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Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Titel: Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bay
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die Kollegen, die in Jordanien in ihren Zelten hausten und wollten erst gar nicht darüber nachdenken, dass auch wir in einigen Tagen dort wohnen würden. Auf das Dessert verzichtete ich dieses Mal, denn nach dem anstrengenden Tag war ich müde und froh, als wir um 23 Uhr im Bett lagen.
    Nach einer ruhigen Nacht im Winter Palace ging es am nächsten Morgen auf eine unvergessliche Trümmertour, wie sich Frank ausdrückte. In einem strammen Programm, da wir nur diesen Tag Zeit hatten, schauten wir uns die Ausgrabungen des Luxor-Tempels Amenophis III, den Karnak-Tempel und auch die Memnon-Kolosse an. Für einen Besuch im Tal der Könige hätten wir eine Woche warten müssen. Diese Attraktion war ständig ausgebucht. Auch die Temperaturen ließen es nicht zu, alle Sehenswürdigkeiten auf einmal zu sehen. So verblieb ein kleiner Rest des Nachmittags nur noch für das Museum von Luxor. Ich kam aus dem Fotografieren nicht mehr heraus und hoffte, dass meine Speicherkarte nicht irgendwann platzte. Immer wieder zog es uns an das Ufer des Nils, der hier gute 400 Meter breit war und genossen die kühle Luft.
    Rasch kam der Abend und wir begaben uns auf die Spaghetti-Party, die nur für die Läufer organisiert war. „Meinst du, ich will mir den Zirkus entgehen lassen? Hier sind doch mindestens 500 Läufer untergebracht und vielleicht kann man ein paar interessante Kontakte knüpfen“, sagte ich lachend und Frank klopfte mir auf die Schultern.
    „ Du bist mir einer. Komm, lass uns nach unten gehen. Ich denke, dass es bestimmt noch ein interessanter Abend wird.“
    Im überdimensionierten Speisesaal befanden sich mindestens 1500 Menschen. Sportler, Ärzte, Betreuer und auch die Presse gaben sich hier ihr Stelldichein. Wie immer musste Frank auffallen, als er um eine doppelte Portion bat. Ich konnte mir da ein Kopfschütteln nicht verkneifen. Die Tische waren immer für acht Personen gedeckt, sodass wir mit zwei Kenianern und drei Australiern zusammen saßen. Eine Stunde später hatten wir uns alle bekanntgemacht und unterhielten uns ausgiebig über so genannte Extremläufe. Der Australier Randy, rechts von mir war einer der ganz Verrückten. Er hatte vor zwei Jahren bei einem 180 Kilometer Lauf in der Australischen Steppe mitgemacht und war mit wenigen Stunden Schlaf drei Tage lang gelaufen. Frank und ich sperrten nur noch Augen und Mund auf.
    „ Da ist ja der Wüstenlauf ein Spaziergang für dich“ sprach Frank ihn an.
    „ Eigentlich nicht“, erwiderte Randy. „Hier ist es die mörderische Hitze und die Geschwindigkeit im Sand mit der ich zu kämpfen habe. Auf jeden Fall will ich Rambo irgendwann mal vom Thron stoßen.“ Am Tisch begann ein wildes Gelächter, da sich jeder vorstellte, wie es aussah, wenn Rambo schnaufend am Boden lag.
    Randy fuhr mit seinen Ausführungen fort: „Zusätzlich hat man die Schwierigkeit, wenn man sich nach 32 Kilometer vom Wüstenplateau wieder ins Niltal begibt, dass man nicht stolpert. Denn durch die Hitze bist du schon so ausgezehrt, dass du aufpassen musst, wohin du trittst.“ Ich wandte mich zu Frank und boxte ihm in die Rippen.
    „ Davon hast du mir ja gar nichts erzählt“.
    „ Oh, das hatte ich offenbar ganz vergessen. Man kann ja nicht an alles denken“, versuchte sich Frank zu verteidigen.
    Als der Zeiger meiner Uhr auf 22 Uhr zuschritt, fingen die Teams an sich nach und nach aufzulösen. Jeder wollte noch genügend Schlaf bekommen, um am nächsten Morgen richtig fit zu sein. Auch mich hatten die ganzen Eindrücke extrem müde gemacht, sodass ich froh war, als ich meine Beine endlich von mir strecken konnte. Durch das gut klimatisierte Zimmer schlief ich dann auch schnell ein. Und trotzdem wurde ich in dieser Nacht erneut von einem dieser seltsamen Träume geweckt. Ich öffnete diesmal erschrocken die Augen und hörte zuerst nur den Wind rauschen. Dann kristallisierte sich langsam ein Bild um mich und ich sah, dass ich auf einer weiten Ebene stand. Aus einer Entfernung, von etwa 500 Meter winkte mir wieder der alte Mann aus den Träumen der letzten Wochen zu. Ich war offenbar in diesem Traum wie in einer Endlosschleife gefangen. Wie magisch angezogen, lief ich auf ihn zu. Dabei fühlte ich mich in einer unglaublichen Geschwindigkeit zu bewegen. Ich holte ihn, obwohl er langsam vor mir her schritt, nicht ein. Aus großer Entfernung kamen drei leuchtende Pyramidenspitzen mit enormer Geschwindigkeit auf mich zu. Der Mann stoppte und ich stand plötzlich neben ihm.
    „ Hier

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