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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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Entsetzen an. »Das ist ja wie ein Déjà vu!«
    »Du sagst es, Véronique.«
    »Letztes Jahr Jenny, jetzt Céline …«
    LaBréa nickte.
    »Und sie ist im dritten Monat.«
    »Was? Du liebe Güte! Dann kann ich nur hoffen, dass wir die Sache hier schnell zu Ende bringen.«
    »Das wird sehr stark von dir abhängen, Véronique. Von deiner Einschätzung des Täters …«
    »Wissen wir denn schon, dass es nur ein Täter ist?«, unterbrach ihn Véronique.
    »Das ist meine persönliche Vermutung. Hundertprozentig sicher ist es nicht.«
    »Dann kalkulieren wir lieber beides ein, Maurice.«
    »Ja. Wie gesagt: Alles hängt von deinem Verhandlungsgeschick ab.«
    »Falls es überhaupt zu Verhandlungen kommt! Ich hoffe nicht, dass Capitaine Leconte einer von den üblichen Draufgängern ist.«
    »Damals bei Jenny war er auch dabei. Da hat er sehr überlegt und besonnen gehandelt.«
    »Da hattest du ja auch das Kommando. Hier wahrscheinlich nicht, oder?«
    »Nein. Aber vorläufig duldet er mich.«
    Der Capitaine redete leise mit dem Filialleiter und notierte sich etwas in sein Notizbuch. Dann sprach er einige Worte in das Funkgerät, das in der Brusttasche seiner kugelsicheren Weste steckte. Anschließend zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer. LaBréa vermutete, dass er auf einem der Festnetzapparate in der Bank anrief, um einen ersten Kontakt mit dem Täter herzustellen. Nach einer Weile steckte er das Handy wieder ein.
    »Da meldet sich keiner«, sagte er ärgerlich. »Der Täter will anscheinend keinen Kontakt mit uns.« Er hob das Megafon, und gleich darauf erklang laut und deutlich seine Stimme.
    »Hier spricht die Polizei. Das Bankgebäude ist komplett umstellt. Sie können dort nicht mehr raus. Wir wissen, dass Sie mehrere Geiseln in Ihrer Gewalt haben und dass Sie von Ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht haben. In weniger als einer Minute wird sich die Sicherheitsschleuse automatisch öffnen. Ich fordere Sie auf, die Bank unbewaffnet und mit erhobenen Händen durch den Eingang zu verlassen!«
    »Wer entriegelt denn die Sicherheitsschleuse?«, fragte LaBréa schnell.
    »Einer meiner Leute hinten in den Büroräumen«, erwiderte Leconte. »Der Filialleiter hat mir gerade den Code genannt.« Gleich darauf ertönte eine Stimme aus Lecontes Funkgerät. »Alles klar, Chef, Schleuse ist entriegelt.«
    »Verstanden!« Der Capitaine wandte sich an LaBréa, Véronique und den Filialleiter.
    »Sie gehen alle in Deckung. Los, da rüber!« Die drei eilten in eine Toreinfahrt einige Meter weiter. Von dort aus blickte man in die Rue Beccaria, und LaBréa konnte noch immer die beiden mit geschlossenen Jalousien versehenen Fenster der Bank erkennen. Leconte selbst wich einige Schritte zurück und suchte Schutz hinter einem der Polizeifahrzeuge. Auch die anderen Polizisten gingen in Deckung.
    Gespannt blickte LaBréa auf die massive Eingangstür und die Fenster der Bank.
    »Da passiert nichts«, sagte er nach einer Weile leise zu Véronique. Dann wandte er sich an den Filialleiter.
    »Wie viel Geld ist normalerweise in der Kasse?«
    »Nie mehr als vier-, fünftausend Euro. Größere Summen liegen im Tresor.«
    »Wer kennt die Kombination?«
    »Nur die Kassiererin und einer von den Leuten hinten im Büro. Eine sechsstellige Zahl. Jeder von ihnen kennt nur drei Ziffern. Man braucht also beide, um den Tresor zu öffnen.«
    »Und wenn jemand von den beiden krank ist oder in Urlaub?«
    »Dann haben sie ihre Stellvertreter, und der Code wird geändert.«
    Véronique Andrieu hatte dem Gespräch gelauscht. Sie wandte sich an LaBréa.
    »Wenig Geld in der Kasse, also eine magere Ausbeute für den Täter. Sicher hat er mit einer größeren Beute gerechnet. Das und die Tatsache, dass ihm die schnelle Flucht aus der Bank verwehrt blieb, dürften meines Erachtens dazu führen, dass der Mann sich in einer psychischen Ausnahmesituation befindet. Er steht unter starkem Stress. Zwei Schüsse sind bereits gefallen, niemand weiß, was sich abgespielt hat. Eines ist klar, Maurice: Wir dürfen diesen Kerl nicht unterschätzen. Und falls es mehrere sein sollten, könnte die Situation erst recht eskalieren.«
    »Wieso?«
    »Weil unter den gegebenen Umständen die Gefahr besteht, dass zwei oder gar mehr Täter sich über ihre weitere Vorgehensweise nicht einig sind und einer von ihnen die Kontrolle verliert.«
    Wenn das nicht bereits geschehen ist, dachte LaBréa. Er fühlte die ungeheuere Anspannung in seinem Körper. Die Angst um Céline

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