daß große kreiselnde Felsklumpen, Lichtjahre entfernt, etwas über seinen Tag wußten, was er nicht wußte. Es traf sich nur zufällig, daß »Der Große Zaganza« ein alter Freund von ihm war, der wußte, wann Dirk Geburtstag hatte, und ihn mit seiner Kolumne immer absichtlich hochnahm. Die Auflage des Blattes war um fast ein Zwölftel gesunken, seitdem er das Horoskop übernommen hatte, und nur Dirk und Der Große Zaganza wußten, warum.
    Er eilte weiter, während er sich rasch durch den Rest der Zeitung blätterte. Wie üblich stand nichts Interessantes darin. Jede Menge über die Suche nach Janice Smith, die vermißte Bodenstewardeß in Heathrow, und darüber, wie sie bloß einfach so hatte verschwinden können. Sie brachten das letzte Foto von ihr, das sie mit Zöpfen auf einer Schaukel zeigte, sechs Jahre alt. Ihr Vater, ein gewisser Jim Pearce, wurde mit den Worten zitiert, es habe recht große Ähnlichkeit, nur sei sie inzwischen viel größer und normalerweise schärfer. Abgebildet. Ungeduldig klemmte Dirk sich die Zeitung unter den Arm und schritt forsch aus, während seine Gedanken bei einem viel interessanteren Thema verweilten.
    Dreihundert Pfund pro Tag. Plus Spesen.
    Er fragte sich, wie lange er vernünftigerweise hoffen konnte, Mr. Anstey in seinem sonderbaren Wahn zu bestärken, daß er jeden Augenblick von einem über zwei Meter großen, struppigen Wesen mit riesigen grünen Augen und Hörnern ermordet werde, das

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