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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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von ihm«, stellt Jule fest.
    »Nicht ganz, hier liegt ein dicker Bildband über Ägypten.« Mara zeigt auf ein großes Buch, das mit dem Buchrücken nach oben aufgeschlagen unter dem Couchtisch liegt. »Einbrecher, Mörder und Bücherhasser?« Jules Freundin schüttelt den Kopf und wiederholt: »Was hat der Typ nur gesucht?«
    »Du, wir reden immerzu von
dem
Verbrecher«, korrigiert Jule. »Dabei sind wir doch genau deswegen hier, weil wir glauben, dass es auch eine Frau gewesen sein könnte.«
    Mara stimmt ihr zu. »Ja, aber irgendwie finde ich die Vorstellung, dass eine Frau Liane umgebracht haben könnte, noch unheimlicher.«
     
    In diesem Moment klopft es leise an der Wohnungstür. Die beiden Freundinnen stehen wie erstarrt. Ich besinne mich meiner Rolle als gefährlicher Wachhund und belle so laut und gefährlich, wie ich nur kann. Dadurch erwacht Jule wieder aus ihrer Starre. Sie springt in die Küche, reißt die nächste Schublade auf und hält mit einem Mal ein riesiges, spitzes Messer in der Hand. Mara ist inzwischen auf Zehenspitzen zur Tür geschlichen, Jule folgt ihr und zischt mir leise zu: »Rika. Aus!«
    Ich gehorche sofort. Nun stehen wir zu dritt zitternd hinter der Tür und horchen. Ich schnüffele mit der Nase an der Türschwelle und versuche, die Gerüche, die unter der Tür hindurchströmen, einzusaugen. Wieder klopft es, leise und zaghaft.
    »Ich bin es, Karoline«, klingt es schüchtern von der anderen Seite.
    Erleichtert lässt Jule das Messer sinken, während Mara die Tür öffnet.
    »Nun bin ich doch heraufgestiegen.« Die alte Dame schaut uns an, als würde sie dafür um Entschuldigung bitten. »Aber ich bleibe hier draußen, wenn das in Ordnung ist. Jule, schau mal, da in der Küche müssten noch das Körbchen und das Katzenklo stehen. Ich dachte mir, dass du die Sachen vielleicht brauchen kannst, nachdem du jetzt die Katzenkinder hast.« Damit wendet sie sich auch schon wieder zum Gehen.
    Sie mag sich wohl nicht in der Nähe des Tatorts aufhalten, auch wenn rein äußerlich nichts darauf hindeutet, dass hier ein Mensch sein Leben lassen musste. Als sie schon zwei Treppenstufen hinabgestiegen ist und sich dadurch mit mir beinahe auf Augenhöhe befindet, wendet Karoline sich noch einmal um. »Werft den Schlüssel dann einfach in meinen Briefkasten, ihr Lieben. Ich hab noch etwas zu erledigen.«
     
    Mara blickt zunächst verdutzt auf ihre Armbanduhr, dann auf die alte Dame, sagt aber nichts.
    Kaum ist Karoline verschwunden, schauen sich die beiden Frauen noch einmal gründlich in Lianes Behausung um. Die Wohnungstür ist bereits wieder sorgfältig verschlossen.
    Jule lehnt mit dem Po am Küchenschrank und lässt den Blick durch die offene Tür hinüber in Lianes Wohnzimmer schweifen.
    »Findest du nicht auch, dass es trotz der Unordnung, die der Einbrecher hinterlassen hat, ziemlich aufgeräumt hier aussieht?«
    Ich liege unter dem Schreibtisch, von wo aus ich die ganze kleine Wohnung im Blick habe, höre aufmerksam zu und versuche, mir all das zu merken, worüber die beiden sprechen.
    »Hm. Eher leer und ein bisschen ärmlich, würde ich sagen«, antwortet Mara und inspiziert derweil das Schlafzimmer. Auch dort herrscht Unordnung, die Wäsche wurde aus dem großen Kleiderschrank herausgerissen und auf dem Boden verstreut, die Matratze des Bettes steht schräg hochgeklappt an der Wand. Die Nachttischlampe auf dem kleinen Nachtschränkchen ist umgefallen.
    Gedankenverloren stellt Mara sie wieder hin und spielt an dem Schalter. Nichts passiert. »Kaputt«, bedauert sie. Dabei fällt ihr Blick auf eine kleine Figur, die auf dem Boden liegt. Sie sieht aus wie ein Mensch mit Hundekopf, finde ich.
    »Anubis«, sagt Mara leise, während sie die Figur aufhebt und auf den Nachtschrank stellt.
    »Wie?«, schreckt Jule aus ihren Gedanken auf. »Sagtest du eben
Anubis

    »Ja, warum verwundert dich das so sehr?« Mara kommt zurück in die kleine Küche und sieht Jule fragend an.
    »Weil
Anubis
Lianes Passwort für den Computer im Tierheim war.«
    Mara stöhnt leise auf: »Stimmt, wir wollen ja die Mails noch zusammen anschauen, und es ist schon 22 Uhr.«
    »Was, so spät schon?« Jule ist irritiert »Wo will Karoline denn um diese Zeit noch hin?«
    Ich kann es Jule am Gesicht ablesen, dass sie Sehnsucht nach ihrem Bett hat.
    »Lass mich wenigstens die Bücher aufräumen«, bietet Mara an. »Schau du inzwischen nach dem Katzenklo und dem Körbchen.«
    »Oh, die hätte ich jetzt beinahe vergessen«,

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