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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Bauunternehmern über den Ablauf und die Kosten der Sanierung.
    Emilie wusste, dass sie immer abhängiger von Sebastian wurde, nicht nur emotional, sondern auch in komplizierten finanziellen und praktischen Fragen. Wahrscheinlich wäre sie allein mit dem endlosen Papierkram und Gerards Vorschlägen, wie sie das Geld investieren sollte, wenn es erst einmal da war, zurechtgekommen, aber wie ihr Vater brachte sie dafür kein Interesse auf. Solange es für die Renovierung des Châteaus und ihr künftiges Leben reichte, war es ihr egal, wo und wie jemand das Geld verwaltete. Emilie war viel zu glücklich, um sich darüber Gedanken zu machen.
    Als sie hörte, wie das aktuelle Gebot die eine Million zweihunderttausend Francs überstieg, die sie für die Halskette und die Ohrringe erwartete, schwor Emilie sich, mit Sebastian ihre Finanzen durchzugehen, sobald das Pariser Haus mit allem Drum und Dran veräußert wäre. Sie wusste, dass es wichtig war, den Überblick zu behalten, aber Sebastian kannte sich in solchen Dingen bedeutend besser aus als sie. Sie vertraute ihm blind, und bisher hatte er sie nie enttäuscht.
    Der Hammer des Auktionators sauste hernieder, und Sebastian sah sie lächelnd an.
    »Wow, dreihunderttausend Francs mehr als erwartet. Gratuliere, Schatz.« Er küsste sie zärtlich auf die Wange.
    »Danke.«
    Als der Auktionator sich einer einreihigen, cremefarbenen Perlenkette und den dazugehörigen Ohrringen zuwandte, stieg Emilie plötzlich ein galliger Geschmack in den Mund. Sie senkte den Blick.
    »Was ist los, Emilie?«, fragte Sebastian sofort.
    »Die Kette hat meine Mutter fast jeden Tag getragen. Ich … entschuldige.« Emilie stand auf und hastete in die Toilette, wo sie auf einen geschlossenen Sitz sank und den Kopf in die Hände stützte, weil ihr schwindlig und übel war. Es überraschte sie, wie heftig sie auf den Anblick der Perlen reagierte, denn bis dahin hatte der Verkauf von Valéries Habseligkeiten sie emotional nicht berührt. Kummer hatte sie dabei kaum verspürt; sie war eher erleichtert gewesen, endlich von der Vergangenheit befreit zu werden.
    Emilie hob den Blick zu der mit Schnitzwerk verzierten Tür der Toilette. War sie zu hart mit Maman ins Gericht gegangen? Immerhin hatte Valérie sie nie körperlich gezüchtigt. Dass sie in der Welt ihrer Mutter bestenfalls eine Nebenrolle gespielt hatte, bedeutete nicht, dass diese ein schlechter Mensch gewesen war. Valérie war der Nabel von Valéries Welt gewesen, für andere hatte es da keinen Platz gegeben.
    Als Emilie so krank geworden und in ihrem dreizehnten Lebensjahr diese schreckliche Sache passiert war, hatte ihre Mutter nur einfach wieder nichts mitbekommen.
    Emilie stand auf, verließ die Kabine und erfrischte sich mit Wasser aus dem Hahn.
    »Sie hat sich redlich bemüht. Du musst ihr vergeben«, ermahnte Emilie ihr Spiegelbild. »Und in die Zukunft blicken.«
    Nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, trat Emilie aus der Toilette, vor der Sebastian auf sie wartete.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt und nahm sie in die Arme.
    »Ja. Mir war ein bisschen flau, aber jetzt geht’s mir wieder besser.«
    »Schatz, das da draußen würde jeden umhauen«, sagte er und deutete in Richtung Auktionsraum. »Zuzusehen, wie die Aasgeier das, was vom Leben deiner Mutter noch übrig ist, zerpflücken. Lass uns was essen gehen. Du musst dich nicht weiter quälen.«
    »Ja, gute Idee.«
    Sebastian führte sie im frischen Januarwind durch die Pariser Straßen zu einem Lokal, das er kannte.
    »Es ist eher rustikal, aber sie machen eine tolle Bouillabaisse. An einem kalten Tag wie diesem ist das genau das Richtige.«
    Sie setzten sich an einen nackten Holztisch. Emilie, die vor Kälte zitterte, war dankbar für das Feuer, das im Kamin brannte. Sebastian bestellte die Fischsuppe und nahm Emilies Hände in die seinen, um sie zu wärmen.
    »Gott sei Dank ist es bald vorbei, dann kannst du dich auf die Zukunft konzentrieren und die Vergangenheit hinter dir lassen.«
    »Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, Sebastian. Ganz herzlichen Dank für alles.« Emilies Augen wurden feucht.
    »Es war mir eine Freude. Vielleicht ist dies der geeignete Zeitpunkt, über unsere Zukunft zu sprechen.«
    Als sie seine Worte hörte, begann Emilies Herz schneller zu schlagen. Da sie bisher so beschäftigt gewesen war, die Vergangenheit zu ordnen, hatte sie von einem Tag auf den anderen gelebt und es kaum gewagt, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Sie

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