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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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was für ein Modell es sich dabei handelt. Marke Methusalem.« Eine verächtliche Geste seiner Hand unterstrich seine Worte. »Die Kiste gehört Jeff Cartier. Aber das wissen Sie ja bereits.«
    LaBréa nickte schnell. Mit Jeff Cartier hatte er gesprochen, bevor er sich dem Augenzeugen zuwandte. Der Mann war außer sich, dass sein Wagen gestohlen worden war. Nach dem Gespräch mit ihm konnte LaBréa mit großer Sicherheit ausschließen, dass Jeff Cartier mit dem Geiselnehmer unter einer Decke steckte und ihm ein Fluchtauto zur Verfügung gestellt hatte. LaBréa hatte den Halter des Wagens auch gefragt, wie viel Benzin sich im Tank befand. Der Tank war voll gewesen, da Cartier erst vor zwei Tagen an der Tankstelle gewesen war.
    »Fahndet die Polizei schon nach der Schrottkiste?«, fragte Odilon.
    »Ja, ja. Bitte fahren Sie fort, Monsieur!«
    Der Mann lachte.
    »Weit kommen die damit sowieso nicht. Aber okay. Also, ich geh ans Fenster, und in dem Moment hält dieser grüne Wagen direkt hinter dem Peugeot.« Er machte eine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen. Als Zeuge in einer Geiselnahme stand er plötzlich im Mittelpunkt und fühlte sich wichtig. Seine glasigen Augen blickten bedeutungsvoll.
    »Kommen Sie zur Sache, Monsieur Odilon!«, seufzte LaBréa genervt. »Wie ging es weiter?«
    »Die Beifahrertür wird geöffnet, und ein Typ steigt aus.«
    »Kannten Sie ihn? Kam er Ihnen irgendwie bekannt vor?«
    »Nee, den hab ich noch nie in meinem Leben gesehen. Aber er ist ziemlich groß und noch relativ jung, höchstens zweiundzwanzig, dreiundzwanzig Jahre alt! Dunkle Kleidung, und in der Hand eine Knarre. Die hält er auf die Tussi gerichtet, die am Steuer sitzt.« Odilon schielte zu seinem Hund, der bewegungslos neben ihm stand, und tätschelte ihm den Kopf.
    Für das Wort »Tussi« hätte LaBréa den Mann erwürgen können. »Stieg sie ebenfalls aus?«
    »Nicht so schnell, Mann! Der Reihe nach, haben Sie doch selber gesagt! Und das mach ich gerade.«
    Jetzt platzte LaBréa der Kragen. Er trat einen Schritt auf François Odilon zu und packte ihn unsanft an der Schulter. »Schluss jetzt, Monsieur. Das hier ist keine Nachmittagstalkshow im Fernsehen! Ich brauche schnelle und präzise Angaben! Also, fassen Sie sich gefälligst kurz.«
    »Ja, doch!« Odilon klang beleidigt. Der fette Hund knurrte, und erneut strich Odilon ihm übers Fell. »Wie Sie wollen, Monsieur. Also, zuerst ist sie nicht ausgestiegen, sondern blieb in dem grünen Wagen. Sie gab dem Typen die Autoschlüssel, und der hat das Fahrzeug elektronisch verriegelt. Die Tussi saß also zunächst in der Falle.« Erneut hielt er inne. Aus seiner Hosentasche fingerte er eine zerknüllte Packung Zigaretten.
    »Weiter, erzählen Sie weiter, Mann!«
    »Na ja, der Typ geht zu Jeffs alter Kiste und macht sich an der Fahrertür zu schaffen.« Er klemmte sich eine filterlose Gauloise zwischen die Lippen und ließ sein Feuerzeug aufschnappen. Nach einem genüsslichen ersten Zug fuhr er fort: »Die Tür geht ruck zuck auf, er steigt in den Wagen und schließt ihn kurz.«
    »Woher wissen Sie, dass er ihn kurzgeschlossen hat?«
    François Odilon blickte LaBréa mitleidig an.
    »Ich bin doch nicht blöd, Mann! Wenn einer in einem Wagen, der ihm nicht gehört, unter dem Armaturenbrett rumfummelt, weiß man doch, was Sache ist! Der Motor hat unheimlich geröhrt, wie immer bei solchen alten Schrottdingern. Und ’ne Riesenqualmwolke kam aus dem Auspuff!«
    »Weiter, wie ging es weiter?«
    »Er ist sofort zurück zu dem grünen Wagen. In der Hand wieder seine Knarre. Ich hab gedacht: Hoffentlich sieht der Typ mich nicht! Und bin ein bisschen zurückgewichen.« Erneut zog Odilon an seiner Zigarette. »Ich konnte aber noch alles genau beobachten! Er hat die Rundumverriegelung entsichert, die Fahrertür aufgerissen und mit der Waffe rumgefuchtelt. Die Tussi musste aussteigen. Der Typ hat sich nach allen Seiten umgesehen, ob ihn jemand beobachtet. Aber auf der Straße war ja niemand. Und es hat wie verrückt geregnet! Mich hat er Gott sei Dank nicht entdeckt.«
    »Ist er dann mit der Frau in den Peugeot gestiegen?«
    »Allerdings, Monsieur. Die Tussi hat sich wieder hinters Steuer gesetzt, er daneben. Dann sind sie losgefahren. Richtung Porte de Montreuil. Die Tussi hat ’nen richtigen Kavaliersstart hingelegt! Die wollten sicher auf den Périphérique. Ich hab mir dann in der Küche erst mal einen genehmigt. Bei so ’ner Aufregung! Ich meine, ich bin ja nicht mehr der Jüngste.

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