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Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Titel: Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bay
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Disziplin und Professionalität. Die am Anfang recht distanzierte Haltung mir gegenüber, oder vielleicht war es auch nur Angst, legte sich von Stunde zu Stunde. Von einem erfolgreichen ersten Tag konnte nicht die Rede sein. Wie bei einem Grundschüler, so ging es mit meinen ersten Lernerfolgen nur in kleinen Schritten voran. Achtef sprach immer zuerst einen Satz, zeichnete mir, so gut es ging, die Bedeutung auf oder versuchte dies, anhand von Beispielen zu erklären. Ich musste den Satz mehrmals wiederholen, um mir die Aussprache einzuprägen. Dabei machte ich mir immer wieder eigene Notizen, was Achtef mit großem Interesse verfolgte. Die arabische Schreibweise, so wie ich schrieb, war ihm noch nicht bekannt. So übten wir am ersten Tag fast fünf Stunden lang miteinander, bis mir mein Lehrer das Zeichen gab, dass es für heute nun genug wäre.
    Wo war ich hier nur hinein geraten? Noch immer rätselte ich, was und wie es hatte geschehen können, dass ich fast 5000 Jahre in die Vergangenheit transportiert worden war. Das Schiff wippte leicht hin und her und die kühle Luft des Nils entspannte mich wieder. Es dämmerte, als wir die Gegend um Nag Hamadi erreichten. Achtef erklärte mir, dass wir die Nacht hindurch fahren würden und ich gab ihm zu erkennen, dass ich es verstanden hatte. Achtef lächelte mich zufrieden an. Ich merkte wie stolz er als Lehrer war, mir die ersten Sätze so erfolgreich hatte beibringen können. Ich legte mich zurück und schaute, in den für mich, noch immer sehr ungewohnten Himmel. Man merkte deutlich wie sich die Nacht über das Land legte. Zu der hereinbrechenden Dunkelheit, wurde es jetzt sofort spürbar kühler. Der Kapitän, wenn man ihn so nennen durfte, verschwand irgendwann unter Deck und ein anderer Ägypter, den ich eher als Seeräuber einstufte, so wild sah er aus, übernahm das Ruder. Kurz darauf begriff ich auch, warum der Kapitän unter Deck gegangen war, denn er brachte Essen und Trinken für alle auf das Deck. Während wir unser Essen zu uns nahmen, versuchte mir Achtef zu erklären, was es sich für ihn mit den Sternen auf sich hat. Dabei benutzte er immer wieder das Wort „Götter“ und das sie vom Himmel gekommen waren.
    Nun, auch am zweiten Tag war ich noch nicht fähig, mich in kompletten Sätzen zu unterhalten. Ich versuchte bei Achtef nachzufragen, wo die Götter denn herkommen und wo sie jetzt seien? Achtef war über meine Frage nicht sonderlich überrascht und fing an zu erzählen. Ich musste ihn in seinem Redefluss immer wieder unterbrechen, da ich das Meiste einfach nicht verstand. Er deutete immer wieder mit den Händen nach oben, dass die Götter vom Himmel auf die Erde gestiegen waren, um ihnen das Wissen zu bringen. Schlussendlich fragte ich ihn in gebrochenem altägyptisch: „Woher kommen die Götter?“
    Achtef schwieg plötzlich und schaute mich lange an. Dann schrieb er unter dem Licht einer Öllampe, einige Hieroglyphen, die so viel bedeuteten wie: „Dort, wo du herkommst.“ Achtef schrieb weiter. „Morgen wirst du den Stern Sopdet sehen.“
    Ich jedoch, hörte durch meine aufkommende Müdigkeit nicht mehr richtig hin, legte mich zurück und dachte darüber nach, was ich soeben gelesen hatte. Sopdet nannten sie also den Stern, wo ihre Götter herkommen sollen. Aber welcher Stern war es wohl, den ich am Morgen sehen würde? Viele Fragen gingen mir durch den Kopf. Welche konnte ich ihm stellen? Schliesslich war es mir immer noch nicht möglich, einen vollständigen Satz zusammenhängend zu formulieren und so musste ich die Fragen erst einmal zurückstellen. Auch am dritten Tag, bemühte ich mich, so schnell wie möglich, das von Achtef Erlernte umzusetzen, um mich besser unterhalten zu können.
    Ich versuchte erneut Achtef zu unterbrechen und fragte ihn: „Welches Wissen … von …. den Götter?“
    Achtef schaute mich etwas verwirrt an und ich dachte erst, er hätte mich nicht verstanden. Achtef zuckte mit den Schultern und murmelte nur: „Du hast es vergessen.“
    Dann erzählte er, welches ich aus den Bruchstücken wie folgt zusammensetzen würde. „Ihr wart es, die uns lehrten Pflanzen anzubauen, damit wir jedes Jahr ernten konnten. Ihr habt uns unsere Sprache und unsere Schrift gebracht. Ihr seid es gewesen, die uns lehrten den Himmel zu verstehen und zu deuten. Ihr habt uns geholfen nach dem großen Wasser unser Land wieder aufzubauen.“
    Ich atmete tief durch und Achtef schaute mich zufrieden an. Ich nickte und schaute in den Himmel. Die

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