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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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Jule, die Kellnerin und die Gäste an den Nebentischen schwiegen, peinlich berührt. Doch Carla setzte noch einen drauf: »Und pupsen musst du davon auch immer. Wir nehmen Apfelstrudel!«
     
    Wenig später klingelt es, und Mara steht vor der Tür. Sie hat heute, was sie selten tut, statt Hosen und T-Shirt ein Kleid angezogen. Eng, mit so winzigen schmalen Trägern an den Schultern und natürlich in ihrer Lieblingsfarbe Schwarz. Ich finde, sie sieht sehr hübsch aus darin, aber Jule ist noch ein bisschen hübscher.
    Mara wird von Carla überschwänglich begrüßt. Jules Mutter erkundigt sich nach ihren neuesten Skulpturen und fragt, ob sie sich nun endlich an den von ihr, Carla, vorgeschlagenen nackten Adonis herangewagt hätte.
    »Den würden sie dir aus den Händen reißen, Kind, ganz bestimmt!«
    Nun schüttelt Mara schweigend den Kopf, denn genau wie Jule mag sie es überhaupt nicht, von Carla
Kind
genannt zu werden. Außerdem hat Jules Mutter keine Ahnung von Kunst und Bildhauerei und ist der Meinung, dass lebensechte, nackte Menschen sich viel besser verkaufen würden, als das ganze abstrakte Gedöns, wie sie sich einmal ausgedrückt hat. Mara hält es wie Jule und lässt sich lieber auf keine Diskussion ein, aber es ist ihr anzusehen, dass sie sich in ihrer Künstlerehre verletzt fühlt.
    Carla hat zur Feier des Tages tatsächlich ein erdbeerfarbenes Kostüm angezogen und lässt es sich nicht nehmen, ihren Kuchen selbst wie eine Trophäe vor sich herzutragen und die Tortenbox im Auto behutsam auf ihren Knien zu balancieren. Mara fährt heute besonders vorsichtig, damit das gebackene Kunstwerk heil bei Karoline ankommt.
    Wie immer parken wir wieder vor der Metzgerei Krumm, und sofort meldet sich ein kleines, vergessenes Gedankenkrümelchen in meinem Kopf, kaum dass mir der Leberwurstduft in die Nase zieht. Doch Carlas Geplapper lässt nicht zu, dieses weiter zu verfolgen. Darum höre ich mir bis zu Karolines Haustür fellsträubende Berichte von einem Huhn mit zwei Köpfen an, das neulich bei ihnen an der Uni zu bestaunen gewesen sei, und von einem ganz neuen eiweißhaltigen Brot, das ihr Bäcker jetzt anböte, wovon man abnehmen würde. Jules Mutter zuzuhören gleicht einem besonders gründlichen Frühjahrsputz im eigenen Kopf. Alle Gedanken, die vorher in irgendwelchen Ecken saßen und darauf warteten, zu Ende gedacht zu werden, sind plötzlich fort. Hinausgefegt.

[home]
    Kapitel 15
Geschichten zum Tee
     
    Karoline freut sich sehr, uns zu sehen. Nur die Katzen der alten Dame beäugen uns misstrauisch, aus sicherer Entfernung und von oben herab. Sie kauern zu dritt auf der großen Eichenholzvitrine in Karolines Wohnzimmer und bleiben stumm. Ich ignoriere sie, wie sonst auch. Allerdings kann ich die kleinen Kätzchen, die gestern Abend in Karolines rollender Tasche saßen, nirgendwo entdecken.
    Carla und der Kuchen sind der alten Dame herzlich willkommen. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, was Karoline dazu veranlasst, Carla sofort zu duzen. Sie bittet uns, in ihrem Wohnzimmer Platz zu nehmen, wo bereits ein Teller mit vielen verschieden aussehenden Keksen zum Zugreifen verleitet. Selbst gebacken, wie Karoline nebenbei erwähnt. Die alte Dame scheint unsere Treffen für eine kleine private Modenschau zu nutzen, denn heute trägt sie ein blaues Strickkostüm, das tatsächlich mit kleinen Kätzchen bestickt ist. Allmählich fühle ich mich von Katzen umzingelt. Während die vier Frauen beim Tee sitzen und munter über das Wetter, den Sommer und weitere Belanglosigkeiten plaudern, denke ich, dass dies einer der wenigen Momente ist, in denen ich es bedauere, ein Hund zu sein. Zu gern würde ich jetzt, so wie Jule, immer schön abwechselnd einen Bissen Erdbeerkuchen und einen von Karolines Keksen in meinem Maul verschwinden lassen. Oder auch erst ein ganzes Stück Erdbeerkuchen und anschließend ein paar Kekse, so wie Mara es tut. Das wäre mir, ehrlich gesagt, egal. Hauptsache, ich dürfte an diesen Köstlichkeiten teilhaben, deren Duft meine Nase kitzelt. Stattdessen liege ich mit Flocke unterm Tisch und hoffe, dass ein paar Krümel oder im besten Fall ein ganzer Keks ganz zufällig und aus Versehen auf dem weichen Teppich landen.
     
    Langsam wird es ruhiger, das Klappern der Kuchengabeln verstummt, die knuspernden Geräusche des Keksekauens ebenso. Die belanglosen Gesprächsthemen sind wohl ausgeschöpft. Selbst Carla scheint ausnahmsweise stumm ihren Gedanken nachzuhängen.
    Mich durchzuckt ein

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