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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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pushte sein eigenes Stresspotenzial auf den höchsten Level. Nur mit großer Anstrengung und aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung gelang es ihm, die Angst in Schach zu halten. Einen kurzen Moment dachte er an den Mordfall in der Rue Massillon, schob den Gedanken jedoch sofort beiseite. Seine Leute kümmerten sich um alles, und der Albtraum in der Bank war vielleicht bald zu Ende … LaBréa hoffte es inständig.
    Die Sonne hatte sich einen Weg durch die Wolken erkämpft und beschien die Straße. Ein paar Strahlen wurden von den Fensterscheiben der Bank reflektiert, hinter denen nichts sichtbar war. Die hölzerne Eingangstür blieb geschlossen. Direkt dahinter lag die Sicherheitsschleuse. Das wusste LaBréa, weil er schön öfter mit Céline in der LCL gewesen war. Dunkel erinnerte er sich sogar an den Schalterraum. Wo mochte Céline sich jetzt befinden? Wie ging es ihr? War sie verletzt, war möglicherweise Schlimmeres geschehen? Unvorstellbar, diesen Gedanken zu Ende zu denken.
    Auf einmal fiel sein Blick auf den schwarzen Motorroller, der neben der jungen Platane auf dem Bürgersteig vor dem Eingang der Bank abgestellt war. Hatte Leconte schon überprüft, wer der Halter des Rollers war?
    Erneut sprach Leconte ins Megafon.
    »Ich weiß, dass Sie mich hören können. Die Bank ist umstellt. Sie haben keine Chance. Es ist besser, wenn Sie sich freiwillig ergeben. Die Sicherheitsschleuse ist jetzt geöffnet. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Kaum hatte er die letzten Worte gesprochen, klingelte LaBréas Handy. Er zog es aus der Tasche und spähte aufs Display.
    »Célines Nummer!«, sagte er atemlos zu Véronique. »Das ist er!«
    »Dann geh dran, Maurice!«

8. KAPITEL
    Laut und deutlich war die Stimme durch das Megafon im Schalterraum zu vernehmen. Christian Chatel verstand jedes Wort. Alles war so, wie es sich normalerweise eben abspielte. Die Polizei riegelte das Gebäude ab, der Bankräuber wurde aufgefordert, herauszukommen, die Sicherheitsschleuse wurde freigeschaltet. Es war die zweite Botschaft an den Maskierten. Beim ersten Mal hatte er nicht reagiert, nur erneut vorsichtig durch die Jalousie nach draußen gespäht. Jetzt, da die Megafonstimme zum zweiten Mal ertönte, griff der Mann nach dem Handy der dunkelhaarigen Frau, das er vorhin eingesteckt hatte. Er drückte eine Taste, und gleich darauf sagte er: »LaBréa? Du bist doch Commissaire LaBréa, oder? Ich hab dich erkannt. Du stehst drüben in der Toreinfahrt. Hör gut zu, du Scheißkerl. Ich sag’s nämlich nur einmal. In zwanzig Minuten will ich einen Wagen, voll aufgetankt und mit der Beifahrerseite direkt vor die Eingangstür postiert. Sobald der Wagen da ist, komme ich raus. Versucht nicht, mich reinzulegen! Keine Tricks wie verstecktes GPS oder Handy, kapiert?« Er drückte das Gespräch weg.
    Alle im Raum hatten seinen Worten atemlos gelauscht. Die ältere Frau vorn beim Kassenschalter begann wieder zu schluchzen. Christian verfluchte sie innerlich. Konnte sie sich nicht zusammenreißen? Schließlich war sie nicht die Einzige, die nach den bisherigen Geschehnissen voller Angst und Panik darauf wartete, was kommen würde. Die Polizei hatte Kontakt aufgenommen, der Täter hatte seine Forderungen gestellt. Würden sie erfüllt werden, oder würde die Polizei die Bank stürmen?
    Das Herz klopfte Christian bis zum Hals. Er hoffte inständig, dass die Polizei besonnen reagierte, damit das alles hier schnell zu Ende ging. Gleichzeitig fürchtete er, dass der Mann eine Geisel auswählen und sie zwingen würde, mit ihm die Bank zu verlassen. Hoffentlich fiel die Wahl nicht auf ihn! Beim kleinsten Fehler der Bullen war Christian ein toter Mann, davon war er überzeugt.
    Seine linke Schulter schmerzte höllisch, die gefesselten Hände auf dem Rücken waren bereits taub. Lange würde er es nicht mehr in dieser Lage aushalten. Er biss die Zähne zusammen, unterdrückte ein Stöhnen und warf einen Blick auf die anderen Geiseln. Die dunkelhaarige Frau hatte dem Gespräch des Geiselnehmers voller Anspannung gelauscht. In ihren Augen stand die nackte Angst. Sie hatte heimlich eine Nummer gewählt, die offenbar einen Polizeikommissar namens LaBréa alarmiert hatte, den der Maskierte anscheinend kannte. Woher? LaBréa … Auch Christian kam der Name irgendwie bekannt vor. War das nicht der Typ von der Brigade Criminelle, der im letzten Jahr den berüchtigten Bastillemörder zur Strecke gebracht hatte? Ja, genau! Schon aus professionellem

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