Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
Vom Netzwerk:
DNA des Geiselnehmers durchs Zentralregister laufen lassen?« LaBréas wartete die Antwort nicht ab. »Taucht der Kerl irgendwo auf?«
    »Das weiß ich frühestens in ein paar Stunden. Die zentralen Datenbanken werden nämlich gerade gewartet. Wir haben ein bis zwei Stunden keinen Zugang zu den Daten.«
    »Na wunderbar, auch das noch!«
    »Die Techniker sagen, sie können derartige Arbeiten nur nachts vornehmen, weil tagsüber alle Dienststellen aufs Register zugreifen wollen.«
    »Gut, da kann man nichts machen. Rufen Sie mich sofort an, wenn die Datenbank wieder zugänglich ist und Sie einen Abgleich finden! Und unterrichten Sie bitte Franck oder Jean-Marc von den DNA-Ergebnissen.«
    »Mach ich. Wie läuft’s bei Ihnen?«
    »Wir beginnen gerade mit der Suche.«
    Während des Telefonats hatte Simon Four damit begonnen, in seinem Computer die diversen Ordner mit Baugenehmigungsanträgen für das Stadtgebiet Paris aufzurufen. Es waren Hunderte von Ordnern mit Tausenden von Dokumenten.
    »Wo soll ich anfangen, Maurice?«, fragte er LaBréa, nachdem dieser das Gespräch mit Gilles beendet hatte. »Ich habe hier das Material der letzten zehn Jahre. Geordnet nach den einzelnen Arrondissements der Stadt, nach Datum und Jahr der Anträge, nach Kriterien wie Größenordnung des Bauvorhabens. Privathäuser, Mehrfamilienhäuser, Industriebauten, ganze Baukomplexe, beispielsweise Wohnsiedlungen. Für den Zeitraum vor dem Jahr 2000 gibt’s nur die alten Akten, und die lagern in unserem Archiv.«
    »Ich hoffe, dass wir die nicht brauchen. Was die Arrondissements betrifft, können wir das von vornherein eingrenzen. Ich folge meiner Theorie, dass der Bauwagen irgendwo im Umkreis der Métrolinie 11 stehen müsste. Das heißt …« LaBréa erhob sich vom Stuhl und trat zur gegenüberliegenden Wand. Dort befand sich ein großer Stadtplan. Mit dem Zeigefinger tippte er auf die einzelnen Stationen der Linie 11. »Infrage kämen, wenn ich bei der Endstation Châtelet beginne: das 4. Arrondissement, das 3., das 11. und das 20. Arrondissement.«
    »Das grenzt die Suche erheblich ein.«
    »Sag mal, kannst du nicht einfach als Suchbefehl den Namen der Baufirma eingeben, Malin & Fils ?«
    »Das wäre natürlich am einfachsten, aber leider geht das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Suchbegriffe jeder Art, Namen, Adressen und so weiter, nur in ein geöffnetes Dokument eingegeben werden können. Nicht in ein Konglomerat mehrerer Dateien in einem Ordner, der einen größeren Zeitraum umfasst und aus Tausenden von Einzelanträgen besteht.«
    »Verdammter Mist!«
    »Wir nehmen uns eben jedes der infrage kommenden Arrondissements vor.«
    »Und der Name dieser Firma ist dir wirklich nicht geläufig, Simon?«
    »Nein, das hab ich ja schon gesagt. Ich leite diese Abteilung jetzt seit drei Jahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Malin & Fils in dieser Zeit keinen Antrag bei uns gestellt hat.«
    »Ich denke mal laut nach, Simon. Ein Bauwagen: Da sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass so was nicht unbedingt beim Bau eines Einfamilienhauses von der Baufirma zur Verfügung gestellt wird. Sondern wohl eher, wenn es sich um ein größeres Bauvorhaben handelt, und eine entsprechend große Anzahl von Arbeitern auf der Baustelle beschäftigt ist.«
    »Da gebe ich dir Recht.«
    »Dann lass uns gleich mit den größeren Bauvorhaben beginnen. Mehrfamilienhäuser, Wohnsiedlungen.«
    LaBréa nickte und fuhr in seiner Überlegung fort: »Ein Bauwagen, in dem man eine Geisel festhalten kann, ohne befürchten zu müssen, entdeckt zu werden, wird seit längerem nicht benutzt.«
    »Stimmt. Entweder wurde der Wagen irgendwo abgestellt, oder die Firma hat ihn auf der Baustelle vergessen.«
    »Fang 2007 an, bevor du hier Chef wurdest. Dann gehen wir zurück bis ins Jahr 2000.«
    Mit flinken Fingern tippte Simon auf die Tastatur seines Rechners. Plötzlich hielt er inne. »Warte mal, wir haben was vergessen. Daran hätten wir früher denken müssen.« Er öffnete die Webseite des Pariser Branchenbuches und tippte den Namen der Baufirma Malin & Fils ein. »Hier, bitte!«, erklärte er und blickte LaBréa vielsagend an. »So was hab ich mir beinahe schon gedacht: Die Firma gibt es heute gar nicht mehr.«
    LaBréa stieß einen leisen Pfiff aus. »Deswegen wurde der Wagen auch in letzter Zeit nicht mehr gebraucht. Die Firma hat dichtgemacht, und niemand kümmerte sich um den Bauwagen. Und wo lässt eine Firma, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr existiert, ihr

Weitere Kostenlose Bücher