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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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dich denken, wenn ich in Amerika bin«, flüsterte er ihr zu und seine Stimme klang heiser.
    »Ach, das sagst du nur so«, widersprach sie. »Aus den Augen, aus dem Sinn!«
    »Ganz bestimmt werde ich an dich denken«, versprach er.
    Andreas Schicks begann zu singen. Sie rückten dicht zusammen. Schwermütige, masurische Lieder klangen auf, Wechselgesänge zwischen Frauen und Männern. In den Melodien spiegelten sich an diesem Abend die Empfindungen der Menschen und düstere Ahnungen fanden in den Texten von Abschied, Trauer und Verlassenheit ihren Ausdruck. »Zogen einst fünf wilde Schwäne . . .«
    »Hört her, ihr Männer«, versuchte Lenski mit lauter Stimme die schweren Gedanken zu vertreiben, »hört her! Was sind schon zwei Jahre im Leben eines Menschen? Die Zeit fliegt dahin. Nach 24 Monaten werden wir, goldene Dollars in der Tasche, wieder zurück sein. Das wollen wir versprechen!«
    »Ja«, rief Warichs Frau, »versprecht, dass ihr zurückkommt! Versprecht es auf Ehre und Gewissen!«
    Die Männer sammelten sich um den Tisch. Der alte Mann legte seine Hand auf das Holz und alle schlugen ihre Rechte auf die seine und sagten: »In zwei Jahren, in zwei Jahren sind wir zurück. Unser Wort darauf!«
    »Wer’s glaubt«, murmelte Zattric, »wer’s glaubt.«
    Der Morgenstern funkelte schon und die Kleider wurden feucht vom Tau, als die Bewohner des Dorfes für eine kurze Ruhestunde in die Häuser gingen.
    Früh klirrten die Ketten an den Pferdegeschirren. In weniger als einer Stunde waren die vier Gespanne bepackt, die Männer schwangen sich in die Wagen und riefen »Adieu!« Vor der Kirche stand der alte Pfarrer. Mit beiden Händen hielt er die Monstranz und schlug ein großes Kreuz über die Männer. Der alte Mann, der neben dem Jungen auf dem Bock des ersten Gespannes saß, gab diesem ein Zeichen. Die Pferde standen still. Laut begann der alte Mann den 23. Psalm zu beten: »Der Herr ist mein Hirt, wen sollte ich fürchten . . .«
    Dann ließ er anfahren.
    Der Junge sah seine Mutter am Straßenrand stehen, seine Großmutter, Anna und Katinka. Lisa Warich winkte ihm zu.
    »Los, lauft, ihr Braunen!«, schrie er den Pferden zu und klatschte ihnen die Zügel auf die Rücken. Erschreckt legten die Pferde sich ins Zeug und rannten im Halbgalopp los. Nicht einmal am Rande des Waldes schaute der Junge sich um, um einen letzten Blick auf die braunen Häuser von Liebenberg zu werfen.
    Sie machten nur kurze Pausen und fuhren bis in den Abend hinein. Die Nacht blieb lau und sie schliefen unter freiem Himmel. Mathilde, die ihren Willen durchgesetzt hatte, baute sich ein Lager zwischen den Kisten auf dem Wagen. Sie war entschlossen alles daranzusetzen eine Passage auf der Bark zu bekommen. Der Verwalter hatte ihr zum Abschied den Lohn für das ganze Jahr zugesteckt. Mathilde hoffte, dass sie wenigstens noch einen der teuren Kajütenplätze würde buchen können.
    Die letzte Nacht rasteten sie etwa zehn Kilometer vor Danzig. Das Schiff sollte mit dem Abendwind des folgenden Tages aussegeln. Die Liebenberger fuhren schon in der Morgendämmerung auf die Stadt zu. Der alte Mann wollte in Ruhe das Gepäck verstauen. Außerdem hatte er vor sein eigenes Gespann auf dem Pferdemarkt zu verkaufen.

Zu früher Stunde erreichten sie das Stadttor. Nur die Bauern waren schon auf den Beinen und trugen ihre Waren zum Markte.
    Die »Neptun von Danzig« hatte dicht am Kai festgemacht. Der alte Mann hoffte, sie seien in der Morgenstunde die ersten Passagiere, die an Bord wollten. Er staunte nicht schlecht, als er das geschäftige Treiben am Hafen sah. Männer schleppten Kisten, Frauen und Kinder brachten ihre Habseligkeiten auf das Schiff. Einige besaßen nur ein Bündel, andere schienen ihren ganzen Hausrat mitnehmen zu wollen. An dicken Seilen schwebten Lasten und senkten sich in die Laderäume der Bark, die sich unter dem Zwischendeck befanden. Matrosen trugen in einem Verschlag zwei lebendige Schweine auf die »Neptun«. Ein Glatzkopf, offenbar der Smutje, begutachtete die Tiere und ließ sie in einen Raum unter Deck bringen.
    »Gut, Vater, dass du das Steerage ganz gebucht hast«, sagte Mat­hilde. »Im Zwischendeck muss es mit so vielen Menschen ja fürchterlich zugehen.«
    Tatsächlich schallte Gekeife und Geschrei, Lachen und Lärmen bis weit auf den Kai hinauf.
    »Soll ich mit dem Kapitän reden, Mathilde, ob er für dich einen Platz freihat?«, bot Piet van Heiden an.
    »Das werde ich selbst besser können«, sagte Mathilde

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