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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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gefunden.«
    Testament, das habe ich schon einmal im
Tatort
gehört. Wenn jemand stirbt, steht im Testament, wer sein Geld, sein Haus und seinen Goldschmuck bekommen soll. Aber wieso Karolines Testament? Liane ist es doch diejenige, die tot ist? Mein Kopf ist zu klein für so komplizierte Gedanken.
    Da wir gerade im Stadtpark ankommen, Jule mich von der Leine lässt und ihrer Freundin am Telefon ausführlich vom gestrigen Abend berichtet, nutze ich die Chance und flitze zum Tierheim. Nino liegt am Zaun in der Sonne, neben ihm hockt Harry und wedelt mit dem Schwanz, als er mich kommen sieht. Fast könnte man meinen, die beiden hätten auf mich gewartet. Es ist keine Zeit für eine lange Begrüßung, ich muss meine Neuigkeiten loswerden und hoffe auf Ninos Rat. Er möchte möglichst genau wissen, worum es in dem Testament geht, und ich bedauere, dass Jule am Telefon keine Details genannt hat. Wer erbt was? Was hat Karoline überhaupt zu vererben? Und vor allem, warum regt sich Jule über Karolines Testament so auf, wenn doch Liane ermordet wurde? Nachdem ich mir all diese Fragen von der Seele geredet habe, schweigt Nino eine Weile, was bedeutet, dass er nachdenkt. Harry rennt aufgeregt hin und her und verscheucht die anderen Hunde, die neugierig herüberschauen.
    »Hm, es könnte einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Liane und dem Einbruch hier im Tierheim geben«, vermutet Nino schließlich. »In beiden Fällen wurde etwas gesucht. Vielleicht das Testament?«
    Doch warum? Das wird sich hoffentlich heute Nachmittag beim Tee mit Karoline herausstellen. Nino trägt mir auf, besonders wachsam zu sein und aufmerksam dem Gespräch der Frauen zu folgen.
    »Jedes winzige Detail könnte wichtig sein«, beschwört er mich zum Abschied. Beagle Harry bellt wichtigtuerisch und bestätigend, obwohl sein leicht verwirrter Blick sagt, dass er gar nichts verstanden hat.
     
    Als wir nach Hause kommen, duftet es verführerisch nach frisch gebackenem Kuchen und Erdbeeren. Hm, lecker! Es gibt doch einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Duft echter Erdbeeren und diesem Erdbeerparfüm, das Yvonne benutzt. Carla ist ganz stolz auf ihre Kreation, denn sie hat aus drei Erdbeerkuchenrezepten eines gemacht. Allerdings sieht die Küche aus, als hätte sie mindestens zehn Kuchen gebacken.
    »Kind, jetzt hab ich dir doch schön geholfen, nun haben wir was Leckeres zum Kaffee. Nur aufräumen musst du noch, ich weiß ja gar nicht, wo das alles hingehört.«
     
    Jule schüttelt stumm den Kopf, sagt aber nichts und macht sich ans Werk. Sehe ich da etwa einen winzigen Funken Schadenfreude in ihren Augen aufblitzen, als sie sagt: »Oh, das hab ich ganz vergessen zu erzählen. Nachher kommt Mara, wir sind zum Tee bei einer Freundin eingeladen.«
    Doch anstatt sich zu grämen, dass sie mit dem Kuchen allein zurückbleiben muss, wie Jule erwartet hat, ruft Carla erfreut:
    »Das ist ja perfekt! Da nehmen wir den Kuchen natürlich mit!«
    WIR! Sie hat WIR gesagt! Wenn ich das richtig verstehe, kommt Jules Mutter mit zu Karoline. Ich freue mich und zeige dies durch fröhliches Bellen und Schwanzwedeln. Irre ich mich, oder schaut Jule mich tadelnd und zugleich leicht genervt an? Zu Carla sagt sie nur: »Prima Idee, Mama!«, aber ihre Stimme klingt nicht wirklich froh. Warum nur?
    Angestrengt denke ich darüber nach, bis mein Genick vom Kopf schräg halten fast schon steif ist. Ah, ich glaube, jetzt hab ich’s! Carla weiß ja noch gar nichts von der Mordgeschichte, und mir fallen gleich mehrere Gründe ein, warum Jule ihr das verschwiegen hat. Carla ist eine kluge, selbstbewusste Frau. Jedoch ist sie auch ständig besorgt um Jule. Ich höre im Geiste schon ihre Stimme, wie sie rufen würde:
Kind, du in einen Mord verwickelt? Um Himmelswillen!
    Außerdem ist sie eine Klatschtante, wie die Menschen es nennen. Sie kann nichts für sich behalten und redet selbst mit wildfremden Menschen über sehr persönliche Dinge. Das hat Jule schon in manch peinliche Situation gebracht. Ich erinnere mich, dass wir einmal in einem gemütlichen Café saßen – Jule, Carla und ich. Mit antiken Polsterstühlen und kleinen runden Tischen. Auf dem Boden lagen weiche Teppiche, was mir besonders gut gefiel. Neben uns an den Tischen saßen ebenfalls Menschen, die sich leise und dezent unterhielten. Die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen, und Jule wünschte Rhabarberkuchen.
    »Kind, davon bekommst du doch Durchfall!«, war Carlas Kommentar. In voller Lautstärke.

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