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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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erste Offizier, witterte Ansätze einer Meuterei, rief die Wachen zusammen und wies sie unwirsch an in Zukunft gefälligst die Augen besser offen zu halten. Dann machte er dem Kapitän Meldung. Der rief die Passagiere und die Mannschaft zusammen, informierte sie über den Vorfall und sagte, dass jeder verpflichtet sei den Dieb zu melden, wenn er auf irgendeine Weise davon Kenntnis erhalte, wer der Täter gewesen sei. Ein solches räuberisches Verhalten könne die Ordnung auf dem Schiff gefährden. Die Verpflegung an Bord sei reichlich bemessen. Dennoch könne die Versorgung der Passagiere nicht garantiert werden, wenn sich jemand an dem vergreife, was ihm nicht zustehe. Es gelte, den Anfängen zu wehren. Deshalb setze er eine Belohnung von fünf Dollar aus für den, der den Dieb benenne. Niemand meldete sich.
    Der Kapitän rief die Offiziere in der Offiziersmesse zusammen und verfügte, sie hätten in Zukunft besonders sorgfältig ihre Pistolen zu überprüfen und sie stets im Gürtel bei sich zu tragen.
    »Es könnte Gesindel unter den Leuten sein«, sagte er.
    Im Zwischendeck beäugten sich die Passagiere gegenseitig und forschten nach Krumen von weißem Brot, das ja an Werktagen nur auf dem Achterdeck ausgeteilt wurde und im Massenquartier der Passagiere in der dritten Klasse ein sicherer Hinweis auf den Dieb gewesen wäre.
    Nirgendwo fand sich jedoch eine Spur des Einbrechers. Die Menschen begannen, wenn man von Jonas einmal absah, bereits wieder von anderen Dingen zu reden.
    Am nächsten Vormittag half der Junge dem Smutje und schälte Kartoffeln für die Bohnensuppe, die für die Kajütenpassagiere bestimmt war. Jonas selber zerschnitt scharf gesalzenes Fleisch und warf die Stücke in den großen Kessel, in dem die Bohnen schon seit einer Stunde weich kochten. Er schmetterte das letzte Fleischstück aus dem Pökelfass auf den Holzbock. »Das wird ein Süppchen«, sagte er vor sich hin und griff nach dem Wetzstein, um die Klinge seines Messers darüber zu ziehen. Der Stein steckte in einem Futteral an der Wand. Als er ihn herauszog, fiel ein blankes Geldstück auf den Boden der Kombüse. Jonas griff danach, legte die Münze auf die flache Hand und hielt sie ins Licht.
    »Ein Taler. Ein preußischer Taler.« Er schaute den Jungen misstrauisch an und fragte: »Hast du etwa . . .?« Aber dann besann er sich und sagte, bevor noch der Junge richtig verstand, was er gemeint hatte: »Unsinn. Wie solltest du an so viel Geld kommen. Kannst ja nicht einmal Schnaps für den Segelmacher kaufen.«
    Er warf das Geldstück in die Luft, fing es geschickt wieder auf und sagte: »Zerschneide du das Fleisch. Wirf es in den Kessel. Ich werde den Fund melden.«
    Wieder wandte er sich an den ersten Steuermann.
    »Sonderbar, sonderbar«, murmelte Broblow. »Wir werden noch viel Ärger kriegen auf dieser Reise. Durchgreifen müsste man, mit eisernem Besen kehren.«
    Er brachte den Taler zum Kapitän, doch der konnte sich keinen Reim darauf machen. Er schloss den Fund vorläufig in die eiserne Schiffskasse und murmelte: »Eigenartiger Dieb, der das bezahlt, was er stiehlt.«
    Dem Steuermann war der Gedanke, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Dieb und dem Geldstück geben konnte, bis zu dieser Zeit noch gar nicht gekommen. Er schien mit einem Male einen bestimmten Verdacht zu schöpfen und hatte es eilig, aus der Kapitänskajüte hinauszukommen. »Geh wieder an deine Töpfe«, befahl er dem Smutje. »Der Kapitän hat das Geld verschlossen.«
    »Und wenn sich kein rechtmäßiger Besitzer meldet, gehört der Taler dann nicht dem Finder?«, fragte Jonas.
    »Sprich den Kapitän darauf in New Orleans an. Vielleicht wird er dir den Taler zu deiner Heuer dazulegen.«
    Der Smutje kehrte in die Kombüse zurück.
    Dem Jungen war inzwischen auch eingefallen, dass der Brotdieb die Münze zurückgelassen haben könnte. Der Koch brummte nur vor sich hin und antwortete auf die Bemerkung des Jungen: »Wa­rum dann die Geheimniskrämerei? Für einen Silbertaler hätte er nicht nur Brot und Kaffee bekommen können, sondern auch noch eine Flasche Rum dazu.«
    Die Suppe brodelte, warf Blasen und ihr würziger Duft wehte über das Schiff. Der Koch schöpfte mit der hölzernen Kelle eine Probe, schlürfte, zerdrückte eine der weißen Bohnen, schmatzte zufrieden und ließ auch den Jungen kosten. »Die werde ich den Männern kochen, wenn wir erst in den Staaten auf dem Bau sind«, sagte der Junge.
    Ihm fiel der Brief ein, den Mathilde ihm gegeben hatte.

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