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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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der ursprüngliche Familiensitz – 1750 erbaut von Comte Louis de la Martinières –, sondern strahlte auch eine Atmosphäre der Ruhe aus, in der sie sich immer wohl gefühlt hatte und die sie an glückliche Zeiten mit ihrem Vater erinnerte.
    Sollte sie in Betracht ziehen, es zu behalten?
    Emilie stand auf und ging in der Küche auf und ab, während sie über diese Frage nachgrübelte. War es für eine alleinstehende Frau nicht lächerlich, ja unmoralisch, ein Gebäude dieser Größe zu behalten?
    Ihre Mutter war offenbar nicht dieser Meinung gewesen, doch Valérie hatte sich in der allerbesten Gesellschaft bewegt. Emilie, die sich längst aus diesen Kreisen verabschiedet hatte, kannte den Alltag ganz normaler Menschen. Trotzdem wurde der Gedanke, in Ruhe und Frieden in dem Château leben zu können, für sie immer attraktiver. Obwohl sie sich innerhalb ihrer Familie stets wie eine Außenseiterin vorgekommen war, hatte sie nun, Ironie des Schicksals, zum ersten Mal das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Es verblüffte sie, wie sehr sie sich plötzlich wünschte hierzubleiben.
    Emilie setzte sich wieder an den Küchentisch, um an der Fragenliste für Gerard zu arbeiten. Wenn es ihr gelänge, den früheren Glanz des Châteaus wiederherzustellen, würde sie nicht nur sich selbst nutzen, sondern sogar der Nation einen Dienst erweisen. Mit diesem tröstlichen Gedanken wählte sie Gerards Nummer.
    Nach einem langen Gespräch ging sie die Notizen, die sie dabei gemacht hatte, durch. Gerard hatte ihr noch einmal versichert, dass ihr Vermögen für die Sanierung des Châteaus reichen würde, auch wenn keine flüssigen Mittel zur Verfügung standen. Ihre Pläne mussten allerdings durch das finanziert werden, was sie so bald wie möglich verkaufte.
    Gerard schien über ihren jähen Sinneswandel erstaunt gewesen zu sein. »Emilie, es ist löblich, dass Sie das Erbe Ihrer Familie erhalten wollen, aber die Renovierung eines Gebäudes solcher Größe ist ein gewaltiges Unterfangen; ich würde behaupten, zwei Jahre lang eine Vollzeitbeschäftigung. Es wird alles an Ihnen hängen bleiben. Sie sind auf sich allein gestellt.«
    Fast hatte Emilie erwartet, dass er »und eine Frau« hinzufügen würde, aber zum Glück hatte er es sich verkniffen. Vermutlich fragte Gerard sich, wie viele der Aufgaben sie auf ihn abwälzen würde, da es für ihn auf der Hand lag, dass sie nicht allein zurechtkam. Verärgert über seine Herablassung, aber wissend, dass sie kaum etwas getan hatte, seine Einstellung zu ändern, nahm Emilie ihren Laptop aus der Tasche, um ins Internet zu gehen. Kein Signal. Über ihre Annahme schmunzelnd, dass sie in einem Haus, in dem die elektrischen Leitungen vermutlich in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verlegt worden waren, Empfang hätte, fuhr sie mit Frou-Frou nach Gassin, wo sie Damien, den freundlichen Inhaber der Brasserie Le Pescadou, fragte, ob sie seinen Internetzugang nutzen könne.
    »Natürlich, Mademoiselle de la Martinières«, antwortete er und führte sie in das kleine Büro hinter dem Lokal. »Tut mir leid, dass ich Sie nicht früher begrüßen konnte, aber ich war in Paris. Im Ort sind alle traurig über den Tod Ihrer Maman. Wie Ihre Familie lebt die meine seit Jahrhunderten hier. Wollen Sie das Château, jetzt, wo sie nicht mehr ist, verkaufen?«
    Emilie wusste, dass seine Bar und sein Restaurant das Zentrum des Dorfklatsches waren.
    »Das kann ich im Moment noch nicht sagen«, antwortete sie. »Ich muss mich zuerst über alles informieren.«
    »Natürlich. Ich hoffe, dass Sie nicht verkaufen, aber wenn Sie sich dazu entschließen sollten, könnte ich Ihnen Bauunternehmer nennen, die bereit wären, ein Vermögen zu investieren, um Ihr herrliches Château in ein Hotel zu verwandeln. Im Lauf der Jahre sind viele Anfragen bei mir eingegangen.« Damien deutete durchs Fenster auf das unter Ihnen liegende Château, auf seine Terrakottadächer, die in der Sonne schimmerten.
    »Wie gesagt, Damien, ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Mademoiselle, rufen Sie uns bitte an, wenn Sie irgendetwas brauchen. Wir mochten Ihren Vater alle sehr. Er war ein guter Mensch. Nach dem Krieg waren wir im Ort sehr arm«, erklärte Damien. »Der Comte hat die Regierung dazu gebracht, ordentliche Straßen zu bauen und die Touristen aus St. Tropez hierherzulocken. Meine Familie hat dieses Restaurant in den fünfziger Jahren eröffnet, als Gassin sich zu entwickeln begann. Ihr Vater hat auch die Anlage von

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