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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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breitmachen, begebe ich mich in unseren winzigen Garten und lege mich in den Schatten der Mauer mit der Himbeerhecke.
    Ich grüble ... und werde müde, gleite vom Denken in einen Traum hinüber. Darin jagt mich ein riesiger Schäferhund. Wütend bellt er, dass ich ihm die Leberwurst gestohlen hätte. Ich habe Angst, renne und renne. Dann kommt eine Goldkatze vom Himmel geschwebt, wird immer größer, wie ein Riesenluftballon, bis es einen Knall gibt und der Ballon platzt. Winselnd wie ein Welpe rennt der Schäferhund davon. Ich schrecke hoch, weil es schon wieder knallt. Zum Glück ist es nur ein heraufziehendes Gewitter und kein weiterer platzender Riesenluftballon. Als der erste Regentropfen auf meiner Nasenspitze landet, gebe ich meinen Platz an der Himbeerhecke auf und trotte zurück ins Haus. Die drei Katzen spielen gerade Fangen und jagen einander durch alle Räume. Das ist die Gelegenheit, mein Körbchen zurückzuerobern. Dort denke ich weiter nach, diesmal über meinen seltsamen Traum. Der Schäferhund und die Leberwurst – was hat das zu bedeuten?
     

[home]
    Kapitel 6
Gedanken
     
    Ich muss dann doch für etwas längere Zeit eingeschlafen sein, denn ich habe gar nicht mitbekommen, dass Mara am frühen Nachmittag mit Flocke wieder nach Hause gefahren ist.
    Jetzt fühlt sich alles fast so an, wie immer an einem Montagnachmittag – Jule sitzt am Schreibtisch, denkt sich Kindergeschichten aus, ich döse vor mich hin und warte darauf, dass sie Zeit für mich hat. Nur, so richtig will mir das mit dem Dösen heute nicht gelingen. Das bedeutet ja NICHTS zu tun, an NICHTS zu denken, meinen ganzen Hundekörper entspannt liegen zu lassen und mich zu freuen, dass die Welt sich auch ohne mein Zutun weiterdreht. Klappt auch alles ganz gut, bis auf das NICHTS denken.
    Mir geht Liane nicht aus dem Kopf. Warum musste sie sterben? Alle reden nur gut von ihr, sie scheint nichts Unrechtes getan zu haben, wenn man von der Mogelei im Internet mal absieht, wo sie sich als Philipp, Manuel und wer weiß wer ausgegeben hat. Aber deswegen wird niemand umgebracht, oder? Vielleicht hat Jule mit ihrer Vermutung recht, und bei einer anderen Frau, die auch über dieses Onlinedating einen Mann suchte, hat Liane sich Max oder Karl-Heinz oder sonst wie genannt. Und wenn diese andere Frau sich nun Hoffnungen gemacht hat, die enttäuscht wurden, als sie herausbekam, dass sie es mit einer Frau, mit Liane, zu hat? Meine Gedanken verknoten sich fast vor Anstrengung, an Dösen ist nun nicht mehr zu denken.
     
    Ich laufe zu Jule, die immer noch an ihrem Schreibtisch sitzt. Allerdings macht sie dabei nicht dieses klappernde Geräusch mit den Fingern auf den Tasten ihres Notebooks. Das heißt, sie schreibt nicht, sondern denkt ebenfalls nach. Vorsichtig lege ich meinen Kopf auf Jules Knie und schaue sie an. Dabei versuche ich, herauszubekommen, wo ihre Gedanken gerade sind. Ist es etwas Schönes, zum Beispiel eine lustige Geschichte für Kinder, dann lächelt sie meist. Doch jetzt lächelt sie nicht, sondern zieht die Stirn in Falten.
    »Ach, Rika«, sagt sie und streicht mir dabei sanft über den Kopf. »Du hast es gut, du bist ein Hund.«
    Nanu, was soll denn das heißen? Meint sie etwa, ich würde mir keine Gedanken machen? Protestierend belle ich und sage ihr so, dass mir Liane ebenfalls nicht aus dem Kopf geht. Dass wir etwas tun müssen, weil ich sonst keine Ruhe zum Dösen finde und Jule sich nicht mehr auf ihre Kindergeschichten konzentrieren kann. Jawohl!
    Und als hätte Jule mein Bellen ausnahmsweise einmal richtig verstanden, springt sie auf und ruft: »Komm, Rika, wir müssen uns bewegen.«
    Ich bin natürlich sofort dabei und sehr gespannt, was nun kommt.
    Jule zieht sich um. Wenig später steht sie in einem grünen Kleid vor mir, das über und über mit kleinen gelben und weißen Blümchen bedruckt ist. Als wenn sie sich in ein Stück Sommerwiese gehüllt hätte. Der Rock flattert so lustig, wenn sie damit läuft. Ich mag es sehr, wenn Jule dieses Kleid anhat!
    Sie schaut noch einmal nach den Kleinen, die gerade in meinem Körbchen Katzenringkampf spielen. Dabei droht sie schelmisch mit dem Finger. »Lasst meine Pflanzen in Ruhe! Habt ihr verstanden? Wir gehen jetzt Katzenspielzeug kaufen.«
    Dann nimmt sie meine Leine und wir verlassen das Haus.
     
    Wir laufen durch den Stadtpark, was mir die Gelegenheit gibt, einen kleinen Abstecher zum Tierheim zu machen. Nino ist nicht draußen, also belle ich den anderen Hunden ein kurzes

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