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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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wartete nicht auf das Wechselgeld. Rasch sprang er aus dem Wagen und blickte sich um. Mehrere Polizeifahrzeuge blockierten die Kreuzung Boulevard Diderot/Rue Beccaria. Die Straßen ringsum waren abgesperrt. Ein Mannschaftswagen des SEK stand ein wenig abseits, eingangs der Rue de Citeaux. Rechts und links neben dem Eingang der LCL-Bank sowie unter sämtlichen Fenstern, auch unter denen in der Rue Beccaria, lagen bis an die Zähne bewaffnete SEK-Männer in Lauerstellung. Auf der gegenüberliegenden Seite des Boulevard Diderot hatten mehrere Polizisten in Uniform und Zivil Posten bezogen. Darunter ein Mann, den LaBréa gut kannte. Er hielt ein Megafon in der Hand, schien aber damit noch nicht in Aktion getreten zu sein. Es war Capitaine Cédric Leconte vom GIGN, dem SEK der Gendarmerie, spezialisiert auf Banküberfälle, Terrorakte und Geiselnahmen. Leconte hatte seinerzeit bei der Befreiung von Jenny in der Wohnung von Hausmeister Monsieur Hugo den SEK-Einsatz geleitet. Ein Mann, mit dem LaBréa gute Erfahrungen gemacht hatte. Rasch ging er auf ihn zu.
    »Commissaire LaBréa?« Leconte blickte ihn erstaunt an. »Was machen Sie denn hier?«
    Die beiden Männer gaben sich die Hand. Ohne Umschweife kam LaBréa zur Sache. »Ich weiß, dass es in der Bank einen Überfall gegeben hat. Meine Freundin ist nämlich unter den Leuten, die da drinnen festgehalten werden.«
    In kurzen Worten berichtete er Leconte das Wesentliche. Mit bewegungsloser Miene hörte der Capitaine zu. Als LaBréa zum Schluss wissen wollte, welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden, blickte Cédric Leconte ihn nachdenklich an.
    »Tja, Commissaire«, sagte er gedehnt. »Wenn Ihre Freundin da drin ist, dann weiß ich nicht …«
    »Was wissen Sie nicht?«
    »Ob ich Sie überhaupt informieren darf. In unsere Planungen und Aktionen mit einbinden. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Nein, das tue ich nicht. Damals bei dem Killer von der Bastille …«
    Leconte unterbrach ihn. »Damals, das war eine andere Situation. Sie waren dem Bastillemörder auf der Spur. Es war Ihr Fall, auch wenn sich da mit Ihrer Tochter Persönliches mit hineingemischt hat. Im Nachhinein habe ich aber trotzdem von meinem Chef eins aufs Dach bekommen. Ich hätte Sie von der Sache fernhalten müssen, hat er gemeint.«
    LaBréa winkte ab. »Hören Sie, wir haben keine Zeit! In der Bank ist bereits geschossen worden …«
    »Das weiß ich!«
    »… und der Täter, sofern es nur einer ist und nicht mehrere, hat mich vor zwei Minuten vom Handy meiner Freundin aus angerufen!«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Leconte rasch.
    »Nichts. Er hat die Verbindung nach einigen Sekunden weggedrückt.«
    »Dann sind wir genauso schlau wie vorher. Bisher gibt’s keinen Kontakt in die Bank. Der Kerl kann nicht raus, die Sicherheitsschleuse geht automatisch zu, wenn der Alarmknopf gedrückt wird.« Leconte blickte nervös auf seine Uhr. »Wo bleibt denn der Filialleiter? Er hatte heute Mittag einen Termin in der LCL-Zentrale. Eigentlich müsste er schon längst hier sein. Die Profilerin auch.«
    »Wer ist es? Véronique Andrieu?« Mit Véronique verband LaBréa eine langjährige Freundschaft. Sie hatte seinerzeit das Täterprofil des Bastillemörders erstellt und der Polizei entscheidende Hinweise gegeben.
    Cédric Leconte seufzte.
    »Ich sagte Ihnen doch, Commissaire, so läuft es diesmal nicht. Am besten verlassen Sie den Tatort hier und lassen uns unseren Job machen. Sonst kriege ich Ihretwegen höllischen Ärger!«
    LaBréa war sehr wohl bewusst, dass er bei dieser Sache weder die Befehlsgewalt hatte noch darauf bestehen konnte, in die Planung und Durchführung der Maßnahmen von Capitaine Leconte einbezogen zu werden.
    »Okay, ich verstehe Sie, Capitaine. Ich habe gar nicht vor, mich einzumischen. Aber ich möchte hier vor Ort bleiben.«
    Leconte schniefte und sah LaBréa stirnrunzelnd an. »Verständlich, dass Sie sich um Ihre Freundin Sorgen machen.«
    »Sie ist schwanger«, erwiderte LaBréa leise. »Im dritten Monat. Bevor sie zur Bank ging, hatte sie einen Termin bei ihrer Frauenärztin.«
    Leconte stöhnte und schüttelte leicht den Kopf.
    »Auch das noch! Tut mir leid, LaBréa, wirklich. Ich kann Sie zu hundert Prozent verstehen, aber …«
    »Ihnen würde es doch genauso gehen, Leconte. Sie würden sich auch nicht wegschicken lassen!« LaBréa blickte ihn fest an.
    Capitaine Leconte hielt dem Blick stand, schürzte die Lippen und überlegte. »Meine Leute checken gerade die Büroräume im

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