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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Dieses Essen findet anlässlich des fünfunddreißigsten Geburtstags unseres Gastes und Freundes Falk von Wehndorf statt.« Die Anwesenden hoben ihre Gläser. »Auf Sie, Falk.«
    »Auf Falk!«, fielen alle ein.
    Falk deutete eine Verbeugung an. »Und auf unseren Gastgeber Édouard de la Martinières, der mir zu einem unerwarteten Geburtstagsgeschenk verholfen hat.« Sein Blick fiel auf Connie. »Auf Fräulein Constance aus dem Süden, die uns heute Abend mit ihrer Gegenwart beehrt.«
    Connie bemühte sich, ruhig zu bleiben, als alle sie ansahen. Nie im Leben hätte sie erwartet, dass ihre Ankunft in Paris von Nazi-Offizieren mit einem Toast bedacht werden würde. Weil sie wusste, dass sie die Kontrolle behalten musste, nahm sie nur einen kleinen Schluck Champagner. Dann servierte Sarah zum Glück den ersten Gang, und die Anwesenden wandten sich dem Essen zu.
    Wenn Connie später an ihren ersten Abend im besetzten Paris dachte, war sie überzeugt, dass sie einen Schutzengel gehabt hatte. Der Professor zu ihrer Linken lehrte an der Sorbonne, was ihr die Möglichkeit verschaffte, unter den aufmerksamen Blicken von Falk wahrheitsgemäß über ihre Zeit dort zu berichten. Das Gespräch verlieh ihrer Tarnung Glaubwürdigkeit. Sie stellte fest, dass Édouard sie voller Anerkennung beobachtete, während es ihr gelang, neugierigen Fragen von Falk auszuweichen und ihn mit ihrem Charme und ihrem Lächeln abzulenken.
    Als die deutschen Offiziere sich am Ende des Abends verabschiedeten, küsste Falk erneut ihre Hand. »Fräulein, ich habe Ihre Gesellschaft sehr genossen. Sie haben bewiesen, dass Sie nicht nur schön, sondern auch intelligent sind.« Er nickte anerkennend. »Und ich mag kluge Frauen. Wie lange werden Sie in Paris bleiben?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Constance bleibt bei uns, solange sie mag«, sprang Édouard ihr bei, der die Gäste zur Tür begleitete, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen.
    »Dann hoffe ich, Sie wiederzusehen. Und zwar bald. Heil Hitler!« Mit einem letzten Blick seiner hellen blauen Augen auf Connie folgte Falk den anderen hinaus. Édouard verschloss und verriegelte die Tür höchstpersönlich.
    Als alle weg waren, bekam Connie weiche Knie. Édouard stützte sie und legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter.
    »Kommen Sie, Constance«, sagte er und brachte sie in den hinteren Teil des Hauses. »Sie sind sicher erschöpft. Gönnen wir uns einen Brandy vor dem Schlafengehen.« Er gab Sarah, die im Flur wartete, ein Zeichen. »Bitte bringen Sie ein Tablett ins Wohnzimmer.«
    Connie setzte sich zum Umfallen müde aufs Sofa, dann brachte Sarah das Tablett mit dem Brandy herein. Sobald sein Glas gefüllt war und Sarah den Raum verlassen hatte, prostete Édouard Connie zu. »Gratuliere, Constance. Sie waren großartig.« Nun sah sie ihn zum ersten Mal richtig lächeln.
    »Danke.« Sie hob matt das Brandyglas an die Lippen.
    »Jetzt kann ich Sie eigentlich nur noch in unserer Familie willkommen heißen«, sagte Édouard.
    Sie schmunzelten beide. Und als die schreckliche Anspannung des Abends schließlich ganz von ihnen abfiel, lachten sie, bis ihnen die Tränen kamen, über ihre gelungene Inszenierung.
    »Constance, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie Sie mich durch Ihr plötzliches Auftauchen erschreckt haben. Ich dachte, jetzt ist alles aus. Ein Haus voll mit hochrangigen Angehörigen der Miliz, der Gestapo und der Abwehr, und wie aus dem Nichts taucht eine SOE -Agentin hier auf!«
    »Ich konnte es kaum glauben, als ich ihre Uniformen im Salon gesehen habe.« Bei der Erinnerung schüttelte Connie entsetzt den Kopf.
    »Warum sie da waren, erkläre ich Ihnen morgen«, versprach Édouard. »Jetzt möchte ich mich noch ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie die Herausforderung angenommen und eine wunderbare Vorstellung gegeben haben. Natürlich war auch Glück dabei. Ihr Hintergrund hat es leicht gemacht, Sie als Mitglied unserer Familie auszugeben.«
    »Während der SOE -Ausbildung hat man mich mehrfach darauf hingewiesen, dass mein Französisch mich als Angehörige des Großbürgertums entlarvt, was nicht zu meiner Tarnung als Pariser Schullehrerin passt. Deshalb habe ich mich bemüht, meine gestelzte Ausdrucksweise abzulegen«, gestand sie schmunzelnd.
    »Gerade Ihre Herkunft hat uns heute Abend gerettet. Sie scheinen einen Bewunderer zu haben.« Plötzlich wurde Édouard ernst. »Er ist einer der wenigen Nazis in meinem Bekanntenkreis, die dem Adel entstammen. Aber lassen Sie sich

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