Der lange Weg zur Freiheit
Versprechungen abzugeben, die sie nicht halten kann.
Wegen seines Antikommunismus wurde der PAC zum »Liebling« der westlichen Presse und des amerikanischen Außenministeriums, das seine Geburt als Dolch im Herzen der afrikanischen Linken begrüßte. Selbst die National Party betrachtete den PAC als potentiellen Verbündeten; der PAC schien ihren eigenen Antikommunismus widerzuspiegeln und auch ihre Ansichten über getrennte Entwicklung zu stützen. Die Nationalisten lehnten ebenfalls jede interrassische Kooperation ab, und sowohl die National Party als auch das amerikanische Außenministerium hielten es für angebracht, zu eigenen Zwecken die Größe und die Bedeutung der neuen Organisation zu übertreiben.
Obwohl wir jeden willkommen hießen, der durch den PAC dem Kampf zugeführt wurde, beschränkte sich die Rolle der Organisation fast ausschließlich auf die eines Quertreibers. Sie spaltete das Volk in einem kritischen Moment, und das war schwer zu vergessen. Riefen wir zum Generalstreik auf, so forderten sie die Leute auf, zur Arbeit zu gehen, und jede unserer Ankündigungen konterten sie mit irreführenden Erklärungen. Trotzdem hegte ich die Hoffnung, auch wenn die Gründer des PAC ANC-Abtrünnige waren, werde zwischen beiden Gruppen Einigung möglich sein. Hätten sich die hitzigen Polemiken erst einmal abgekühlt, so glaubte ich, dann würde uns der im wesentlichen gemeinsame Kampf zusammenbringen. Angetrieben von diesem Glauben, zollte ich ihren politischen Erklärungen und Aktivitäten besondere Aufmerksamkeit, weil ich damit rechnete, mehr zu finden, das uns verband als uns trennte.
Am Tag nach der Gründungskonferenz des PAC trat ich an Sobukwe heran und bat ihn um eine Kopie seiner Antrittsrede und der Statuten sowie um weiteres politisches Material. Mein Interesse schien Sobukwe zu schmeicheln, und er versprach mir das erbetene Material. Bald darauf sah ich ihn wieder und erinnerte ihn an meine Bitte, und er sagte, das Material sei auf dem Weg. Später traf ich Potlako Leballo und sagte ihm: »Mann, ihr Burschen versprecht mir dauernd euer Material, aber keiner gibt es mir.« Er erwiderte: »Nelson, wir haben beschlossen, es Ihnen nicht zu geben, weil wir wissen, daß Sie es nur verwenden wollen, um uns anzugreifen.« Ich wies diese Unterstellung zurück, und er lenkte ein und versorgte mich mit allem, was ich erbeten hatte.
1959 verabschiedete das Parlament den Promotion of Bantu Self Government Act, der acht verschiedene ethnische Bantustans ins Leben rief. Dies war die Gründung dessen, was der Staat »groot« oder große Apartheid nannte. Etwa zur gleichen Zeit führte die Regierung den irreführend so genannten Extension of University Education Act ein, der als ein weiterer Schritt in Richtung großer Apartheid Nichtweiße von rassisch »offenen« Universitäten verbannte. Bei der Einführung des Bantu Self Government Act erklärte De Wet Nel, der zuständige Minister, das Wohlergehen jedes einzelnen Individuums und jeder Bevölkerungsgruppe könne sich am besten innerhalb ihrer eigenen nationalen Gemeinschaft entfalten. Afrikaner, meinte er, könnten niemals in die weiße Gemeinschaft integriert werden.
Die Unmoral der Bantustanpolitik lag klar auf der Hand: Durch sie würden 70 Prozent der Bevölkerung lediglich 13 Prozent des Landes erhalten. Obwohl zwei Drittel der Afrikaner in sogenannten »weißen« Gebieten lebten, konnten sie nach der neuen Politik ihre Bürgerrechte ausschließlich in ihren eigenen »Stammes-Homelands« wahrnehmen. Dieses System gab uns weder Freiheit in »weißen« Gebieten noch Unabhängigkeit in dem, was man »unsere« Gebiete nannte. Verwoerd erklärte, die Schaffung der Bantustans – oder Homelands – würde soviel guten Willen erzeugen, daß sie niemals Brutstätten der Rebellion würden.
In Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall. Die ländlichen Gebiete befanden sich in Aufruhr. In wenigen Gebieten setzte man sich so zäh zur Wehr wie in Zeerust, wo Häuptling Abram Moilwa (mit Unterstützung des Anwalts George Bizos) seine Leute zum Widerstand gegen die sogenannten Bantu Authorities führte. Für die Presse sind solche Gebiete für gewöhnlich unsichtbar, und die Regierung nutzt ihre Unzugänglichkeit, um die Grausamkeit der staatlichen Maßnahmen zu verschleiern. Scharen unschuldiger Menschen wurden verhaftet, verurteilt, ins Gefängnis geworfen, zusammengeschlagen, gefoltert und ermordet. Auch das Volk von Sekhukhuneland revoltierte, und der
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