Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
Vom Netzwerk:
dich.«
    Riccardi zuckte mit den Schultern, warf sich dann auf den Stuhl, stützte die Ellenbogen auf die Bank, presste sich die Fäuste an die Ohren.
    Wie einen Glücksbringer zog ich sogleich das Lesebuch aus der Tasche.
    »Andrea, das hier wird dir gefallen: Es ist die Geschichte von einem Monster, einem Riesen.«
    Er hörte mir nicht zu, ballte die Fäuste noch fester zusammen.
    Ich trat einen Schritt zurück, damit er genug Platz hatte.
    Miranda hörte auf, an die Tafel zu schreiben, erwartete von mir, dass ich mich beeilte.
    »Komm, Andrea. Lass uns mal kurz rausgehen.«
    Er tastete nach meiner Hand, drückte sie.
    »Und der Leguan?«
    Hinter mir hörte ich Miranda stöhnen.
    »Komm, wir gehen raus.«
    Andrea ließ meine Hand los, versuchte, mich wegzustoßen.
    »Der Leguan?«
    »Der Leguan ist drüben. Warum?«
    Er stand auf und rannte zur Tür.
    »Warte, Riccardi, warte!«
    Ich rechnete damit, dass er sich ins Förderbüro stürzen würde, aber er stand vor der Tür zu den Toiletten, drückte die Handflächen dagegen. Wie üblich versuchte er, an der Wand hochzuklettern, fiel zurück auf den Boden.
    »Verdammt!«, schrie er.
    Ich hatte ihn eingeholt.
    »Andrea.«
    Riccardi bückte sich, breitete die Arme an der Wand aus, ließ den Kopf hängen.
    Ich streckte eine Hand aus, legte sie neben seine.
    »Es ist nicht deine Schuld. Das schafft niemand. Es liegt an der Mauer. Siehst du? Sie ist glatt.«
    Er schwieg.
    Allmählich spürte ich meinen erhobenen Arm schwer werden, die Wand wurde von Minute zu Minute glatter, um sich zu rächen. Spiderman ist schuld daran, Andrea. Du siehst ihn zwischen den Hochhäusern herumturnen und meinst, das sei ganz leicht, ganz normal. Aber er hat seine Spinnennetze, deshalb gelingt ihm das. Wir aber haben nichts.
    Einige Kollegen tauchten im Gang auf, sahen uns so stehen: Zwei Verrückte, die eine Wand stützen, sie am Einstürzen hindern wollen oder versuchen, sie einzureißen, und es nicht schaffen.
 
    »Eigentlich nichts. Und bei dir?«
    Savarese zuckt mit den Schultern.
    »Das Übliche: Arbeit, Frauen. Vor allem Frauen.«
    »Verstehe.«
    Jedes Mal, wenn er lächelt, entstehen um seinen Mundherum ganz feine Linien. Selbst wenn er mal auf die sechzig zugeht, wird er immer noch gut aussehen.
    »Ich jedenfalls habe dir nicht gesagt, dass sie hier arbeitet.«
    Nun ergreift er endgültig von meinem Glas Besitz.
    »Das war auch nicht nötig: Ich kann schließlich Gedanken lesen«, erwidert er mit prüfendem Blick auf das, was von meinem Getränk noch übrig geblieben ist. »Und ich kam hier zufällig mit ein paar Leuten vorbei.«
    Er zeigt mir die Gruppe, die gerade an dem Tisch im hinteren Bereich des Lokals Platz genommen hat. Dann schaut er mich an, als wolle er von mir eine Röntgenaufnahme machen.
    »Hast du einen festen Freund?«
    Seit drei Jahren.
    »Nein.«
    Seit drei Jahren , beharrt Biagini.
    Diese Sache mit dem Mentor entgleitet mir allmählich.
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Aus wem? Gianni?«
    »Sieh mal an, es gibt also doch jemanden«, grinst Savarese. »Er heißt Gianni.«
    Er hat dich reingelegt , sagt Biagini. Du musst nicht den Schlaumeier spielen.
    »Und besteht irgendeine Möglichkeit, dass dieser Gianni plötzlich hier auftaucht, um mich zu verprügeln und den Barhocker für sich zu reklamieren?«
    Ich denke wieder an das rote Tischchen, an die Plastikstühle.
    »Nein.«
    »Gut«, sagt er. »Denn jetzt genehmigen wir uns noch einen leicht verdünnten Hochprozentigen und setzen uns zu den anderen. Eine halbe Stunde, und einer meiner Reptilienfreunde wird versuchen, dich in seine Wohnung mitzunehmen.«
    Er steht auf, fängt Marco ab und bestellt bei ihm zwei Rum-Cola.
    »Um ihm zu gefallen, solltest du aussehen, als würdest du ihn sofort ranlassen. Wenn ich also über dich herfalle, lass mich nur machen: Dadurch wirst du für ihn unwiderstehlich.«
    »Danke für die Aufmerksamkeit, aber ich bin eigentlich schon am Gehen.« Ich suche Marco in der Menge. Er ist verschwunden.
    Savarese bezahlt, bevor ich ihn daran hindern kann. Er nimmt meine Hand, führt mich durch die Menge, die sich öffnet, um uns durchzulassen, und sich hinter uns wieder schließt.
    »Meine Herren, ich habe ein neues Opfer mitgebracht.«
    Um den Tisch herum sitzen etwa zehn Personen. Die meisten über dreißig. Männer mit gepflegtem Voll- oder Spitzbart, sportlichen Jacken, teuren Schuhen. Einige tragen Brillen, schwarze, mit dicken Fassungen im Vintage-Stil.
    Savareses Hand findet genau

Weitere Kostenlose Bücher