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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Klub. Seine Eltern wohnten in der Nähe. Paris war nur drei Stunden entfernt. Er fuhr oft zurück. Er nahm Alexandre mit und besuchte mit ihm zusammen Iris. Joséphine rief er nie an. Dafür war es noch zu früh. Ich stecke in einer merkwürdigen Phase. Einer Warteschleife. Im Leerlauf. Ich weiß nichts mehr. Ich muss alles wieder neu lernen.
    Er befreite seinen Arm und richtete sich auf. Suchte nach seiner Uhr, die er auf den Teppich gelegt hatte. Halb sechs. Er musste nach Hause.
    Wie hieß sie noch gleich? Debbie, Dottie, Dolly, Daisy?
    Er zog seine Unterhose an, sein Hemd und griff gerade nach seiner Hose, als das Mädchen sich umdrehte, die Augen zusammenkniff und einen Arm hob, um sich vor dem Licht zu schützen.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb sechs.«
    »Das ist ja mitten in der Nacht!«
    Er roch das Bier in ihrem Atem und rückte von ihr ab.
    »Ich muss nach Hause, ich … äh … ich habe ein Kind, das auf mich wartet, und …«
    »Und eine Frau?«
    »Äh … ja.«
    Mit einem Ruck drehte sie sich weg und umklammerte mit beiden Armen das Kopfkissen.
    »Debbie …«
    »Dottie.«
    »Dottie … Sei nicht traurig.«
    »Ich bin nicht traurig.«
    »Doch. Ich sehe deinem Rücken an, dass du traurig bist.«
    »Stimmt nicht …«
    »Ich muss wirklich nach Hause.«
    »Behandelst du alle Frauen so, Eddy?«
    »Philippe.«
    »Kaufst du sie dir mit fünf Bier, vögelst sie und dann auf Wiedersehen und nicht mal ein Danke!«
    »Ich gebe zu, dass ich mich im Moment nicht gerade korrekt verhalte, da hast du recht. Aber ich will dir auf keinen Fall wehtun.«
    »Schon passiert.«
    »Debbie, du weißt doch …«
    »Dottie!«
    »Wir wollten es beide, ich habe dich zu nichts gezwungen.«
    »Trotzdem. Man schleicht sich nicht einfach weg wie ein Dieb, nachdem man seinen Spaß gehabt hat. Das ist verletzend für die, die zurückbleibt.«
    »Ich muss jetzt wirklich los.«
    »Wie soll ich denn danach noch ein positives Selbstbild haben? Sag schon! Jetzt bin ich den ganzen Tag über deprimiert. Und mit ein bisschen Glück bin ich morgen immer noch traurig!«
    Sie lag mit dem Rücken zu ihm und biss beim Reden in ihr Kissen.
    »Kann ich noch etwas für dich tun? Brauchst du Geld, einen Rat, jemanden, bei dem du dich aussprechen kannst?«
    »Verpiss dich doch, du Arschloch! Ich bin weder eine Nutte noch auf deine Almosen angewiesen! Ich bin Buchhalterin bei Harvey & Fridley.«
    »Meinetwegen. Wenigstens habe ich es versucht.«
    »Was versucht?«, brüllte das Mädchen, dessen Namen er sich einfach nicht merken konnte. »Versucht, zweieinhalb Minuten lang menschlich zu sein? Hat nicht geklappt!«
    »Hör zu, äh …«
    »Dottie.«
    »Wir haben uns ein Taxi geteilt und die Nacht zusammen verbracht. Es war nur eine Nacht, lass uns jetzt keine große Sache daraus machen. Das war doch nicht das erste Mal, dass du in einem Pub einen Mann aufgabelt hast …«
    »ABER HEUTE IST MEIN GEBURTSTAG! UND ICH WERDE IHN WIEDER ALLEIN VERBRINGEN. WIE JEDES JAHR!«
    Er nahm sie in die Arme. Sie stieß ihn weg. Er hielt sie fest und drückte sie an sich. Sie wehrte sich mit aller Kraft.
    »Alles Gute zum Geburtstag …«, sagte er leise.
    »Dottie. Alles Gute zum Geburtstag, Dottie.«
    »Alles Gute zum Geburtstag, Dottie.«
    Er dachte kurz daran, sie zu fragen, wie alt sie wurde, doch er hatte Angst vor der Antwort. Wortlos wiegte er sie eine Weile in seinen Armen. Sie ließ sich gegen ihn sinken.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Okay? Es tut mir wirklich leid, entschuldige.«
    Sie drehte sich um und sah ihn zweifelnd an. Er wirkte aufrichtig. Und traurig. Sie zuckte mit den Schultern und machte sich von ihm los. Er streichelte ihre Haare.
    »Ich habe Durst«, sagte er. »Du nicht? Wir haben gestern zu viel getrunken …«
    Sie antwortete nicht und starrte die roten Herzen auf ihren Vorhängen an. Er verschwand in der Küche. Kehrte mit einer mit Marmelade bestrichenen Scheibe Toastbrot zurück, in die er fünf Streichhölzer gesteckt hatte. Nacheinander zündete er sie an und sang: »Happy birthday …«
    »Dottie«, murmelte sie mit Tränen in den Augen, den Blick unverwandt auf die Streichhölzer gerichtet.
    »Happy birthday to you, happy birthday, sweet Dottie, happy birthday to you …«
    Sie blies die Streichhölzer aus. Er nahm die Cartier-Uhr ab, die Iris ihm zu Weihnachten gekauft hatte, und legte sie um Dotties Handgelenk. Verzückt ließ sie ihn gewähren.
    »Du bist definitiv anders als die anderen …«
    Sie nicht nach ihrer Nummer fragen.

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