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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Schmuggler, der voller Stolz den Feind überlistet.
    »Glaubst du etwa, ich sehe dich nicht?«, fragte Joséphine und drückte den Knopf ihrer Etage.
    Und immer noch der gleiche Blick, der sein Schicksal in ihre Hände legte.
    »Also gut. Ich behalte dich eine Woche, und wenn du dich ordentlich benimmst, verlängern wir um eine Woche, und immer so weiter … Aber wenn nicht, bringe ich dich ins Tierheim.«
    Er gähnte herzhaft, was sicherlich bedeuten sollte, dass er einverstanden war.
    Sie gingen in die Küche, wo Zoé gerade beim Frühstück saß. Sie hob den Kopf.
    »Wow, Maman! Das ist ja mal ein richtiger Hund und nicht so ein laufender Muff!«
    »Ich habe ihn am See gefunden, und er ist mir nicht mehr von der Seite gewichen.«
    »Er wurde bestimmt ausgesetzt. Hast du gesehen, wie er uns anschaut? Können wir ihn behalten, Maman? Bitte, bitte, sag Ja!«
    Die Aufregung hatte ihr nicht nur die Sprache, sondern auch ihre rosigen Kinderwangen wiedergegeben. Joséphine tat, als zögerte sie.
    »Ich habe mir schon immer einen großen Hund gewünscht«, bettelte Zoé. »Das weißt du genau.«
    Du Guesclins Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Von der flehenden Zoé zur vermeintlich ruhigen Joséphine, die im Stillen die wiedergefundene Vertrautheit mit ihrer Tochter auskostete.
    »Er erinnert mich an Blauer Hund , weißt du noch, die Geschichte, die du uns abends vor dem Einschlafen immer vorgelesen hast, und wir hatten solche Angst, dass wir davon Albträume bekamen …«
    Joséphines Stimme hatte einen tiefen, bedrohlichen Klang angenommen, wenn der blaue Hund vom Nachtgeist angegriffen wurde, und Zoé hatte sich Schutz suchend unter der Decke verkrochen.
    Joséphine breitete die Arme aus, und Zoé warf sich an ihre Brust.
    »Möchtest du ihn wirklich behalten?«
    »O ja! Wenn wir ihn nicht behalten, will ihn auch sonst niemand haben. Dann bleibt er ganz allein.«
    »Wirst du dich um ihn kümmern? Gehst du mit ihm Gassi?«
    »Versprochen! Versprochen! Los, sag schon Ja!«
    Joséphine sah den flehenden Blick ihrer Tochter. Eine Frage brannte ihr auf den Lippen, doch sie stellte sie nicht. Sie würde warten, bis Zoé von sich aus mit ihr sprach. Sie drückte ihre Tochter an sich und seufzte »Ja«.
    »Oh, M’man, ich bin so glücklich. Wie sollen wir ihn denn nennen?«
    »Du Guesclin. Die Schwarze Dogge von Brocéliande.«
    »Du Guesclin«, wiederholte Zoé und streichelte den Hund. »Ich glaube, er braucht dringend ein Bad. Und etwas Anständiges zu essen …«
    Du Guesclin wedelte mit seinem schwanzlosen Hinterteil und folgte Zoé ins Badezimmer.
    »Iris kommt gleich. Machst du ihr auf?«, rief Joséphine durch den Flur. »Ich fahre mit Iphigénie zum Einkaufen.«
    Sie hörte Zoés Stimme, die kurz »Ja, M’man« rief, ehe sie weiter auf den Hund einsprach, und ging glücklich nach unten zu Iphigénie.
    Sie musste Hundefutter für Du Guesclin kaufen.
    »Und jetzt habe ich also einen Hund!«, verkündete Joséphine Iphigénie.
    »Da haben Sie sich ja ganz schön was aufgehalst, Madame Cortès! Mit dem müssen Sie jeden Abend raus, da dürfen Sie keine Angst im Dunkeln haben.«
    »Er wird mich beschützen. Wenn er bei mir ist, wird es niemand wagen, mich anzugreifen.«
    »Haben Sie ihn deshalb mitgenommen?«
    »Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich saß auf einer Bank und …«
    »Er kam einfach angelaufen und ist Ihnen nicht mehr von der Seite gewichen. Sie sammeln aber auch wirklich alles auf! So, ich hab meine Liste, meine Tüten, mittlerweile kriegt man die ja nicht mehr umsonst, alles muss man bezahlen. Hopp, hopp! Wir fahren …«
    Joséphine vergewisserte sich, dass sie Lucas Schlüssel eingesteckt hatte.
    »Ich muss nur noch zwei Minuten bei einem Freund anhalten und einen Schlüssel abgeben.«
    »Dann warte ich im Auto auf Sie.«
    Joséphine legte eine Hand auf ihre Tasche. Es war noch nicht lange her, da wäre sie überglücklich gewesen, diesen Schlüssel zu haben.
    Sie parkte vor Lucas Haus und schaute zu seiner Wohnung hoch. Die Rollläden waren heruntergelassen. Er war nicht da. Erleichtert atmete sie auf. Sie suchte im Handschuhfach nach einem Umschlag. Fand einen gebrauchten. Riss ein Blatt Papier von einem Block ab und schrieb hastig: »Lieber Luca, hier ist Ihr Schlüssel. Das war keine gute Idee. Alles Gute. Joséphine.« Sie las noch einmal, was sie geschrieben hatte, während Iphigénie demonstrativ zur anderen Seite schaute. Strich »Das war keine gute Idee« durch. Schrieb die Nachricht

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