Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
hatte hier einen Sinn und man lebte in einer Art Symbiose miteinander. Mit ihrer Sprache und den Hieroglyphen kam ich von Tag zu Tag besser zurecht. Was mir am Anfang fremd und unheimlich vorgekommen war, war mir nun vertraut, als hätte ich nie woanders gelebt. Die Pyramiden kamen immer näher und ich konnte schon auf der Verkleidung der Pyramiden mysteriöse Schriftzeichen erkennen. Fast schon grell, leuchtete die Außenhaut im Sonnenlicht. Innerlich fluchte ich, dass ich keinen Fotoapparat dabei hatte. Doch plötzlich, wie unter Strom stehend fiel mir ein, dass ich doch mein Foto-Handy benutzen wollte. Es war ja schliesslich noch genügend Energie im Akku vorhanden. Gestern hatte ich ja das Handy, das letzte Mal geprüft. „Es müsste für einige Fotos reichen“, dachte ich mir. Keiner meine Freunde würde mir dies jemals glauben, wenn ich ihnen das, ohne einen Beweis, alles erzählen würde. Ich ließ mein Kamel etwas zurückfallen. Ohne das Minnefrys es sah, schaltete ich das Mobiltelefon an und schoss mit immer noch fast 40 % Leistung, heimlich einige Fotos.
„ Wir sind bald da“, sprach Minnefrys und zeigte nach rechts auf die breite Prozessionsstraße, auf die wir nun langsam zuritten.
Das Handy hatte ich schnell wieder in meinen Rucksack gesteckt, denn ich wollte meinen größten Schatz auf keinen Fall verlieren, schaute nun nach vorne und sah das Plateau langsam auf mich zukommen. Ich konnte es eigentlich nicht glauben, was ich da sah. Wir ritten geradewegs auf zwei Sphinxen zu. Ich war völlig fasziniert, denn beide Steinfiguren sahen völlig identisch aus. Die Wissenschaft kannte nur eine Sphinx und ich fragte mich gleich, was mit der anderen passiert war und warum nichts überliefert worden war. Hinter den Sphinxen kamen zwei Tempel hervor. Beide waren prächtig bemalt und wirkten nicht so trostlos wie in unserer Zeit.
Wir ritten langsam die gepflasterte Straße hinauf und ich konnte endlich das gesamte Plateau überblicken. Der Anblick, der sich mir bot, war einmalig und mir traten vor Freude Tränen in die Augen. Da befanden sie sich nun – die drei große Pyramiden. Glänzend in der Sonne mit einer hellen Verkleidung. Vor der Cheops-Pyramide standen nicht drei sondern sechs kleine Pyramiden. Das ganze Plateau leuchtete in hellem Marmor. Zwischen den künstlich angelegten Seen standen Unmengen von Palmen. Eine grüne Oase war vor den Tempel der Götter angelegt. Auf jeder Pyramidenseite befand sich eine übergroße Hieroglyphe und die Spitzen der Pyramiden waren aus dunklem Granit. Überrascht schaute ich auf die vielen Pflanzen, die hier überall wuchsen. Zwischen den Seen befand sich ein kleiner Platz. In einer Reihe waren dort aus Stein gemeißelt ein Widder, ein Stier, eine stehende Frau, ein Krebs und ein Löwe aufgestellt. Es stellte ein Teil der Tierkreiszeichen dar, für die Ägypter die Darstellung ihrer jeweiligen Zeitalter. Selbst ein kleiner Hafen, für ankommende Schiffe, war angelegt worden. Die parkähnliche Fläche, maß die Größe von sechs bis acht Fußballfeldern.
Minnefrys hatte mich eine Zeit lang still beobachtet und meinte dann: „Du bist beeindruckt, wie ich sehe. Wir haben alles nach euren Plänen erhalten und gepflegt, auch wenn die Restaurierungen der Pyramiden immer noch andauern.“
„ Minnefrys, ich bin sehr beeindruckt und mir fehlen die Worte, dies alles zu beschreiben“, sprach ich und musste meine Faszination zurückhalten. Denn noch immer klopfte mein Herz bis zum Hals und ich hatte, trotz der heißen Temperaturen, Gänsehaut. Mir fiel es schwer eine Frage zu formulieren. Minnefrys kam auf mich zu und lächelte.
„ Du siehst, es ist alles wie zu Beginn des ersten Zeitalters.“
„ Minnefrys, ich habe vieles vergessen und bitte verzeihe mir, wenn ich dir jetzt einige Fragen stellen muss, die dir seltsam erscheinen mögen.“ Meine Stimme vibrierte und Minnefrys Gesicht zeigte sich erstaunt über meine Aufregung.
„ Du kannst mir alle Fragen stellen und ich werde sie dir mit Freuden beantworten. Bedenke, dass du in einigen Stunden deine Rückreise beginnen musst.“
Ich nickte. „Ich werde mich kurz fassen, Minnefrys. Können wir uns woanders unterhalten, denn direkt in der Sonne zu stehen ist mir zu heiß.“
Er stimmte mir zu und ging voraus. Wir setzten uns an einen kleinen Obelisken, der vor dem einem kleinen Palmenwald angelegt war, direkt vor der Chephren-Pyramide. Die Seiten des Obelisken waren mit farbigen Hieroglyphen übersät und mit
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