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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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die richtige Stelle auf meinem Rücken und bleibt dort liegen.
    »Zu deiner Linken Livio, der Zahnarzt, Sohn von … Er wartet auf den Tod des Vaters, um eine seit zwanzig Jahren existierende Praxis Konkurs gehen zu lassen.«
    Livio erhebt sein Glas. Er regt sich nicht darüber auf.
    »Vor dir Manuel, der Blonde. Was macht Manuel genau? Was machst du eigentlich, Manuel?«
    Die anderen lachen.
    »Leck mich am Arsch«, sagt Manuel lächelnd.
    Seine Hand liegt immer noch unverändert da.
    »Ok, sagen wir also, Manuel studiert. Noch ungefähr zehn Jahre und promoviert dann irgendwann mal.«
    Der Blonde bewegt kaum die Lippen, um sich zu wiederholen.
    »Marco und Gabriele hingegen haben mit mir das Studium abgeschlossen. Sie haben einen Pakt geschlossen: Am Ende des Referendariats soll derjenige, der übernommen wird, den anderen umbringen, ohne ihn leiden zu lassen.« Er nähert sich meinem Ohr, meiner Wange. »Aber ich wette, das Gegenteil wird der Fall sein.«
    Savareses Freunde rücken auf der Sitzbank zusammen, um uns Platz zu machen.
    »Und die Damen dort hinten sind Angela, Tina und Daniela, die uns im Lauf der Jahre zum Opfer gefallen sind. Im Allgemeinen braucht man sich ihnen nur zu nähern, während sie allein und schutzlos am Tresen eines Pubs sitzen, und sie an unseren Tisch zu bitten, das war's dann. Wir machen keine Gefangenen.«
    Die jungen Frauen nicken mir zu und lächeln ihn an. Ich bin eine von ihnen.
 
    »Vorwärts, auch die Lehrerin.«
    Nicht mal im Traum!
    Ich hatte meine Aufgaben bereits erledigt: Ich war vor Dienstbeginn da, hatte das Klassenbuch unterschrieben, die Schüler aufgerufen.
    Dip und Rita. Anwesend.
    Sid. Verschlafen und gelangweilt. Anwesend.
    Mattia, verärgert, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Anwesend.
    Alle standen wir startklar vor dem Kleinbus und warteten nur noch auf Riccardi und die Belcari.
    »Wir können losfahren«, sagte sie und setzte sich nach vorn.
    Andrea vertrieb sich die Hälfte der Fahrtzeit damit, gegen die Wagentür zu trommeln.
    Der Kleinbus brachte uns die Hügel hinauf, bahnte sich auf dem unbefestigten, vom jüngsten Regen matschigen Pfad einen Weg durch das Wäldchen. Vor sechzig Jahren waren über dieses Stückchen Erde zwanzigjährige Partisanen gekrochen, die unter Hunger und Kälte gelitten und versucht hatten zu töten, ohne selbst getötet zu werden, in der Hoffnung, etwas zu bewirken.
    »Ist es das da?«, fragte Mattia.
    Der Bretterzaun umgrenzte ein Rechteck, das von den Ställen bis zu einer kleinen Hütte mit Eisentür reichte.
    »Ja, das ist es.«
    Einer nach dem anderen stieg aus, passte seinen durch eine Behinderung beinträchtigten oder einfach nur unbeholfenen Gang den Unebenheiten der Straße an.
    Andrea klammerte sich mit aller Kraft an den Armlehnen des Sitzes fest.
    Die Belcari gab mir ein Zeichen, mit den anderen vorauszugehen.
    »Wir holen euch schon ein.«
    Am Eingang der Reitbahn tauchte ein Mann mit graumelierten Haaren in Gummistiefeln auf, dem eine Zigarette im Mundwinkel hing.
    »Wir sind die Gruppe vom Bernini-Gymnasium.«
    »Gaglio«, stellte er sich vor und warf die Zigarette weg.
    Er hielt uns das Gatter auf, führte uns zu den Ställen.
    »Lorenzo! Hol die Herrschaften raus!«
    Ein junger Mann mit Bürstenhaarschnitt trat hervor und zog ein Pferd mit einem riesigen grauen Kopf hinter sich her.
    »Also«, sagte Gaglio, »wer will jetzt unsere Pferde füttern?«
    »Ich! Ich!«
    Auf Nahrungssuche die feuchten Mäuler vorstreckend, fanden Principessa und ihre Gefährten die Handflächen der Kinder, leckten darüber und klauten sich dabei das entzweigebrochene Johannisbrot, das sie sogleich mit den Zähnen zermahlten.
    Mattia fütterte Lloyd und Newton. Er verteilte Johannisbrot an die Mitschüler, zeigte ihnen, wie man die geöffnete Hand unter das Maul des Pferdes hielt.
    Die Hügel ringsumher schlossen uns ein und schützten uns. Am Ende der Straße, etwas höher gelegen, beobachtete uns eine gelbe Villa, ohne dass wir es merkten.
    »Vorwärts, jetzt auch die Lehrerin«, sagte Gaglio.
    »Ja!«, riefen die Kinder.
    Principessa öffnete das Maul, um das Johannisbrot auf Ritas ausgestreckter Hand mit den Zähnen zu packen, und ließ die dicke Zunge darübergleiten.
    »Nein, danke. Macht ihr nur mal weiter.«
    »Es ist nichts mehr da«, sagte Mattia und schüttelte den Futtersack.
 
    »Entschuldigt, Leute, ich muss jetzt gehen. Morgen ist Schule.«
    Savarese hält meine Hand auf dem Tisch fest.
    »Bleib«, sagt er. »Ich

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