Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
glich und nahmen dort Platz. Ich war mir sicher - Sephtar musste sehr wohlhabend und gebildet sein, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich ein Durchschnitts-Ägypter solch ein Leben leisten konnte. Ich war einerseits sehr neugierig, hatte andererseits auch etwas Angst, was mich in den nächsten Tagen erwarten würde. Irgendwann entdeckte der Schreiber meine Uhr am Arm und fragte mich was dies sei. Ich malte die Erde, Sonne und teilte den Tag in 24 Stunden ein, um ihm zu erklären, dass man hiermit die Zeit ablesen konnte. Ich kam mir vor, als ob ich im Kindergarten den Kindern die Uhr beibringen würde. Es herrschte großes Interesse, denn ein Gerät, um die Zeit zu messen, war für die Ägypter völlig unbekannt.
Ich denke im Nachhinein, dass Material und die Darstellung der Ziffern von großem Interesse gewesen waren und nicht die Uhr als Zeitmesser selbst. Bei der Vorführung bemerkte ich, dass die Uhr nicht mehr die korrekte Zeit anzeigte. Ich ging davon aus, dass es in den letzten 5000 Jahren zu einer Zeitdifferenz gekommen war und stellte die Uhr nach meinem Gefühl ein. Als sie 23 Uhr anzeigte, begannen sich die Gäste, bis auf den Schreiber, bei Sephtar zu bedanken und freundlich zu verabschieden. Mit dem Schreiber und Sephtar gingen wir daraufhin in seinen Arbeitsraum und setzten uns dort hin. Sephtar sprach erst mit seinem Freund und wandte sich dann mir zu.
„ Tom“, sprach er. „… geben … Sprache und Lehrer … auf Reise … in Kemet.“
Offensichtlich versuchte er mir klarzumachen, dass sein Freund jemanden organisiert hatte, der mich beim Lernen ihrer Sprache unterstützen sollte. Ich bedankte mich höflich für das Essen und dem Schreiber für die Hilfe. Wir verabschiedeten uns voneinander und Sephtar begleitete mich anschließend in meinen Raum.
Meine Laufkleidung lag gereinigt und zusammengelegt auf meinem Bett. Ich verstaute sie in meinen Rucksack, denn im Moment benötigte ich sie nicht mehr. Ich war noch immer sehr aufgekratzt und durcheinander. Ich beschloss diesen Tag als den Verrücktesten meines Lebens einstufen. Ich war hundemüde und durch die vielen neuen Eindrücke einfach total erledigt. Ich zog die Sandalen aus, legte mich hin und merkte nicht einmal mehr, als ein Diener die Öllampe löschte.
Eine unglaubliche Reise
T raumlos verbrachte ich die Nacht und schlug sichtlich erholt die Augen auf. Was würde ich für einen guten Kaffee tun, ging es mir durch den Kopf. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war schon halb Zehn, falls die Zeit stimmte. Meine Gedanken schweiften etwas ab und ich dachte wieder an Carrie und Frank. Würden sie mich schon suchen? War ich für sie überhaupt weg und kam ich aus dieser Situation jemals wieder raus? Ich zog mich langsam an und packte meinen Rucksack reisefertig. Sofern ich gestern alles korrekt verstanden hatte, sollte die Fahrt auf einem Schiff nach Memphis gehen. Ich holte mein Handy aus dem Rucksack und kontrollierte den Akkustand. Ich wollte es nicht versäumen unterwegs einige Fotos als Beweis für Frank zu schießen. Sonst würde mir mein Erlebtes meiner glauben. Den Kompass, der seltsamerweise wieder funktionierte, legte ich wieder in den Rucksack zurück und hegte keinen Gedanken danach, warum er in der letzten Nacht so gesponnen hatte.
„ Tom?“, sagte der Diener und winkte mir mit zu.
„ Ja“, antwortete ich, nahm meinen Rucksack und lief dem Bediensteten hinterher.
Wir liefen in den großen Saal, in dem wir gestern Abend gegessen hatten. Dort wurde ich mit Früchten, Brot, kaltem Fleisch und einem süßen Saft fürsorglich versorgt. Ich griff herzhaft zu und ließ es mir schmecken. Sephtar kam eine halbe Stunde später in Begleitung seines Freundes und eines weiteren jungen Ägypters, den er mir als Achtef vorstellte. Er war der junge Lehrer, der mich allem Anschein nach während der Fahrt betreuen auch unterrichten sollte. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Achtef und Sephtar, wurde mir erklärt, dass wir uns nun verabschieden müssten, denn Sephtar hatte seine Aufgabe getan. Meine Annahme wurde bestätigt, dass Achtef bis zur Ankunft in Memphis unterrichten sollte, damit ich wenigstens einfache Sätze sprechen konnte. Die Abfahrt hatte man kurzfristig um zwei Tage vorgezogen, denn der Pharao verlangte unsere Anwesenheit ohne Verzögerung. Fast eine halbe Stunde lang brauchte ich allein um all dies zu verstehen. Ein Mann namens Minnefrys würde mich in Memphis anschließend empfangen und
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