Der Leberwurst-Mörder
uns mit dem miesen Trick über dieses Onlinedating die Katzen untergeschoben hat.« Mara ist echt sauer. »Was Sie mit dieser Information anfangen, ist Ihre Sache.«
»Es waren immerhin fünf Katzenkinder«, erklärt Jule dem Hauptkommissar. »Könnte es nicht sein, dass noch jemand so unverhofft zu einem Kätzchen kam und Frau Eichenbaum zur Rede stellen wollte, genau wie wir. Und dann kam es zum Streit, bei dem ...«
»Das Ermitteln überlassen Sie mal lieber der Polizei«, unterbricht Patullek nun schon wieder. »Obwohl Sie es uns durch Ihr Rumgetrampel am Tatort wirklich nicht einfacher gemacht haben.« Er wird schon wieder zornig. Er steht auf, was wohl zeigen soll, dass die Befragung beendet ist und wir nach Hause gehen können. Doch da haben wir uns zu früh gefreut.
»Ich brauche von jeder von Ihnen die Fingerabdrücke. Das macht mein Kollege nebenan.«
Jule ist schon wieder ganz blass. »Sie verdächtigen doch nicht etwa uns?«
»Wen ich verdächtige, werde ich Ihnen sicher nicht auf die Nase binden«, gibt Patullek gewohnt unfreundlich zurück. »Nur ist der Tatort voller Spuren, und da müssen wir erst einmal sortieren.«
Ich kann mir ein lautes Bellen nicht verkneifen. Bevor der Hauptkommissar das Tonband anhält, muss ich einfach einmal meine Meinung sagen. So ist wenigstens von mir auch eine Aussage auf dem Band, die beweist, dass ich bei der Befragung dabei war.
Im Nebenraum sitzt der Beamte, der gestern mit Patullek zusammen in Lianes Wohnung kam. Er stellt sich als Kriminalobermeister Weißmüller vor.
»Aber nicht Johnny, sondern Johannes, haha«, versucht er, die Situation zu entkrampfen. Weißmüller hat Patulleks Gepolter mitbekommen und sieht die beiden Freundinnen mitleidig an:
»Glauben Sie mir, er meint das nicht so. Eigentlich ist er ein gutmütiger Mensch. Er kann das nur nicht so zeigen.«
Mara lacht: »Nee, das versteckt er wirklich sehr gekonnt.«
Jule ist immer noch nicht nach Lachen zumute. Sie tut sich schwer damit, dass ihre Fingerabdrücke genommen werden sollen. »Wie bei einem Schwerverbrecher«, seufzt sie bedrückt.
Doch Weißmüller beruhigt sie und erklärt, dass diese Fingerabdrücke wirklich nur zu Vergleichszwecken genommen und am Ende der Ermittlungen wieder gelöscht würden.
Ich finde das alles wahnsinnig spannend und fühle mich wie mitten im Sonntagabend-Krimi. Es wird dann noch ganz lustig, als der Kriminalobermeister mich fragend anschaut: »Seine Fingerabdrücke brauchen wir ja wohl nicht, oder?«
Ich bin empört. Ich bin eine
Sie
und nicht
der Hund
! Und außerdem sollte ich zur Befragung mitkommen, jetzt will ich auch, dass ich im Protokoll – oder wie das heißt – auftauche. So stupse ich den Beamten vorsichtig mit meiner Schnauze an, worauf er lachend Jule bittet, ein paar Haare von mir als Probe nehmen zu dürfen.
»Man weiß ja nie«, meint er zum Schluss, und nun bin auch ich zufrieden.
Vor dem Büro warten wir auf Fräulein Kossmehl, die schon kurze Zeit später erschöpft aus Weißmüllers Büro kommt.
»Ach, ich kam mir vor wie eine Verbrecherin. Fingerabdrücke! Ich bin bald fünfundsiebzig, aber ich musste noch nie meine Fingerabdrücke abgeben. Und ich sollte schon längst meine Galerie geöffnet haben«, jammert sie weiter.
So kommt es, dass Mara sich anbietet, Fräulein Kossmehl schnellstens in die Turmstraße zu fahren, während Jule mit Flocke und mir durch den Stadtpark nach Hause läuft. Die Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen und flitze zum Tierheim, um Nino die aufregenden Neuigkeiten zu berichten.
Hier hat sich die Nachricht von Lianes Tod bereits herumgesprochen und alle, Mitarbeiter und Tiere, sind in gedrückter Stimmung. Ausführlich berichte ich Nino vom gestrigen Abend und meinem Besuch bei der Polizei heute Morgen. Nino nickt traurig und erzählt mir dann, dass es noch einen weiteren Grund gibt, weshalb hier heute alle mit traurigen Gesichtern herumlaufen.
Letzte Nacht wurde im Tierheim eingebrochen! Jemand hat die Außentür aufgehebelt, die direkt ins Büro führt, und dort alles durchwühlt. Nino bekam mit, wie Paula die Polizei deswegen anrief, worauf zwei Beamte kamen und Fragen stellten. Anscheinend wurde nichts gestohlen. Paula hat nur fürchterlich über das Chaos geschimpft, dass der oder die Täter hinterlassen haben. »Geld ist hier keines zu holen«, sagte sie zu den Beamten. »Tiere wurden auch nicht gestohlen. Es ist einfach nur ärgerlich.«
Ein winziges Detail
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