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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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stieg, entging ihr Norma Erskines mitleidiger Blick.
    In den folgenden Tagen strich sie das Schlafzimmer, das sie mit Sebastian teilte, hellrosa. In Moulton erwarb sie eine warme Bettdecke und Laken, weil ihr das alte Bettzeug zu schwer und kratzig war. Anschließend ersetzte sie die Damastvorhänge durch Voile, damit mehr Licht hereinkam. Dann suchte sie im Haus nach freundlicheren Bildern für die Wände.
    An einem Abend hatte sie bei Alex vorbeigeschaut, ihm ihre Handynummer gegeben und ihm gesagt, wenn er etwas brauche, solle er sie anrufen. Aufgrund von Sebastians am Wochenende geäußerten Befürchtungen hatte sie beschlossen, sich von seinem Bruder fernzuhalten, so gut es ging.
    Nach den letzten Handgriffen im Schlafzimmer machte Emilie sich in der Küche etwas zu essen. Da klingelte das Telefon.
    »Hallo?«
    »Hallo, Mrs Erskine?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Nein, sie ist nicht mehr hier.«
    »Oh. Ist Sebastian da?«
    »Nein, in Frankreich.«
    »Ach, tatsächlich? Dann rufe ich ihn über Handy an. Danke.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung legte auf. Emilie wandte sich achselzuckend wieder ihrem Essen zu.
    »Ich habe ein sehr nettes Mädchen gefunden, das für Sie sauber machen wird«, teilte Emilie Alex, der am Computer arbeitete, später in der Woche mit.
    »Wunderbar.« Alex hob lächelnd den Blick. »Wen?«
    »Sie heißt Jo, ist aus dem Ort, macht vor dem Studium ein Jahr Pause und möchte ein bisschen Geld verdienen.«
    »Endlich mal jemand unter sechzig.«
    »Sie kommt morgen Nachmittag her, um Sie kennenzulernen. Bitte seien Sie nett zu ihr, ja?«, bat sie ihn.
    »Natürlich, Em.«
    Emilie warf einen Blick auf den Bildschirm seines Computers.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich handle.«
    »An der Börse?«
    »Ja. Meinem Bruder erzähle ich das lieber nicht, weil der sonst glaubt, ich verzocke mein Geld, und mir den Computer wegnimmt.« Alex streckte die Arme und verschränkte sie hinter dem Kopf. »Lust auf eine Tasse Tee?«
    Aus schlechtem Gewissen darüber, dass sie in den vergangenen Tagen Distanz gehalten hatte, nickte sie.
    »Ich mach das schon«, sagte sie und ging in die ordentlich aufgeräumte Küche. »Nehmen Sie Zucker?«
    »Ein Stück, bitte.«
    Während Emilie wartete, dass das Wasser kochte, vergewisserte sie sich, dass der Kühlschrank gefüllt war. So weit, so gut, dachte sie. Alex hielt also Wort und benahm sich. Mit einem erleichterten Seufzen stellte Emilie zwei Tassen, die Kanne, die Zuckerdose und Milch auf ein Tablett.
    »Bringen Sie alles ins Wohnzimmer«, bat Alex sie. »Ich kann eine kleine Pause vom Computer gebrauchen.«
    »Wie haben Sie das mit den Aktien gelernt?«, fragte sie, als sie den Tee einschenkte und ihm eine Tasse reichte.
    »Ich bin Autodidakt«, antwortete Alex. »Das ist die perfekte Methode, Geld zu verdienen, ohne das Haus zu verlassen. Und für schlaflose Nächte, denn irgendwo auf der Welt hat immer eine Börse geöffnet.«
    »Machen Sie Profit?«
    »Allmählich, ja. Ich handle seit fast achtzehn Monaten; jetzt ist es kein Anfängerglück mehr. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und schlage mich ganz ordentlich.«
    »Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus«, gestand Emilie.
    »Es hält meine grauen Zellen auf Trab, und außerdem beginnt es, sich auszuzahlen. Und wie läuft’s bei Ihnen?«, erkundigte sich Alex.
    »Sehr gut, danke.«
    »Wird Ihnen in Ihrem Mausoleum nicht langweilig?«
    »Ich streiche weiter.«
    Alex nickte. »Ich hatte gehofft, Sie hin und wieder zu sehen.«
    »Ich war beschäftigt.«
    »Wollen Sie zum Abendessen bleiben? Ich habe tolle Foie gras vom Farmladen.«
    »Ich hab viel zu tun …«
    » Er hat Ihnen gesagt, dass Sie sich von mir fernhalten sollen?«, fragte Alex.
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Okay.« Er hob seufzend die Hände.
    »Tut mir leid.«
    »Mein Gott, Emilie. Es ist doch lächerlich, wenn wir in unterschiedlichen Teilen des Hauses essen.«
    »Ja«, pflichtete sie ihm nach kurzem Zögern bei.
    »Gut. Dann erwarte ich Sie um halb acht. Ich verrate Sie auch nicht«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
    Bevor sie am Abend zu Alex ging, wählte sie Sebastians Handynummer, erreichte nur die Mailbox und hinterließ eine kurze Nachricht. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie nichts von dem Essen mit seinem Bruder erwähnte. Von Sebastian hatte sie seit seiner Abreise am Montagmorgen nichts mehr gehört.
    »Rein in die gute Stube!« Alex schürte das Feuer im Wohnzimmer. »Gute Nachrichten! Eines der jungen

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