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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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verbringen, das Gold des weißen Mannes zu schürfen und nicht einmal zu wissen, wie du deinen Namen schreibst.« Ich sollte Ratgeber für Sabata werden, und zu diesem Zweck brauchte ich eine Ausbildung. Nach der Zeremonie kehrte ich nach Mqhekezweni zurück, aber nicht für lange. Ich machte mich zum Abschiednehmen bereit, denn ich sollte zum erstenmal den Mbashe überqueren auf dem Weg zur Clarkebury Boarding Institution (Internatseinrichtung) im Distrikt Engcobo.
    Wieder mußte ich von zu Hause fort, doch ich war begierig zu sehen, wie ich mich in der größeren Welt bewähren würde. Der Regent persönlich fuhr mich mit seinem majestätischen Ford-V8 nach Engcobo. Vor der Abreise hatte er mir zu Ehren eine Feier veranstaltet, weil ich »Standard VI« (etwa »mittlere Reife«) bestanden und vom Clarkebury Institute als Schüler akzeptiert worden war. Man schlachtete ein Schaf, und es wurde gesungen und getanzt – es war die erste Feier, die jemals mir zu Ehren stattfand, und ich genoß sie sehr. Der Regent schenkte mir mein erstes Paar Stiefel, ein Symbol der Männlichkeit. In jener Nacht putzte ich sie noch einmal, obwohl sie bereits glänzten.
     
     
    Das Clarkebury Institute, gegründet 1825, befand sich auf dem Gelände einer der ältesten Wesleyanischen Missionen in der Transkei. Zu jener Zeit war das Clarkebury Institute die höchste Lehranstalt für Afrikaner in Thembuland. Der Regent selbst hatte Clarkebury besucht, und Justice war ihm dorthin gefolgt. Es war sowohl Sekundärschule wie Lehrerausbildungscollege, bot jedoch auch Kurse in praktischeren Fächern wie Zimmermanns-, Schneider- und Blechschmiedehandwerk.
    Während der Fahrt nach Clarkebury gab mir der Regent Ratschläge, was mein Verhalten und meine Zukunft betraf. Ich sollte, lautete seine Ermahnung, mich so benehmen, daß es Sabata und ihm selbst nur Achtung eintrüge, und ich versicherte ihm, ich würde mich daran halten. Dann setzte er mich über den Reverend C. Harris, den Direktor der Schule, ins Bild. Reverend Harris, erklärte er, sei eine einzigartige Persönlichkeit. Er war ein weißer Thembu, das heißt ein weißer Mann, der in seinem Herzen den Thembu-Stamm und die Thembu-Leute liebte und verstand. Wenn Sabata älter sei, fuhr der Regent fort, werde er den künftigen König Reverend Harris anvertrauen, der ihn sowohl zum christlichen König wie auch zu einem traditionellen Herrscher erziehen werde. Der Regent sagte, auch ich müsse bei Reverend Harris lernen, denn ich sei dazu bestimmt, den von ihm zu erziehenden Führer anzuleiten.
    In Mqhekezweni hatte ich viele weiße Händler und Regierungsbeamte kennengelernt, darunter auch Magistratsbeamte und Polizeioffiziere. Es waren Männer von hohem Rang, und der Regent empfing sie höflich, jedoch nicht unterwürfig; er behandelte sie als Ebenbürtige, genauso wie sie ihn. Mitunter sah ich, wie er sie sogar tadelte. Doch das geschah äußerst selten. Freilich hatte der Regent mir niemals gesagt, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten sollte, und so beobachtete ich ihn und folgte seinem Beispiel. Als er jedoch über Reverend Harris sprach, belehrte der Regent mich zum erstenmal darüber, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Ich müßte, sagte er, dem Reverend den gleichen Respekt und Gehorsam erweisen wie ihm selbst.
    Clarkebury war weitaus großartiger als selbst Mqhekezweni. Die Schule selbst bestand aus einer Ansammlung von etwa zwei Dutzend anmutigen Gebäuden im Kolonialstil, darunter individuelle Wohnungen wie auch Schlafsäle, die Bibliothek und diverse Unterrichtsräume. Es war der erste westliche und nichtafrikanische Ort, an dem ich gelebt habe, und ich hatte das Gefühl, eine neue Welt zu betreten, deren Regeln mir noch nicht klar waren.
    Nachdem man uns in eines der Häuser geleitet hatte, stellte mich der Regent Reverend Harris vor, und wir schüttelten uns die Hand. Es war das allererste Mal, daß ich einem weißen Mann die Hand schüttelte. Er war warmherzig und freundlich und behandelte den Regenten mit großer Ehrerbietung. Der Regent erklärte, ich solle zum Ratgeber des Königs erzogen werden und er hoffe, der Reverend werde sich meiner besonders annehmen. Der Reverend nickte und bemerkte, Clarkebury-Studenten seien gehalten, nach dem Unterricht körperliche Arbeit zu leisten, und er werde es so einrichten, daß ich in seinem Garten arbeite.
    Am Ende des Gesprächs verabschiedete sich der Regent von mir und gab mir ein Pfund als Taschengeld. Dies war die

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