Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home
gehasst. Aber sie habe ihn schon bald eines Besseren belehrt.
Lachend schüttelte er den Kopf. »Glaub ihr kein Wort, Gabriella. Sie war eine einsame Witwe, und ich rettete sie in Palm Beach vor einem steinreichen alten Narren. Ehe er wusste, wie ihm geschah, war sie mit mir verheiratet.«
Nach dem Dinner baten sie Gabriella, im Gästezimmer zu übernachten. Doch sie wollte ihnen nicht zur Last fallen und erklärte, sie würde sich ein Hotelzimmer nehmen und am nächsten Morgen die Rückreise antreten. Dagegen protestierten sie energisch. Frank betonte, das bisschen Gastfreundschaft sei er ihr schuldig, nachdem er's all die Jahre – wenn auch gegen seinen Willen – versäumt habe, wie ein guter Stiefvater für sie zu sorgen. Zweifellos wäre ihr Leben in seiner Obhut anders verlaufen. Doch die Mutter hätte ihr das neue Zuhause ohnehin zur Hölle gemacht und sie weiterhin verprügelt. Davor war sie im Kloster bewahrt worden.
Sie schlief also bei ihnen im Haus, in einem schönen Zimmer mit Aussicht auf die Bucht und die Golden Gate Bridge. Als ihr am Morgen ein Dienstmädchen das Frühstück ans Bett brachte, fühlte sie sich wie eine Prinzessin.
Bevor sie zum Flughafen fuhr, rief sie Peter an. Ausnahmsweise hatte er dienstfrei, und er freute sich, ihre Stimme zu hören. Sie erzählte ihm, was sie von den Waterfords erfahren hatte. Als sie den Tod ihrer Mutter erwähnte, atmete er erleichtert auf. Diese Frau hätte Gabbie nur wieder gekränkt und verletzt. Nun war das schlimme Kapitel endgültig abgeschlossen. Gabriella erklärte, sie würde noch am selben Tag zurückfliegen. Aber er hatte eine bessere Idee. Vier freie Tage lagen vor ihm, und er verkündete, San Francisco sei seine Lieblingsstadt.
»Bleiben Sie doch einfach da, wo Sie sind«, schlug er vor. »In ein paar Stunden treffen wir uns.«
Zögernd überlegte sie. Sie standen erst ganz am Anfang ihrer Beziehung. Aber die Geister der Vergangenheit hatte sie endlich hinter sich gelassen und Frieden mit ihnen geschlossen – mit Joe und Steve, sogar mit ihren Eltern. Was in ihrem bewegten Leben geschehen war, verstand sie inzwischen viel besser, und sie gab Frank Recht. Sie war halt wirklich ein Pechvogel gewesen, als der Allmächtige den Kindern die Elternpaare zugeteilt hatte. Nie wieder brauchte sie unter unbegründeten Gewissensqualen zu leiden. Auch für Joes Selbstmord fühlte sie sich nicht mehr verantwortlich. Jene Entscheidung hatte er ganz allein getroffen.
»Nun, was halten Sie davon?«, fragte Peter.
Langsam verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln, und sie blickte träumerisch aus dem Fenster des Gästezimmers im Haus der Waterfords. »Das wäre wundervoll.« Was sich zwischen ihnen entwickeln würde, wusste sie noch nicht. Aber wenn es gut und richtig war, hatte sie's zweifellos verdient. Mittlerweile glaubte sie nicht mehr, sie wäre bis in alle Ewigkeit verdammt und müsste unentwegt bestraft werden. Deshalb war sie hierher gekommen – um sich von der Last ihrer Vergangenheit zu befreien. Genau das hatte sie geschafft.
»Heute Nachmittag fliege ich nach San Francisco und quartiere mich in einem Hotel ein«, kündigte Peter an, und sie hörte, wie froh und glücklich seine Stimme klang.
Später erklärte sie den Waterfords, sie würde einen Freund erwarten und in ein Hotel ziehen. Doch sie bestanden darauf, dass sie auch weiterhin bei ihnen wohnte. Sie waren so nett und warmherzig, und nach einer Weile stimmte sie lachend zu.
»Bevor du wieder eine Dummheit machst, will ich meinen neuen Schwiegersohn unter die Lupe nehmen«, wurde sie von Frank aufgezogen. Inzwischen hatte sie ihnen nämlich auch ihre bösen Erfahrungen mit Steve Porter – oder wie immer er heißen mochte – und ihren langen Aufenthalt im Krankenhaus geschildert. Die beiden hatten ihr entsetzt zugehört, und nun wollten sie Peter Mason unbedingt kennen lernen.
Freudestrahlend stieg sie in ein Taxi, um Peter vom Flughafen abzuholen. Unterdessen führte Frank ein langes Gespräch mit seiner Frau. Er machte sich bittere Vorwürfe, weil ihm nicht bewusst geworden war, was Eloise ihrer Tochter angetan hatte. Nun würde er versuchen, Gabriella wenigstens ein kleines bisschen dafür zu entschädigen. Er bewunderte ihre Tapferkeit, ihre innere Kraft, die ihr geholfen hatte, ihr Leid zu überstehen.
»Ein bemerkenswertes Mädchen«, meinte er, und seine Frau nickte bekräftigend.
Hand in Hand wanderten sie durch den Garten, genossen die atemberaubende Aussicht und
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