Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
hätte ich das Gefühl gehabt, mich irgendwo in der Karibik zu befinden. Ich führte den Gedanken nicht weiter, denn es war zu absurd, als dass ich es glauben konnte, was hier passierte. Innerlich hatte ich immer noch die Hoffnung, irgendwann aufzuwachen, um festzustellen, dass es sich hier nur um einen Tagtraum handeln würde. Erschreckt schaute ich wieder zu Sephtar. Der Hausherr hatte sich nun ebenfalls hingesetzt und dabei in die Hände geklatscht. Sogleich kamen seine Bediensteten mit Krügen an den großen Tisch und begannen jeden Tonbecher zu füllen. Auf einer großen Platte wurde eine Art Fladenbrot bereitgelegt, das mich an das Nanbrot der Inder erinnerte. Es kamen ovale Schalen gefüllt mit Früchten, Fleisch und Kartoffeln. Waren das wirklich Kartoffeln? Völlig sprachlos versuchte ich mein Erstaunen zu unterdrücken. Es war wirklich zu verrückt, was ich in den letzten Stunden gesehen hatte. Jeder hatte in der Schule gelernt, dass die Kartoffel erst Ende des 16. Jahrhundert von Amerika nach Europa gekommen war. Fast hundert Jahre benötigte es, bis sie sich als Nahrungsmittel in allen Schichten durchgesetzt hatte. Und hier servierte man mir ganz selbstverständlich geschälte und gut riechende Kartoffeln. Der Hausherr nahm sich vom geschnittenen Fleisch zuerst, holte sich eine Kartoffel in seine Schale und brach ein Stück des Fladenbrotes ab. Anschließend folgte ihm seine Frau und forderte mich danach auf, mir etwas zu nehmen, was ich mit Freuden tat. Nach den wenigen Früchten und etwas Brot vom Mittag, freute ich mich jetzt auf das Fleisch und die Kartoffeln. Man hatte in kleine Schalen verschiedene Gewürze bereitgestellt, was ich als Salz, getrockneter und geriebener Basilikum sowie Paprikapulver erkannte. Ich beobachtete die Leute genau und aß anfangs sehr langsam Ständig hatte ich Angst, mich falsch zu verhalten. Die Diener kamen immer wieder an den Tisch, reichten Tücher, damit man sich wieder die Finger reinigen konnte und schenkten Getränke nach. Es ging hier alles sehr kultiviert und gesittet zugange. Keiner schmatzte, schlang das Essen herunter oder verhielt sich irgendwie unangemessen. Nein, eigentlich fehlten nur die Messer und Gabeln und man hätte gedacht, man befände sich im 21. Jahrhundert. Trotz der vielen neuen Eindrücke, ging es mir gut und gab dies Sephtar zu verstehen. Die Gäste beobachteten mich sehr genau, wagten es aber nicht mich anzusprechen. Vielleicht hatte Sephtar die Gäste vorab informiert, dass ich Altägyptisch nicht beherrschte. Eine Dame bat mich ihr die Gewürzschale zu geben. In diesem Fall war es eine echte Herausforderung, da sie mich ‚Herr‘ ansprach und ich den Rest ihres Satzes nicht verstand.
Nach über zwei Stunden hatten wir das Essen beendet. Ich war satt geworden und, nach den einseitigen Mahlzeiten vor dem Wüstenlauf, entsprach dies einem Gaumenschmaus. Sephtar hatte mir einige Papyri mit Hieroglyphen hingelegt, die mir für Notizen dienen sollten. Er begann mir die einzelnen Personen vorzustellen. Die ersten beiden Paare waren seine Brüder mit ihren Frauen. Der nächste Mann, der mit einem Bart etwas aus der Runde heraus stach, war offenbar das, was man heute als Architekt bezeichnen würde. Der Vierte im Bunde war wohl der Militärchef, sofern ich die Schriftzeichen richtig entziffert hatte. Meine Hand würde ich im Moment nicht dafür ins Feuer legen.
Zu m Thema Begrüssung der Ägypter gab es auch eine interessante Sache anzumerken. Sie begrüßten und verabschiedeten sich nur mit einem respektvollen Nicken. Es erinnerte mich eher an die Gepflogenheiten der Japaner, als an eine Begrüßung von Nordafrikanern.
Ich murmelte immer wieder mal ein paar englische Wörter dazwischen, wenn ich versuchte etwas zu sagen. Irgendwie passierte dies automatisch. Keiner nahm mir das übel, denn für sie war das anscheinend, die Sprache der Götter. Sephtar fuhr mit der Vorstellung fort und zwei weitere Personen wurden mir namentlich genannt. Der Erste war ein Nachbar und offensichtlich langjähriger Freund von Sephtar und der Schreiber der Stadt Weset. Der Zweite war ein Händler, der mit seiner Kamelkarawane Waren zwischen Nubien und Memphis transportierte. Er sollte auch derjenige sein, der uns das Schiff für die Reise nach Nord-Ägypten besorgte. Ich versuchte meine Ehrerbietung zu zeigen und bedankte mich bei allen für die Gastfreundschaft, mit einem freundlichen Nicken. Wir begaben uns in den nächsten Raum, der einem übergroßen Kissenlager
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