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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Oberste Häuptling Moroamotsho Sekhukhune sowie Godfrey Sekhukhune und andere Berater wurden verhaftet und unter Bann gestellt. Ein Sekhukhune-Häuptling, Lolane Kgoloko, galt als Lakai der Regierung und wurde umgebracht. 1960 war es so weit, daß die Menschen in Sekhukhuneland unverhohlen Widerstand leisteten und sich weigerten, Steuern zu zahlen.
    In Zeerust und Sekhukhuneland spielten Ortsgruppen des ANC bei den Protesten eine bedeutende Rolle. Trotz harter Repression bildeten sich im Zeerustgebiet eine Anzahl neuer ANC-Ortsgruppen, von denen eine rund 2000 Mitglieder zählte. Sekhukhuneland und Zeerust waren die ersten Gebiete in Südafrika, wo der ANC von der Regierung gebannt wurde, Beweis für unsere Macht in jenen entlegenen Gebieten.
    Protest brach in Ost-Pondoland aus, wo man Gefolgsleuten der Regierung auflauerte und sie tötete. Thembuland und Zululand leisteten heftigen Widerstand und gehörten zu den letzten Gebieten, in denen die Menschen nachgaben. Menschen wurden geschlagen, verhaftet, deportiert und eingekerkert. In Thembuland rührte sich seit 1955 Widerstand, wobei Sabata auf der Seite der Protestkräfte stand.
    Es war für mich besonders schmerzlich, daß sich in der Transkei der Zorn der Menschen gegen meinen Neffen und einstigen Mentor K. D. Matanzima richtete. Es gab keinen Zweifel, daß Daliwonga mit der Regierung kollaborierte. Keiner der vielen Aufrufe, die ich im Laufe der Jahre an ihn gerichtet hatte, hatte etwas gefruchtet. Berichten zufolge hatten »Impis« (traditionelle Krieger) aus Matanzimas Hauptquartier gegnerische Dörfer niedergebrannt. Es hatte mehrere Attentatsversuche gegen ihn gegeben. Gleichermaßen schmerzlich war die Tatsache, daß Winnies Vater in Matanzimas Rat diente und dessen unbeirrbarer Anhänger war. Dies war für Winnie furchtbar schwierig: Ihr Vater und ihr Mann standen in derselben Sache auf entgegengesetzten Seiten. Sie liebte ihren Vater, doch sie lehnte seine Politik ab.
    Bei verschiedenen Gelegenheiten besuchten mich in Orlando Stammesangehörige und Verwandte aus der Transkei und beklagten sich darüber, daß Häuptlinge mit der Regierung kollaborierten. Sabata war gegen die Bantu Authorities und wollte nicht kapitulieren, doch meine Besucher fürchteten, daß Matanzima ihn absetzen werde, was schließlich auch geschah. Einmal kam Daliwonga während des Hochverratsprozesses zu Besuch, und ich nahm ihn mit nach Pretoria. Im Gerichtssaal stellte ihn Issy Maisels den Richtern vor, und sie wiesen ihm einen Ehrensitz zu. Draußen jedoch – von seiten der Angeklagten – wurde er nicht so zuvorkommend behandelt. In aggressivem Ton fragte er etliche der Angeklagten, die in ihm einen Verräter sahen, was sie gegen die getrennte Entwicklung einzuwenden hätten. Lilian Ngoyi bemerkte: »Tyhini, uyadelela lo mntu« (»Gütiger, dieser Mann ist provokant«).
    Es heißt, Gottes Mühlen mahlen außerordentlich langsam, doch nicht einmal die Maschinerien Gottes können mit jenen des südafrikanischen Rechtssystems konkurrieren. Am 3. August 1959, zwei Jahre und acht Monate nach unserer Verhaftung und nach einem vollen Jahr juristischen Manövrierens, begann der eigentliche Prozeß in der Alten Synagoge in Pretoria. Wir wurden formal angeklagt und erklärten uns alle 30 für nichtschuldig.
    An der Spitze unseres Verteidigerteams stand wieder Issy Maisels, assistiert von Sidney Kentridge, Bram Fischer und Vernon Berrange. Jetzt, nach so langer Zeit, trat der Prozeß wirklich in eine ernste Phase. Während der ersten beiden Prozeßmonate machte die Krone 2000 Dokumente aktenkundig und rief 210 Zeugen auf, von denen 200 zur Special Branch gehörten. Diese Detektive gaben zu, daß sie sich in Wandschränken und unter Betten versteckt sowie als ANC-Mitglieder ausgegeben und sich auch sonst aller nur denkbaren Täuschungsmittel bedient hatten, um zu Informationen über unsere Organisation zu gelangen. Doch viele der von der Anklage vorgelegten Dokumente, einschließlich der transkribierten Reden, waren öffentliche Dokumente, öffentliche Reden, allen verfügbare Informationen. Wie zuvor bestand ein großer Teil des von der Krone vorgelegten Beweismaterials aus Büchern, Papieren und Dokumenten, die man während zahlreicher, zwischen 1952 und 1956 stattfindender Razzien bei den Angeklagten beschlagnahmt hatte, sowie aus Notizen, die sich Polizisten im selben Zeitraum bei Zusammenkünften des ANC gemacht hatten. Wie zuvor waren die Berichte der Sicherheitsbeamten über unsere

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