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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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gebeten. Schließlich hat der zugestimmt, allerdings wollte er sich nicht länger als ein Jahr gedulden. Diesmal wollte er aber die Zinsen in Mark und Pfennig haben. Zehn Bilder von Karl seien ihm genug. Außerdem habe er den Eindruck, dass Karl die letzten Bilder mit gar zu leichter Hand auf die Leinwand gepinselt habe.
    Ernsthaft hat Karl in diesem Jahr nicht versucht die Summe, die er dem Baron schuldete, zusammenzusparen. Mit den paar Bilderchen, die Nathan ihm immer wieder abluchste, war das jedenfalls nicht zu schaffen. Ich habe ihm Vorhaltungen gemacht, als er das Angebot ausschlug im Rathaus in Ortelsburg ein Bild auf die Wand des Sitzungssaales zu malen. Marie hatte oft verweinte Augen. Der alte Steinwald lief mit düsterem Gesicht herum und sagte, ihn solle das alles nicht mehr kümmern. Überdies habe er es immer schon geahnt, dass der Karl ein Leichtfuß sei. Vier Wochen vor dem Zahlungstermin kamen Gäste aus der Allensteiner Gegend in die Schankstube von Leschinen. Es hatte sich herumgesprochen, dass dort mit hohen Einsätzen gepokert wurde.
    In dieser Nacht hat mein Sohn Karl, dein Vater, Geld, Laden und Schankwirtschaft verspielt. Ganz zum Schluss, die Gäste waren wegen des großen Gewinns schon übermütig, hat Karl mit leiser Stimme gesagt: ›Ich habe gehört, dass ein Bauer aus Insterburg um seine eigene Frau gespielt hat. Marie hat mir immer Glück gebracht. Ich will ein letztes Spiel wagen. Ihr setzt Laden, Haus und Schankstube, ich setze meine Frau dagegen.‹
    Die Spieler, wohl weil ihnen schon unheimlich war wegen ihres hohen Gewinns, wären das Haus ganz gern wieder losgeworden und hätten sich mit dem gewonnenen Geld begnügt. Sie willigten ein, machten aber zur Bedingung, dass dies nun wirklich das allerletzte Spiel sein sollte.
    Karl schrieb den Schuldschein, den einer der Spieler ihm, mehr im Scherz, diktierte. ›Wer diesen Schein besitzt, dem soll die Marie Bienmann aus Leschinen gehören, mit Haut und Haar, Laden und Schankstube.‹ Feierlich setzten die Halunken ihre Unterschrift da­runter. Ganz zuletzt schrieb mit zittriger Hand der Karl seinen Namen. Die Fremden strengten sich nicht besonders an das Spiel zu gewinnen. Aber sie hatten vom Teufel sehr gute Karten zwischen die Finger gesteckt bekommen. Karten, mit denen kein Mensch ein Spiel verlieren kann. Es verlor also Karl. Er hat ganz bedächtig seinen Hut vom Haken genommen und ist fortgegangen. Wir haben überall nach ihm geforscht. Der alte Steinwald hat gesagt, wir würden ihn schon noch finden. Er habe sich bestimmt aufgehängt.«
    »Glaubst du auch, Großvater, dass er sich umgebracht hat?«
    »Luke, wer die Pflanzen, die Tiere, die Menschen, unsere Landschaft hier mit solchen Augen sehen kann wie dein Vater, der bringt sich nicht um. Der hat die Welt viel zu lieb, um sich aus ihr fortzustehlen.«
    »Aber wo kann er sein?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln.
    »Das Ende der Geschichte war, die Spieler haben den Schuldschein für Laden und Schankstube am Amtsgericht vorgezeigt. Ihr kamt dann zu uns. Der leichte Holzspan jedoch, den ich als Bürge unterschrieben habe, der liegt mir nun wie eine Zentnerlast auf den Schultern.«
    Beide schwiegen eine Weile. Der alte Mann sah das starre, blasse Gesicht des Jungen. Behutsam wollte er ihn trösten und sagte: »Ich glaube nicht, Luke, dass dein Vater ein ganz und gar schlechter Mensch ist. Er ist ein leichtes Blut. Ich weiß heute, dass ich viel falsch gemacht habe mit ihm. Du kannst einen Menschen nicht wie einen Pfeil auf die Bogensehne legen und ihn in ein bestimmtes Ziel schießen. Jeder muss selbst seinen Weg finden. Aber so ist es oft, hinterher ist selbst der Dummkopf schlau.«
    »Wo kann er nur stecken?«, bohrte der Junge wieder.
    »Es gibt viele Vermutungen. Paris ist eine goldene Stadt für Maler. Rom hat Maleraugen, die nach Farben hungern, stets angezogen. Vielleicht hat auch Amerika ihn gelockt? Wer kann schon wissen, welchen Weg der Elch nimmt, der in die Sümpfe flieht, mein Junge.«
    »Wenn er zurückkommt, werde ich ihm vor die Füße spucken, Großvater. Er hat uns im Stich gelassen. Ich will ihn nicht mehr sehen.« Der Junge versuchte nun nicht mehr seine Tränen zurückzuhalten.
    »Bist du nicht sehr hart mit ihm, Luke?«
    »Die Männer, Großvater, an die er alles verspielt hat, kenne ich. Ich werde ihre Gesichter nie mehr vergessen. Damals habe ich nur nicht verstanden, warum sie über uns Gewalt hatten. Sie kamen ins Haus, kurz bevor wir zu euch nach

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