Der Lavendelgarten
einen Block aus seiner Hemdtasche und schrieb eine Nummer darauf. »Setzen Sie sich mit mir in Verbindung, wenn Sie feststellen sollten, dass etwas gestohlen wurde. Dann verfolgen wir das weiter. Ansonsten …«, er seufzte, »… kann ich nicht viel tun.«
»Danke, dass Sie gekommen sind.« Emilie hatte ihrer Nachlässigkeit wegen ein schlechtes Gewissen. »Wie gesagt, es war meine Schuld.«
»Keine Ursache. Weil das Château so oft unbewohnt ist, würde ich vorschlagen, so bald wie möglich eine Alarmanlage installieren zu lassen.« Der Gendarm ging mit einem Nicken zu seinem Wagen.
Sobald er weg war, eilte Emilie nach oben, um zu überprüfen, ob nichts fehlte. Auf halbem Weg hörte sie ein Auto die Auffahrt heraufkommen und nach hinten weiterfahren. Mit klopfendem Herzen hastete Emilie in die Küche, um die Tür dort gegen ungebetene Gäste abzuschließen. Aber es war Sebastians Gesicht, das sie durch die Glasscheibe in der Tür anblickte. Emilie zog den Riegel zurück und öffnete sie.
»Hallo!« Sebastian sah sie fragend an. »Darf ich reinkommen?«
»Ja. Tut mir leid, hier ist gerade eingebrochen worden, und Ihren Wagen kannte ich nicht.«
»Wie schrecklich!«, rief er aus und trat über die Schwelle. »Ist etwas gestohlen worden?«
»Margaux glaubt nicht, aber ich wollte gerade nach oben, mich vergewissern.«
»Soll ich Ihnen helfen?«
»Ich …« Plötzlich bekam sie weiche Knie und musste sich auf einen Küchenstuhl setzen.
»Emilie, Sie sind sehr blass«, stellte Sebastian fest. »Darf ich Ihnen, bevor Sie die Runde durchs Haus machen, das Allheilmittel des Engländers kredenzen: eine schöne Tasse Tee? Sie stehen unter Schock. Bleiben Sie sitzen, beruhigen Sie sich. Ich mache inzwischen Wasser heiß.«
»Danke.« Sie hob zitternd Frou-Frou, die gestreichelt werden wollte, auf ihren Schoß.
»Wie sind die Eindringlinge hereingekommen?«, fragte Sebastian.
»Vermutlich durch die hintere Tür, aber sie sind vorne hinaus. Der Schlüssel fehlt«, erklärte Emilie. »Ich muss so schnell wie möglich das Schloss auswechseln lassen.«
»Gibt es im Haus ein Telefonbuch?« Sebastian stellte eine große Tasse Tee vor ihr auf den Tisch. »Während Sie den Tee trinken, rufe ich für Sie den Schlüsseldienst an.« Er nahm sein Handy aus der Tasche.
»Ja, in der Schublade da drüben.« Emilie deutete auf eine große Kommode. »Wirklich, Sebastian, das ist nicht Ihr Problem. Ich schaffe das schon …«
Doch Sebastian hatte die Schublade bereits geöffnet, nahm das Telefonbuch heraus und blätterte es durch.
»In St. Tropez gibt es drei, in La Croix-Valmer einen. Ich frage mal, wer Zeit hat.« Er wählte die erste Nummer. »Hallo, ja, ich rufe vom Château de la Martinières aus an und wollte mich erkundigen, ob …«
Emilie trank ihren Tee und genoss es, dass jemand ihr die Verantwortung abnahm.
»Leider kann der Schlüsseldienst erst morgen früh kommen«, teilte Sebastian ihr nach Beendigung des Gesprächs mit. »Aber der Mann hat mir versichert, dass er in der Gegend schon viele alte Schlösser ausgetauscht hat.« Sebastian musterte sie. »Sie haben wieder ein bisschen Farbe. Fühlen Sie sich stark genug, vor Einbruch der Dunkelheit durch die Räume zu gehen? Das sollten Sie wirklich tun. Wenn Sie wollen, begleite ich Sie.«
»Sebastian, Sie haben doch sicher Wichtigeres zu tun. Ich möchte Sie nicht aufhalten.«
»Unsinn. Ein englischer Gentleman würde niemals eine Frau in Not im Stich lassen.« Er half ihr vom Stuhl auf. »Kommen Sie, bringen wir’s hinter uns.«
»Danke. Ich habe Angst, dass die Eindringlinge noch hier sind, sich irgendwo verstecken.« Emilie biss sich auf die Lippe. »Margaux hat niemanden flüchten gesehen.«
Alle Räume waren so, wie Emilie sie in Erinnerung hatte, und obwohl sie unmöglich sicher sein konnte, dass nichts fehlte, weil sie keinen Überblick über das Inventar hatte, kehrte sie fürs Erste beruhigt mit Sebastian in den Eingangsbereich zurück.
»So, das Haus wäre überprüft«, erklärte Sebastian. »Könnten sie sich sonst noch irgendwo verstecken?«
»Vielleicht im Keller? Aber da bin ich noch nie gewesen«, gestand Emilie.
»Dann sollten Sie jetzt hinunter. Wissen Sie, wie man hinkommt?«
»Ich glaube, über den Vorraum der Küche.«
»Kommen Sie, sehen wir nach.«
»Halten Sie das wirklich für nötig?«, fragte Emilie, die Angst vor dunklen, engen Räumen hatte.
»Wäre es Ihnen lieber, wenn ich allein gehe?«
»Nein, Sie haben recht. Ich
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